Pirmasens An Sensation geschnuppert

«PIRMASENS.» Die Sensation lag in der Luft. Der Sieg des ESV Pirmasens über Weltpokalsieger SKC Victoria Bamberg, der seit über drei Jahren kein Spiel in der DKBC-Frauen-Bundesliga verlor, war gestern nach der 3:0-Führung zur „Halbzeit“ und einem Vorsprung von 131 Kegeln in greifbarer Nähe. Zum Sieg benötigten die Pirmasenserinnen „nur“ noch die zwei Zusatzpunkte für die mehr erzielten Kegel. Doch die Gäste aus Oberfranken glichen mit drei Duellsiegen nicht nur aus, sondern schafften mit den letzten beiden Würfen noch ein knappes Kegel-Plus (3419:3413). So siegte Bamberg letztlich mit 5:3.

Dabei war es vor dem letzten Satz zu kurzen, aber heftigen verbalen Gefechten gekommen, da ESV-Spielertrainerin Nicole Winicker wegen angeblicher Zeitüberschreitung ihren letzten Wurf des dritten Satzes ins volle Bild nicht mehr ausführen durfte. Hier sieben Kegel, und Pirmasens hätte die zwei Zusatzpunkte für die mehr gefällten Kegel bekommen! Ein weiterer Grund für die Niederlage war, dass die gesundheitlich angeschlagene Sarah Freyler eingesetzt wurde. Sie gab bei ihrer 0:4-Duellniederlage 97 Kegel ab. Überragend der Beginn der ESV-Frauen. Deren Anhänger rieben sich verwundert die Augen? Ehe sich der siebenmalige Champions-League-Sieger versah, lag Pirmasens klar in Führung. Wieder einmal erwies sich Marie-Luise Scherer als Schreck von Nationalspielerinnen. So auch gegen Corinna Kastner, die sie mit 4:0 (580:543) bezwang. Großartig wieder Alisa Bimber, die sich von Alina Dollheimer nicht beeindrucken ließ und durch ihr 3:1 (613:584) den zweiten Punkt ergatterte. Nach dem 1:1 wehrte sie mit glänzendem Spiel (162:147 und 156:143) alle Angriffe der ständig attackierenden Nationalspielerin ab. Für den dritten, nicht für möglich gehaltenen Punkt sorgte Alena Bimber, die Iona Antal mit 3,5:0,5 (575:510) deklassierte. Zum Gesamtsieg mussten die ESV-Frauen nach 3:0 Punkten also „nur“ den Kegel-Vorsprung irgendwie durchbringen. Nach drei Sätzen in der zweiten Spielhälfte schien die Rechnung aufzugehen. Der ESV-Vorsprung betrug immer noch 60 Kegel. Vor dem Schlusssatz führten Luisa-Marie Neu und Nicole Winicker jeweils 2:1 in ihren Duellen mit 2:1 mit Sina Beißer und Ines Maricic. Hoffnungslos allerdings die Lage bei Sarah Freyler: 0:3 (381:452) gegen Beata Wlodarczyk. Es wurde dramatisch. Freyler hielt beim Spiel ins volle Bild dagegen (94:96), war aber beim Abräumen total unterlegen (36:60). Da Neu auf der Schlussbahn durch ein 124:153 gegen die immer besser werdende Ex-Weltmeisterin Beißer den 2:2-Ausgleich hinnehmen musste und nach Kegeln mit 542:569 verlor, lag alle Last auf Winicker. Diese hielt bis zum vorletzten Wurf ihr Team im Spiel. Doch dann machte die amtierende Weltmeisterin aus Kroatien „die Platte sauber“ und machte mit einer Sieben ihren 167:156-Satzgewinn perfekt. Damit 2:2 nach Sätzen und 605:592 für Maricic, die damit Bamberg den nicht mehr für möglich gehalten Sieg rettete. Und das gegen einen ESV, der seine Saison-Heimbestleistung um 97 Kegel verbesserte. „Kegeln kann grausam sein. Diese Niederlage tut weh. Wir haben super gespielt und hatten Bamberg im Griff“, sagte die sichtlich enttäuschte Winicker nach ihrem großen Spiel gegen die Weltmeisterin. „Eigentlich war das Spiel nach dem 0:3-Rückstand schon entschieden. Der ESV hat rigoros unsere Schwächephasen genutzt. Am Ende kam für uns noch ein glücklicher Sieg zustande“, lautete das Fazit von Knut Wagner, dem sportlichen Leiter des SKC Victoria. Noch ganz geschafft äußerte sich Bambergs Mannschaftsführerin Daniela Kicker bei der Unterschrift des Spielprotokolls: „Ich habe schon viel erlebt, doch war dies ein Höhepunkt bei nationalen Ligaspielen“. SO SPIELTEN SIE ESV Pirmasens - SKC Victoria Bamberg 3:5 (14,5:9,5 Sätze, 3413:3419 Kegel). Marie-Luise Scherer - Corinna Kastner 4:0 (580:543, Alisa Bimber - Alina Dollheimer 3:1 (613:584), Alena Bimber - Iona Antal 3,5:0,5 (575:510), Luisa-Marie Neu - Sina Beißer 2:2 (542:569), Sarah Freyler - Beata Wlodarzcyk 0:4 (511:608), Nicole Winicker - Ines Maricic 2:2 (592:605).