ESTHAL Was Forststudenten aus aller Welt am Pfälzerwald interessiert

Lawrence Alawode aus Nigeria (Bildmitte) referiert über einen 140 Jahre alten Kiefernwald.
Lawrence Alawode aus Nigeria (Bildmitte) referiert über einen 140 Jahre alten Kiefernwald.

26 Studenten und Studentinnen aus 20 Ländern, darunter Brasilien, Bangladesch, Vietnam und Indonesien waren am Wochenende zu Gast in der Sattelmühle (Esthal). Was wollten sie dort lernen?

Die angehenden Forstleute sind im Masterstudiengang „Europäische Forstwirtschaft“ der finnischen Universität Joensuu eingeschrieben, studieren zunächst ein Jahr in Finnland, und dann an einer Partner-Hochschule in einem anderen Land. Der dreitägige Kurs in der Pfalz war durch eine Einladung der Sattelmühle-Stiftung und des Forstamtes Johanniskreuz möglich geworden. Die Stiftung übernahm die Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Gruppe.

„Das Interesse der angehenden Förster aus Südamerika oder asiatischen Ländern an diesem Studiengang spiegelt die Wertschätzung für die nachhaltige Forstwirtschaft in Europa, besonders auch in Deutschland wider“, erklärte der frühere Leiter des Forstamts Johanniskreuz Burkhard Steckel. Er betreute und unterrichtete gemeinsam mit Heinrich Spiecker, einem emeritierten Lehrstuhlinhaber für Waldwachstumskunde der Universität Freiburg, die Kursteilnehmer in der Pfalz. Sechzehn Jahre arbeitet das Forstamt Johanniskreuz bereits mit der Sattelmühle-Stiftung und der Universität Freiburg in der Ausbildung der angehenden Forstleute zusammen.

Warum die Bundesrepublik als Ausbildungsland in aller Welt gefragt und geschätzt ist ? Dazu hat Spiecker eine schnelle Erklärung: „Wir haben unsere Wälder als Erste übernutzt und damit zerstört. Jetzt müssen wir sie mühsam wieder aufbauen und aufforsten und dazu produktive Ideen und schnelle Wege entwickeln.“ Diese Schritte schauten sich fremde Länder für die Aufforstung und den Erhalt der eigenen Wälder ab.

Anpassungsfähiger Wald nötig

Man habe endlich erkannt, „dass Wälder die wichtigste aller Ökosystemleistungen erfüllen“, so Spiecker. Der Klimawandel stelle die Wälder jedoch vor herausfordernde Probleme. In biologischer Vielfalt, in Gestaltung und Baumart brauche man künftig einen Wald, der anpassungsfähig sei. Eine passende Lösung dazu habe man indes noch nicht, sagte Spiecker.

Einer der Teilnehmer, der 31 Jahre alte Jekk Paderes von den Philippinen, wird im Sommer sein Pflichtpraktikum im Forstamt Johanniskreuz ableisten. Er freut sich schon darauf, die Unterschiede der hiesigen Vegetation zu der seiner Heimat kennenzulernen. Achtzig Prozent der Wälder wachsen dort als tropische Naturwälder, der Rest als Teak- und Mahagoni-Plantagen.

In dem rund dreihunderttausend Quadratkilometer großen südostasiatischen Land im Westpazifik mit mehr als 7000 Inseln gibt es etwa fünfzig Prozent Waldbewuchs. Als Schwerpunkt auf den Philippinen gilt, wie Jekk Paderes berichtete, „Schutz des Baumbestands und Bewahrung der Umwelt“. Nadelbäume kennt er in seiner Heimat nicht. In Deutschland dagegen lernt er, dass der Wald meist Lebensraum für komplexe Ökosysteme ist, zum Erhalt natürlicher Grundlagen verpflichtet, aber auch ein vielfältig genutzter Wirtschaftsfaktor ist.

Behandlungsvorschläge für den Wald

Einen Job nach seinem Studium hat der junge Mann schon in Aussicht: „Ich werde eine Aufgabe im Umweltministerium in der Drei-Millionen-Stadt Quezon City übernehmen“, sagte er.

In vier Gruppen aufgeteilt mussten die Studierenden in dem rund 500 Hektar großen Gutswald für bestimmte Standorte Bestandsbilder entwickeln und und Behandlungsvorschläge dazu vortragen. Oberhalb des Steinbachtals waren Waldabschnitte nach Baumart, Alter und Ertrag zu bewerten. Verbesserung des Bestandes, Walderhalt oder Verzicht auf Investitionen standen dabei im Vordergrund.

Lawrence Alawode aus Nigeria und Ngawang Thapke Sherpa aus der Republik Nepal nahmen beispielsweise einen 140 Jahre

alten Kiefernwald unter die Lupe. Die Forststudentin Ram Do Thi Thamh aus Vietnam referierte über einen Douglasienwald.

Am letzten Tag des Kurses führte Burkhard Steckel die Gruppe in sein ehemaliges Revier rund um das Forstamt Johanniskreuz und erläuterte dort die Eichenwirtschaft in der Pfalz. In den Wäldern stehen, wie Steckel berichtete, über 300 Jahre alte Eichen, die erhalten blieben, obwohl es sich um einen Wirtschaftswald handele. Eine Eiche müsse mindestens 180 Jahre wachsen, bis sie ertragreich gefällt werden könne. Auch das war den meisten Teilnehmern neu.

6132637_1_org_Pfaelzerwald_Newsletter_-_Contentbox_16_x_9

Kennen Sie schon unseren Pfälzerwald-Newsletter?

Wo gibt es neue Wanderwege? Siedelt sich wirklich ein Wolfsrudel im Pfälzerwald an? Welche Hütten haben zur Zeit offen? Jeden Donnerstag schreiben RHEINPFALZ-Autorinnen und -Autoren aus der gesamten Pfalz über Themen rund um den Pfälzerwald. Jedes Mal mit Ausflugstipp!

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x