Neustadt Stadtleben: Österliche Klänge in 40 Metern Höhe

Über den Dächern von Neustadt:
Über den Dächern von Neustadt:

Schon zum zweiten Mal konnte Ostern nicht so gefeiert werden, wie es die meisten Menschen eigentlich möchten. Die Corona-Pandemie lähmt weiterhin das öffentliche Leben. Da hilft nur eines: Das Virus mit kreativen Lösungen austricksen.

So ging auch der Posaunenchor Hambach-Winzingen in das zweite Osterfest unter Pandemiebedingungen. Aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens war klar: Festliche Bläsermusik kann es in Gottesdiensten nicht geben. Aber gar keine Musik in dieser besonderen Zeit? Für Ulrich Müller und seine Chorkollegen sowie Chorleiter Traugott Baur nicht vorstellbar. Sie setzten stattdessen auf das Motto: flexibel, überkonfessionell und engagiert.

Eine Alternative war schnell gefunden: Denn dieses Mal erklangen die Blasinstrumente eben nicht in der Stiftskirche, sondern auf der Galerie des Gotteshauses. Die Musiker waren bereits beim ersten Lockdown vor einem Jahr pfiffig gewesen und musizierten an Wohn-, Alten- und Pflegeheimen. Den Bewohnern konnten sie somit trotz der Kontaktbeschränkungen eine Freude machen. Und die Musiker hielten auch immer alle Regeln ein: Sie traten nur mit zwei bis drei Personen, nur im Freien und nur mit ausreichend Abstand auf.

Noten mit Wäscheklammern gesichert

Festliche Klänge des Chors gab es am Ostersonntagmorgen von der Galerie des Südturms der Stiftskirche aus. Die Botschaft „Christ ist erstanden“ erklang mit zwei Basstrompeten kurz nach dem Neun-Uhr-Stundenschlag, erläutert Müller.

Das Musizieren in fast 40 Metern Höhe sei ein besonderes Erlebnis gewesen. Die Noten waren mit Wäscheklammern gesichert, damit sie nicht vom schneidenden Ostwind weggeweht wurden. Auf dem Marktplatz waren auch ein paar Zuhörer zu sehen. „Jesus lebt !“, lautete die auf dem Pflaster aufgemalte Kreidebotschaft der Stiftskirche, so Müller. Das Konzert dauerte etwa 15 Minuten. Und Müller möchte allen Mut machen: „ Einige der intonierten Ostermelodien haben mehr als 800 Jahre überdauert, Epidemien wie Pest und Cholera sowie Kriege und Naturkatastrophen überstanden. Daraus entspringt die hoffnungsvolle Botschaft: Wir werden auch Corona überstehen.“

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