Neustadt Streit um „Mensch im Widerstreit“

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Streit um den „Mensch im Widerstreit“: Der Eigentümer der ehemaligen Stadtsparkasse am Strohmarkt, Winfried Müller, hat die Skulptur des Bildhauers Eberhard Linke (Flonheim) nach Angaben der Stadt eigenmächtig entfernt. Die Stadt, die Eigentümerin der Skulptur ist, fordert sie zurück.

Die 1,70 Meter große Bronzeskulptur stand bis vor Kurzem auf einem städtischen Gelände am Strohmarkt. Dessen Nutzung war zwischen Müller und der Stadt vertraglich geregelt. Nach Angaben der Stadtverwaltung sollte die relative kleine Fläche – elf Quadratmeter – für Parkplätze genutzt werden. Müller habe die Skulptur entfernt und weigere sich jetzt, sie herauszugeben, sagte die städtische Pressesprecherin Dagmar Staab. „Er ist der Ansicht, dass die Figur durch den Vertrag in sein Eigentum übergegangen ist, was natürlich nicht der Fall ist“, so Staab. Die Stadt, die die Skulptur künftig in der Wallgasse aufstellen will, will noch in dieser Woche gegen Müller vorgehen. Sie werde Strafanzeige stellen und/oder eine zivilrechtliche Unterlassungsklage, kündigte die Pressesprecherin an. Außerdem sei bereits Anfang August der Vertrag mit Müller über das Gelände gekündigt worden. Der RHEINPFALZ gegenüber gab Müller sich zugeknöpft. Ja, es gebe eine Meinungsverschiedenheit, räumte er ein. Mehr wolle er jedoch dazu nicht sagen. Die Skulptur war eine Spende der damaligen Kreissparkasse Bad Dürkheim, sie hatte sie der Stadt Neustadt Mitte der 90er geschenkt. Ursprünglich stand die Plastik in der Unteren Hauptstraße. Anfang 2007 zog sie um, unter anderem aus ästhetischen Gründen. Der Künstler Eberhard Linke, der damalige Oberbürgermeister Jürgen Weiler und die Stadtsparkasse einigten sich auf den Standort am Strohmarkt. Linke sagte gestern auf Anfrage, es sei ihm allerdings nicht bewusst gewesen, dass die Skulptur am neuen Standort direkt neben einem Parkplatz stehen würde. Den Wert der Skulptur bezifferte der Künstler, der in Flonheim bei Mainz lebt, mit „mindestens 15.000 Euro“. So viel würde es schon kosten, die Skulptur neu zu gießen. Linke, Jahrgang 1937 und gebürtiger Schlesier, ist Träger zahlreicher Kunstpreise. Unter anderem hat er 1989 den Staatspreis Rheinland-Pfalz für Kunst und Architektur bekommen, 2007 den Rheinland-Pfalz-Preis des Bundesverbandes Bildender Künstler. Er gilt als einer der erfolgreichsten Künstler Rheinhessens, seine Plastiken stehen in vielen Städten. Inzwischen ist der Künstler an den Rollstuhl gebunden und macht nur noch kleinformatige Figuren. In Neustadt gibt es außer dem „Mensch im Widerstreit“, der im Volksmund „der Zerrissene“ genannt wird, noch eine zweite Plastik Linkes: die Vordenkersäule, die in der Laustergasse vor dem Klemmhof steht. (kkr)

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