Pirmasens Aus den Favoriten für den Buchpreis 2018

Bernd Ernst liest bei der „Long List Matinee“ im Foyer der Alten Post in Pirmasens.
Bernd Ernst liest bei der »Long List Matinee« im Foyer der Alten Post in Pirmasens.

Im Vorfeld des Deutschen Buchpreises 2018, der am 8. Oktober in Frankfurt vergeben wird, präsentierte die Pirmasenser Autorengruppe am Sonntag im Foyer der Pirmasenser Alte Post ihre „Long List Matinee“.

Aus der 20 Bücher umfassenden „Long List“ des Deutschen Buchpreises suchten die beiden Pirmasenser Schriftsteller Bernd Ernst und Stefan Schwarzmüller sieben Bücher aus, von denen es drei Bücher in die Endauswahl von sechs Werken, die „Short List“, für den Deutschen Buchpreis 2018 geschafft haben. Stefan Schwarzmüller begann die Lesung vor über 30 Zuhörer im Foyer der Alten Post mit „Gott der Barbaren“ von Stephan Thome. Außerdem hatte sich der Pädagoge „Die Gewitterschwimmerin“ von Franziska Hauser, Arno Geigers „Unter der Drachenwand“ und „Jahre später“ von Angelika Klüssendorf ausgesucht. Thomes 800 Seiten dicker Roman handelt in China, Mitte des 19. Jahrhunderts. Angeführt von einem christlichen Konvertiten, der sich für Gottes zweiten Sohn hält, errichten Rebellen einen Gottesstaat, der in verstörender Weise auf heutige Terrorbewegungen verweist. Das Interessante an einer solchen Lesung ist die subjektive Einschätzung des Lesenden. Zu „Die Gewitterschwimmerin“ sagte Schwarzmüller: „Es ist ein grandioser Einfall, das Leben dieser Person zu beschreiben. Auf der anderen Seite ist dies schon ein heftiges Thema über die Bonzen in der ehemaligen DDR. Also keine Lektüre für einen Strandurlaub.“ Zu Geigers Buch holte er weiter aus. „Dies ist das einzige Buch der ,Long List’, in dem die Stadt Pirmasens erwähnt wird. Und daran bin ich schuld, bilde ich mir ein“, so Schwarzmüller. Denn die Nichten des Autors seien einst bei seiner Familie zu Besuch gewesen und er hätte ihnen Pirmasens und das Umland gezeigt. Sein Fazit zu „Unter der Drachenwand“: „Ein wunderbares Buch“. In „Jahre später“ geht es um eine Lebensgeschichte. Hier resümiert er: „Ein Buch in sehr direkter Sprache. Die Handlung endet in Suff und Tabletten.“ Bernd Ernst stellte „Heimkehr nach Fukushima“ von Albert Muschg, „Der Vogelgott“ von Susanne Röckel sowie Maxim Billers „Sechs Koffer“ vor, wobei letzteres die größten Kontroversen ausgelöst hat. Billers Buch „Esra“ aus dem Jahr 2003 landete wegen eklatanter Verletzung von Persönlichkeitsrechten auf dem Index. „Biller schreibt schonungslos offen“, so Ernst. „Aus dieser Veröffentlichung könnte man zweifellos ein gutes Drehbuch machen. Dies ist mein Favorit für den Buchpreis und bin froh, dass es noch solche enfant terribles gibt.“ Zu „Der Vogelgott“ lautet Ernsts Fazit, „Edgar Allan Poe trifft auf Alfred Hitchcock“. „Adolf Muschg ist ein Altmeister der Szene und kennt sich zweifellos in Japan aus“, so Ernst zu „Heimkehr nach Fukushima“. „Das Buch strahlt eine Endzeitstimmung aus, ist jedoch sehr lesenswert. Denn dieser Autor hat es einfach drauf.“ Dass Bernd Ernst inzwischen ein Leseprofi mit viel Ausstrahlung ist, verdankt er auch seinen zahlreichen Lesungen der Reihe „The Most Wanted“ zusammen mit Lars Lunova. Seit dem 11. September ist nun die „Short List“ bekannt und die Pirmasenser Autorengruppe darf sich wie schon im Vorjahr auf die Schultern klopfen. Denn unter den sieben ausgewählten Büchern finden sich mit Maxim Billers „Sechs Koffer“, „Der Vogel Gott“ von Susanne Röckel sowie „Gott der Barbaren“ von Stephan Thome drei Veröffentlichungen auf dieser Liste. Infos www.deutscher-buchpreis.de.

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