Pirmasens Eritreer läuft in anderer Liga

«ERFWEILER.» Pünktlich um 10 Uhr schickt Verbandsbürgermeister Michael Zwick an diesem Sonntag auf dem Sportplatz des TuS Erfweiler das 148-köpfige Teilnehmerfeld auf die Strecke des allerersten Winterkirchel-Laufs. Es regnet leicht. 11,3 Kilometer und 300 Höhenmeter sind zu absolvieren. Überall beobachten Zuschauer das Rennen. Vom Start weg führt Kiflom Sium. Der für den TV Bad Bergzabern, in Dahn wohnende Eritreer läuft in einer anderen Liga, das weiß jeder Teilnehmer. Auch die Zuschauer im Ziel sind nicht überrascht, als bekannt wird, dass der 32-Jährige, der seit 2017 in Deutschland anerkannter Flüchtling ist, nach neun Kilometern annähernd sechs Minuten Vorsprung hat. Traum von Olympia Im Ziel, das er nach 41:16 Minuten erreicht, sind es exakt fünf Minuten. Bei einem alkoholfreien Bier stellt das zurückhaltende Lauf-Ass fest: „Die Strecke war schwer.“ Und für ihn besonders schwer, denn Sium trug gewissermaßen „Slicks“, also glatte Laufschuhe. Auf der aufgeweichten Strecke bestand so erhöhte Rutschgefahr. Sein Traum ist nach wie vor die Teilnahme an Olympischen Spielen für Deutschland. Seine Halbmarathonbestzeit steht bei 1:01 Stunde, sein persönlicher Rekord über zehn Kilometer bei 28:30 Minuten. „Anspruchsvoll, abwechslungsreich, schön“ – so beschreibt der Zweitplatzierte, Philipp Ullrich (46:16) aus Dierbach, ebenfalls für den TV Bad Bergzabern am Start, den Trail und fügt hinzu: „Ich wäre nächstes Jahr ganz sicher wieder am Start.“ Doch Marco Wagenblatt vom TuS Erfweiler gibt zu verstehen: „Es sollte eine einmalige Veranstaltung sein, eine Wiederauflage im kommenden Jahr ist nicht angedacht.“ Die 70 Helfer vom Turn- und Sportverein sorgten nicht nur für einen reibungslosen Ablauf, sondern auch dafür, dass jeder Finisher am Fußballplatz ein Spalier durchlief, das einem das Gefühl gibt, Olympiasieger geworden zu sein. Wie immer freudestrahlend und voller Elan überquert Marko Martin vom Hauensteiner Laufteam Eiscafé Winter die Ziellinie, dieses Mal als Dritter in 46:37 Minuten. Sein Kommentar zum Winterkirchel-Lauf: „der Knaller!“ Jutta Bendel vom TuS Heltersberg bleibt in 59:56 Minuten als einzige der 35 Frauen unter einer Stunde. Sie schwärmt vom bergigen Trail. „Ich liebe den Berg“, sagt die Vorderpfälzerin aus Klingenmünster. Ihr Ziel ist die Teilnahme an den deutschen Berglaufmeistershaften im kommenden Jahr in der Altersgruppe Ü60. Ehemann ist schneller Mit dem zweiten Platz bei den Frauen mehr als zufrieden ist Nicole Cherie-Kerner, auch wenn sie das Ziel, ihrem Ehemann Andreas Kerner zeitlich zu folgen, nicht ganz erreicht hat. Die Schwanheimerin benötigt 1:03:22 Stunde und damit vier Minuten mehr als ihr Mann. „Ich dachte, es wird leichter“, stellt die Merzalberin Daniela Höreth vom Laufteam Pirmasens, Dritte bei den Frauen in 1:03:41 Stunde, fest. Am Ende hätten ihr einige Körner gefehlt, resümiert die 40-Jährige, sie war aber dennoch mit ihrer Leistung zufrieden. Matthias Dauenhauer vom TuS Heltersberg erreicht sein persönliches Ziel, unter einer Stunde zu bleiben. Seine Zeit: 59:21 Minuten. Auch die westpfälzische Laufikone Thomas Dehaut – er hält den Streckenrekord beim Pfälzerwaldmarathon (2008: 2:37:59 Stunden) – und der Lemberger Radrennfahrer Jens Becker schnüren in Erfweiler die Laufschuhe. Der 56-jährige Dehaut kommt in 57:59 Minuten ins Ziel, Becker in 47:01 Minuten und verpasst damit als Vierter knapp das Siegertreppchen. Die Ergebnisse Männer: 1. Kiflom Sium 41:16 Minuten, 2. Philipp Ullrich (beide TV Bad Bergzabern) 46:16, 3. Marko Martin (Eiscafé Winter Hauenstein) 46:37, 4. Jens Becker (TV Lemberg) 47:01, 5. Matthias Wagner (TV Hinterweidenthal) 47:35, 6. Markus Ertel (TV Bad Bergzabern) 48:15, 7. Eric Konrath (TV Hinterweidenthal) 48:38, 8. Matthias Drabold (LC Haßloch) 50:28, 9. Wolfgang Seibel (Hauenstein) 51:17, 10. Martin Kunz (Eiscafé Winter Hauenstein) 51:18, 11. Christophe Delaunay (Landau Running Company) 51:41, 12. Markus Kaltenbach (LG Kapellen Drusweiler) 52:27, 13. Frank Wieg (TV Bad Bergzabern) 52:36, 14. Jürgen Binder (TuS Heltersberg) 53:09, 15. Alexander Kripo 53:23, 16. Erik Struppler (TV Herxheim) 53:36, 17. Andreas Braun (RSC Felsenland) 53:43, 18. Stefan Hartmann (Eiscafé Winter Hauenstein) 54:00, 19. Jörg Wünstel (TV Herxheim) 54:14, 20. Jürgen Mees (Budo-Club Zeiskam) 54:26. Frauen: 1. Jutta Bendel (TuS Heltersberg) 59:56, 2. Nicole Cherie-Kerner (ASV Schwanheim) 1:03:22, 3. Daniela Höreth (Laufteam Pirmasens) 1:03:41, 4. Ulrike Friedrich (TuS Erfweiler) 1:04:57, 5. Katrin Hirschinger (TuS Erfweiler) 1:05:46, 6. Susanne Bauer (LT Venusberg-Bonn) 1:05:54, 7. Claudia Kummrow (Laufteam Pirmasens) 1:07:15, 8. Susanne Broich (SSG Sparkasse Vorderpfalz) 1:07:38, 9. Katja Heuser (TV Herxheim) 1:08:18, 10. Simone Brück (TV Herxheim) 1:08:19, 11. Susanne Nikolaus (TV Herxheim) 1:08:23, 12. Julia Feith (Hauenstein) 1:08:24, 13. Petra Pilger (TV Herxheim) 1:09:34, 14. Regina Kistner (LG Rülzheim) 1:09:43, 15. Elisabeth Wegmann (TV Bad Bergzabern) 1:10:24, 16. Julia Vogel (Wasgaubiker) 1:11:17, 17. Katja Gaab (TV Hinterweidenthal) 1:11:48, 18. Elke Bärwinkel (Landau Running Company) 1:12:07, 19. Sophia Berlin 1:12:58, 20. Michelle Stöckle 1:13:38.