Neustadt Wunderbarer Klangzauber

Kirrweiler. Ein seltenes Instrument war am Samstag zu Gast bei der Reihe der „Kammerkonzerte“ in der Kirrweilerer Marienkapelle: das Cimbalom und auch dessen Vorläufer, der Psalter. Beides meisterhaft gespielt von Enikö Ginzery. Die aus Bratislava stammende Musikerin ist eine ausgewiesene Spezialistin für diese Instrumente und gewann ihnen reiche Facetten ab, sowohl bei Alter als auch bei Neuer Musik.

Enikö Ginzery ist, obwohl noch relativ jung, schon lange eine vielgefragte Solistin, die mit großen, namhaften Orchestern ebenso spielt wie solistisch. Bei ihren Soloabenden bietet es sich immer an, Erläuterungen zu ihrem seltenen Instrument zu geben. Die Mauren aus Nordafrika haben den Psalter nach Europa gebracht, wo er sich vor allem in den südlichen Ländern verbreitet hat. Musik aus dem Mittelalter musizierte die Virtuosin denn auch zunächst, in Bearbeitung für den Psalter. Feine Empfindungen gewann sie dem Instrument ab, ließ ihre zwei Klöppel in reichen dynamischen Abstufungen über die Saiten wandern. Es sind ganz aparte Klänge, die so entstehen, besonders in zwei Chansons von Guillaume de Machaut, der im 14. Jahrhundert wirkte. Einzelne Töne lässt sie nachhallen, sich überlagern mit folgenden Klängen. Mit ihren drei verschiedenen Klöppelpaaren hat sie gleich auch drei verschiedene Register zur Verfügung. Metallen sind die einen und das evoziert einen hell gleißenden Klang, der der „Douce Dame“ von Machaut bestens zu Gesicht steht, diese lebhaft tanzen ließ. Und weil die Klöppel an den Enden abgebogen sind, sieht das aus wie Fußspitzen, die da über die Saiten tanzten. Außerdem hat die Musikerin noch hölzerne Klöppel sowie filzüberzogene, was einen weicheren Klang hervorbringt. Und neben den angeschlagenen Saiten werden diese mitunter auch harfenartig gezupft. Dass der Psalter den deutschen Instrumentenbauern auch die Idee zum Bau des Hammerflügels gab, lässt sich leicht nachvollziehen bei diesem speziellen Klang, der jenem verwandt erscheint. Auch das fahrende Volk, die Sinti und Roma haben den Psalter aus Indien nach Europa mitgebracht. Auf dem Balkan und in Ungarn wurde er in der dortigen Volksmusik schnell heimisch. Das zeigt sich in den Liedern und Tänzen aus Ungarn, die ungarisch-stämmige Slowenin hören lässt. Wunderschöne Melodien, einstimmig zumeist, lässt sie über die Saiten wandern, schweifende Fantasien, denen sie immer wieder auch improvisatorische Freiheit gibt. Orientalische Einflüsse zeigen diese ebenso wie slawische und solche des europäischen Barocks. All dies von delikaten Anschlagskünsten erfüllt, ergibt einen wunderbaren Klangzauber. Und auch ein originales Werk für Psalter aus dem 18. Jahrhundert hört man mit „Folias de España“, aus der Feder eines Anonymus. Eine ganz eigene, fantasiereiche Klangwelt ersteht dabei, mit fantasiereichen Variationen und großer klanglicher Varietät, mit Arpeggien und Mehrstimmigkeit. Enikö Ginzery ist aber auch eine Virtuosin, die gerne Neue Musik spielt, häufig mit (lebenden) Komponisten zusammenarbeitet und schon so manches neue Werk für ihr Instrument initiiert hat. Mit dem ungarischen Komponisten György Kurtag verbindet sie eine besonders gute Zusammenarbeit. Etliche Werke hat dieser schon für das Cimbalom geschrieben, Solostücke ebenso wie Orchesterwerke. „Szálkák“ (Splitter) ist ein ebenso anspruchsvolles wie apartes viersätziges Werk. Die Virtuosin präsentiert diese sehr konzentrierte und expressive Musik mit beredten Gesten und fein verwirbelten Tonkaskaden, mit ruhig pulsierenden Glockentönen und ausdrucksvollen Melodien. Das Cimbalom, das wie das Klavier Pedale hat, brachte sie danach noch ganz erlesen zum Tönen in Werken von Janácek, Liszt, Brandmüller und ungarischen Volksliedern. Dem begeisterten Publikum bot sie so musikalische Träume voller Romantik und klanglicher Delikatesse.

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