Pirmasens Esperanto lernt, wer Freunde finden will

Langeweile kennt Martin Thorenz nicht. Wenn er Zeit übrig hat, lernt und lehrt er – am liebsten Esperanto.
Langeweile kennt Martin Thorenz nicht. Wenn er Zeit übrig hat, lernt und lehrt er – am liebsten Esperanto.

„Esperanto ist die Fremdsprache, die ich am liebsten spreche“, sagt Martin Thorenz. Seit 20 Jahren ist die Plansprache, die er heute auch unterrichtet, nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Doch da gibt es noch so viel mehr, was ihn ausmacht. Der gebürtige Pirmasenser gehört sicher derzeit zu den kreativsten Köpfen der Stadt. Zusammen mit seinem Ehemann Olaf Mäckler stellte er das Projekt „Kunstgenuss“ auf die Beine oder designt unter dem eigenen Label „Maniero“ Schuhe, Gürtel und vieles mehr. Die beiden sind in diesem Jahr zehn Jahre verheiratet und wollen sich dann auch erneut und offiziell gemäß dem neuen Ehegesetz da „Ja-Wort“ geben.

Martin Thorenz sitzt entspannt im Café Kunstgenuss am Tisch. Vor ihm liegt ein kleines, altes Esperantobuch. Einer der beiden Kurse, den er unterrichtet, ist heute aufgrund einiger Erkrankungen ausgefallen und so hat er Zeit, seine Esperanto-Geschichte zu erzählen. „Schon als kleiner Junge erzählte mir mein Papa von Esperanto und ich war von dem Gedanken fasziniert, mit allen Menschen auf der Welt sprechen zu können“. Der kleine Martin suchte im Lexikon, fand aber nichts, was ihn weiterbrachte, und so geriet die Sache erst mal in Vergessenheit.

Esperanto-Kurs per E-Mail

Später im Deutschunterricht war Esperanto wieder Thema, wurde aber vom Lehrer als fehlgeschlagener Versuch abgetan. Die dritte Begegnung mit Esperanto hatte Martin Thorenz dann 1991 bei einer Studienreise ins tschechische Zlín. Dort entdeckte er in einer Buchhandlung jenes kleine Esperanto-Taschenlehrbuch, das er auch heute bei sich trägt. Das Buch geriet allerdings erst mal im heimischen Bücherregal aufgrund anderer Projekte in Vergessenheit. Erst an einem kalten, verregneten Sonntag im Jahr 1997 fiel das Büchlein Thorenz wieder in die Hände und es fesselte ihn. Das Lehrbuch enthielt auch eine veraltete Liste mit Esperanto-Gruppen in der DDR. Damals hatte er auch schon einen Internetanschluss und er begann zu recherchieren und fand einen Link zur Deutschen Esperanto-Jugend, zu der er dann direkt Kontakt aufnahm. Er absolvierte einen Esperanto-Kurs in zehn Lektionen via E-Mail. Aber das reichte ihm nicht und er lernte autodidaktisch mit seinem Taschenlehrbuch weiter.

Schlüsselerlebnis auf Geschäftsreise

Er entdeckte den nahegelegenen Saarländischen Esperanto-Bund, nahm Kontakt mit dem Vorsitzenden Oliver Walz aus Zweibrücken auf und besuchte kurz darauf erstmals den „Esperanto-Stammtisch“ der Saarländer. Ab sofort hatte er einen „Esperanto-Veranstaltungs-Kalender“ und besuchte viele Veranstaltungen und Treffen im In- und Ausland. Auf einer Geschäftsreise hatte er ein Schlüsselerlebnis in einem kleinen Copyshop in Pécs (Südungarn). Er unterhielt sich über zwei Stunden mit der alten Dame, die den Copyshop betrieb, sie tranken Tee miteinander. „In keiner anderen Sprache hätte der Wortschatz nach nur drei Monaten für ein derart intensives und langes Gespräch gereicht“, erklärt Thorenz fasziniert. Mit diesem Erlebnis war ihm die Sprache endgültig ans Herz gewachsen. Sie ist für ihn ein Weg gegen den Sprachimperialismus unserer Zeit. Eine gerechte Fremdsprache für alle. Heute ist Martin Thorenz Mitglied im Welt-Esperanto Bund und dort auch der Delegierte für Pirmasens.

Master in Erwachsenenbildung

Hauptberuflich arbeitet Martin Thorenz als Fachlehrer für Schuhtechnik an der Deutschen Schuhfachschule in Pirmasens. Auch hier ist er bekannt für seine kreativen Ideen. Es war ein langer Weg dahin. Nach dem Abi machte er zuerst eine Ausbildung als Schuhfertiger, war zwei Jahre am Prüf- und Forschungsinstitut tätig und studierte dann in Pirmasens und Kaiserslautern die Fachrichtung Schuhtechnik. Nach dem Abschluss als Diplom-Ingenieur war er zunächst als Assistent der Betriebsleitung, später als Betriebsleiter bei der Schuhfabrik Carl Semler tätig. Das füllte ihn allerdings auf Dauer nicht aus. Er wollte auch da schon sein Wissen und seine Ideen weitergeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn Karlheinz Dauenhauer, der damalige Direktor der Berufsbildenden Schule, schon mehrfach gefragt, ob er nicht Lehrer an der BBS werden wolle. Thorenz stimmte zu und begann im November 2001 seine Fachlehrerausbildung. Einen Master in Erwachsenenbildung setzte er noch obendrauf. Bis heute unterrichtet er an der zur BBS gehörenden Deutschen Schuhfachschule. Langeweile kennt Martin Thorenz nicht. Wenn er Zeit übrig hat, lernt und lehrt er – am liebsten Esperanto. Er zitiert: „Wer weltweit Freunde finden will, lernt Esperanto. Wer Geschäfte machen will, lernt Englisch. Wer weise ist, lernt beides!“ Kontakt www.esperanto-saarland.de

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