Neustadt Wochenspiegel :

In Lachen-Speyerdorf wird die Kirrweilerer Straße ausgebaut. Der eigentliche Ausbau ist offensichtlich einfacher als die vorherige Planung. Die Stadt hat nämlich zugesagt, die Anwohner mitreden zu lassen. Mit der Folge, dass es keine Bäume mehr auf dem 350 Meter langen Abschnitt geben soll, der ausgebaut wird. Weil Bäume zwar schön seien, aber nicht vor der eigenen Haustür. Sie machen schließlich Dreck und steigern auch noch die Ausbaukosten. „In Hambach und Haardt werde ich wegen jedem Baum angerufen, und hier gibt es bald keine mehr“, stellte Umweltdezernentin Waltraud Blarr kopfschüttelnd fest. Auch die Bushaltestellen schieben die Anwohner bei den Diskussionen hin und her. „Am besten 200 Meter aus dem Ort heraus, damit sie keinen mehr stören“, so die sarkastische Bemerkung von Ortsvorsteher Claus Schick bei der Ortsbeiratssitzung. Recht hat er. So führen Bürger die Bürgerbeteiligung ad absurdum. Dem Vernehmen nach wollen Stadtvorstand und Stadtrat bald einen Ausflug nach Landau unternehmen. Dort hat gestern die Landesgartenschau eröffnet. Bis Mitte Oktober wird allerlei geboten, auch Neustadt ist immer mal wieder oder sogar dauerhaft vertreten. Die Landfrauen aus Mußbach und Duttweiler mit ihren Bienenskulpturen zum Beispiel. Zumindest den Neustadter Repräsentationsetat würde es billiger kommen, müssten Stadtvorstand und Stadtrat gar nicht erst ein Bahnticket lösen oder Benzin für Fahrgemeinschaften verbrauchen. Wenn die Landesgartenschau in Neustadt und nicht in der Nachbarstadt wäre. Aber diese Chance wurde verpasst. Eine zweite ist mehr als fraglich. Der politische Wind weht solchen Veranstaltungen derzeit ins Gesicht; wie schnell er sich drehen kann, ist allerdings auch bekannt. Doch selbst wenn es weitere Auflagen geben sollte, so bald wäre die Pfalz nicht mehr am Zug. Aber vielleicht trauern die Verantwortlichen von damals ja der verpassten Chance gar nicht nach. Und vielleicht gibt es ja auch gar keinen Gruppenausflug ... Wohnraum für Asylsuchende und Flüchtlinge ist knapp. Wenn sich eine gute Möglichkeit bietet, wie jetzt in Hambach, muss die Stadt zugreifen. Es gibt keine Alternative, auch nicht zur Gemeinschaftsunterkunft. Es sei denn, es wird viel mehr privater Wohnraum bereitgestellt als bislang. Diese Sachverhalte Bürgern zu vermitteln, die nichts gegen Asylbewerber haben, sie aber aus Angst vor dem Fremden nicht in ihrer Nachbarschaft wollen, ist manchmal schwer. Umso glücklicher dürfte die Stadtverwaltung darüber sein, wie gut die Bürgerinformation in Hambach abgelaufen ist. Viele wollen helfen, begreifen die Herausforderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Charmant ist, dass sich die Hambacher dabei nicht von den Haardtern in den Schatten stellen lassen wollen. Wer weiß, vielleicht sind ja bald jene Weindörfer ein wenig eingeschnäppelt, die sich noch nicht um Asylsuchende kümmern dürfen ...

x