Pirmasens Das „Girl from Ipanema“ lässt die Füße baumeln

Viviane de Farias und ihre Begleiter (von links) Paolo Morello , Robert Koch, (Kim Barth und Aron Hantke in der Alten Post.
Viviane de Farias und ihre Begleiter (von links) Paolo Morello , Robert Koch, (Kim Barth und Aron Hantke in der Alten Post.

Tiefenentspannt war das Konzert von Viviane de Farias und ihrer Band. Die Sängerin begeisterte am Sonntag das Pirmasenser Publikum derart, dass sich alle fühlten, als baumelten sie in Hängematten am Strand von Rio.

Die brasilianische Sängerin erzählte so viel von ihrer Heimat, dass die Zuhörer Fernweh bekamen und nur so dahinschmolzen hinter der großen Fensterfront des Kuppelsaals der Alten Post, durch die die Sonne unaufhörlich brannte. Und das im November – passend zur Musik, fand Bernd Adler, und Vivane de Farias versprühte sogleich Strandmentalität. Es war die dritte Jazz-Matinee, die von Bernd Adler initiiert wurde. Wieder in der Alten Post, wieder als Benefizveranstaltung zugunsten des Pakts für Pirmasens. Und sie war sehr gut besucht, aber nicht ausverkauft. Musikalisch ging es in die Gefilde des Bossa Nova und Samba, zur ganzen Vielfalt der brasilianischen Musik. Mit einem bunten, weiten Gewand schwebte Viviane De Farias auf die Bühne, um den Saal in Copacabana-Flair zu tauchen: mit ihrer kräftigen und doch feinfühligen Stimme, mit Tanz und großen Gesten. Wollte die Sängerin eigentlich ihre aktuelle CD „Vivi“ präsentieren, sang sie von diesem Album letztlich aber doch nur drei Titel: „Baiaozinho“, „Quero Cantar“ und „Domingo“. Es war ihr wichtig, sich treiben zu lassen, und zu sondieren, wie die Chemie mit den Pirmasensern stimmen könne. Mit der Sängerin, die an der Karlsruher Musikhochschule studierte, standen Paolo Morello (Gitarre), Kim Barth (Saxofon), Robert Koch (Bass) und Aron Hantke (Schlagzeug) auf der Bühne. Letzterer sei wohl einer der wenigen im Raum, der noch unter 30 Jahren ist, scherzte die Sängerin später mit einem Blick ins Publikum. Dass der junge Schlagzeuger erst seit kurzem in der Band spielt, kann man kaum glauben, denn die fünf Musiker wirken wie ein eingeschworenes Team. Es ist kaum vorstellbar, dass De Farias 15 Jahre lang der klassischen Musik verschrieben war. Sie schwebt auf der Wolke von Bossa Nova und Samba, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Dabei singt sie nicht nur Jazz-Standards, sondern hat auch eigene Lieder auf Lager. Für „Domingo (Song For My Little Daugther)“ zum Beispiel hat De Farias einen Text verfasst, der, von Farbenspiel und Erinnerung handelt. Und dann durfte bei solch einem Konzert natürlich auch der Klassiker nicht fehlen: „The Girl From Ipanema“. Das Lied, ein Muss, denn die Künstlerin stammt aus dem Süden Rios, eben aus Ipanema. Die englische Sprache war ansonsten kaum in ihrem Konzert zu finden, Portugiesisch beherrschte die Matinee. Deswegen erzählte die Sängerin ihrem Publikum, von was die Lieder handeln. Und wenn sie die Texte auf Deutsch vortrug, klangen sie ein wenig wie Gedichte. Der Zweck des Konzerts sei es, tiefenentspannt zu werden – wie in einer Hängematte, fand die Sängerin. Wenn man den Blutdruck des Publikums im Laufe des Vormittags wiederholt messen würde, würde sich das bestätigen. Dass alle runterkommen – da war sich De Farias sicher. Die Pirmasenser waren fasziniert von der Brasilianerin, einer Botschafterin des Bossa Nova, deren Konzert durch den Kontakt zu Anke Helfrich zustande kam, die bei der vorherigen Matinee von Bernd Adler in Pirmasens auftrat. „Taxi take me back to Pirmasens“, improvisierte die Musikerin gut gelaunt in einem Lied, doch es gab auch einen Titel, der nur vordergründig nach guter Laune klang. Hinter „Abre Alas“ verberge sich ein Protestlied gegen die Militärdiktatur, erklärte De Farias. Die Sängerin fand es angebracht, gerade nach den Wahlen in Brasilien, dieses Lied zu singen. Kultur gegen Unterdrückung: Was könne man sonst tun? „Lasst uns beten“, forderte die Sängerin das Publikum auf: „Mach Raum, dass wir so sein können, wie wir sind“, heißt es dann in dem Lied. Nicht umsonst sang sie als Zusage „Over The Rainbow“, denn es geht ihr um Hoffnung, und von der könne man nie genug haben. „Mehr Qualität geht nicht“, fand Organisator Bernd Adler, der schon mal das nächste Konzert seiner Reihe ankündigte. Am 16. Dezember wird es eine „Christmas Jazz-Matinee“ geben.

x