Neustadt Zu wenig Platz für Begegnung und für Autos

Der historische Stadtkern von Lambrecht ist eng bebaut, die Bausubstanz hat teilweise stark gelitten. Es fehlt an Parkplätzen, aber auch an Grün und an Platz für Begegnungen: Das sind verbesserungswürdige Aspekte, die Lambrechter bei der Auftaktveranstaltung zum Sanierungsgebiet II aufgelistet haben.

Die Versammlung am Dienstagabend diente kurz der Information und ausgiebig der Ideensammlung, war ausdrücklich auch zur Bürgerbeteiligung gedacht. Das Planungsbüro Deubert aus Quirnheim, das mit den vorbereitenden Untersuchungen zum Sanierungsgebiet beauftragt ist, will das Wissen der Bewohner und ihre Vorschläge mit einbeziehen. Hubert Deubert: „Stadtkernsanierung funktioniert nur, wenn Sie mitziehen.“ Die Lambrechter, die mitmachten, wussten zum Beispiel, dass bedeutende Denkmäler wie die protestantische Kirche und das Zunfthaus zu den Sanierungsgebiet gehören, aber auch leer stehende Wohnhäuser und solche in schlechtem Zustand. Dass sowohl Freiflächen zur Begegnung als auch für Parkplätze gewünscht würden, sei schon mal ein Zielkonflikt, analysierte Markus Diringer, dessen protestantische Kirchengemeinde mit der ehemaligen Klosterkirche und dem Gemeindehaus im Sanierungsgebiet doppelt begütert ist. Das Gebiet befindet sich südlich des Speyerbachs und reicht bis zur Walkstraße. Im Osten sind die Karl-Marx-Straße mit der „Boweree“ und die Färberstraße, im Westen der Bereich zwischen Mühlstraße und Grabenstraße einbezogen. Diese Grenzziehung könne sich noch im Detail ändern, sagte Deubert, das eine oder andere Gebäude noch herausgenommen oder hereingeholt werden. Der Stadtrat wird das Sanierungsgebiet erst förmlich festlegen, wenn die vorbereitende Untersuchung mitsamt Bürgerbeteiligung abgeschlossen ist. Am Sanierungsgebiet schätzen viele Lambrechter, dass wichtige Aspekte der Grundversorgung in Lambrecht gegeben sind: kurze Wege zum Einkauf von Lebensmitteln, zu Ärzten und Apotheken. Einrichtungen vom Kindergarten bis zum Seniorenheim sind in der Nachbarschaft vorhanden, Auch sei das Leben dort übersichtlich, „man kennt sich“. Schließlich lobten Teilnehmer der von Tobias Baumgärtner (Kobra-Beratungszentrum Landau) moderierten Fragerunde auch die Brauchtumspflege, das Vereinsleben und die kulturellen Veranstaltungen. Die Beteiligung der Lambrechter dabei könne aber durchaus höher sein, räumten andere wiederum ein. Praktische Vorschläge, aber auch reine Wunschvorstellungen kamen zum Thema „Mein Lambrecht im Jahr 2030“. Zum Beispiel, dass der Tourismus angekurbelt werden müsse, am besten mit einem Hotel und Wellnessbereich oder einem Waldhaus mit Gastronomie am Dicken Stein. Eine Entlastungsstraße Richtung Kreisel auf der Bundesstraße 39 bei Lindenberg griff alte Planungen der Stadt auf, die sich bisher nicht realisieren ließen. Da gilt auch für eine Gesamtschule, die das Bildungsangebot verbessern würde. Das „Tal-Center“ als Einkaufsparadies hingegen gehört eher in den Bereich der Utopie. Und das „barrierefreie Lambrecht“, in dem man mit dem Rollator nicht ständig über Bordsteinkanten manövrieren muss, zu den Daueraufgaben. Dass die Stadtkernsanierung nur dann nachhaltig sein kann, wenn eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung vorhanden ist, darauf hat Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller (FWG) hingewiesen. Gästeführer Walter Kaiser sagte, das historische Bedeutsame in Lambrecht müsse unbedingt erhalten bleiben. Immer wieder seien Besucher von auswärts bei Führungen erstaunt, wie viel Lambrecht da zu bieten habe. Allerdings seien die Lambrechter Denkmale in der Umgebung viel zu wenig bekannt. Hubert Deubert versicherte, Modernisierung innerhalb der Stadtkernsanierung bedeute, dass historische Gebäude sorgsam erhalten werden müssten. Das müsse aber so geschehen, dass man auch in 40 oder 50 Jahren noch etwas von ihnen habe. Am Samstag, 12. Dezember, 10 Uhr, findet eine Ortsbegehung im Sanierungsgebiet statt. Treffpunkt ist am Rathaus in der Wallonenstraße. (ff)

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