Neustadt Ständig beim Notar

Wirtschaftsförderer Stefan Ulrich bezeichnet den Solarpark Flugplatz Lilienthal als Erfolgsgeschichte. Seit die Franzosen ihre Kaserne in Lachen-Speyerdorf aufgegeben haben, habe sich viel getan. In diesem Jahr soll zum Schlussspurt angesetzt werden.


Stefan Ulrich ist zufrieden. Seit gut zehn Monaten ist er nicht nur Kämmerer der Stadt Neustadt, sondern auch deren Wirtschaftsförderer, zumindest kommissarisch. „In dieser Zeit waren wir achtmal beim Notar“, zieht er Bilanz. Anders ausgedrückt: Vor allem der Solarpark Flugplatz Lilienthal in Lachen-Speyerdorf hat sich entwickelt. In diesem Jahr nun soll der restliche Teil des Gewerbegebiets erschlossen werden – und danach auch wieder für Unternehmen offen stehen, die zwar nicht auf regenerative Energien spezialisiert sind, diese aber nutzen. 1992 hatten die französischen Streitkräfte ihre Edon-Kaserne aufgegeben. Das war der Beginn für ein Konversionsprojekt, an dem sich Land, Stadt und deren Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) beteiligten. Das frühere Kasernengelände, rund 175 Hektar groß, wurde in zwei Teile gesplittet. Westlich der Gäubahnstraße ist ein 55 Hektar großes Mischgebiet entstanden, in dem das Seniorenheim Haardtblick, Lidl, die Firma Trautz (ehemaliges Kasino) und das geplante Wohngebiet Neue Dorfmitte liegen. Östlich der Gäubahnstraße wurde ein Gewerbegebiet von 120 Hektar ausgewiesen; abzüglich der Erschließungsflächen blieben 87 Hektar für Firmenansiedlungen übrig, rund 48 Hektar sind bereits verkauft, 21 davon allein im vergangenen Jahr. Zu den Ansiedlungen im Jahr 2014 gehören die Atec Auto-Technik GmbH, das Unternehmen Rissland Werbemittel, die Rosenberger-Engineering GmbH, der Kfz-Handel Baumann und das Unternehmen BSN-Beschriftungsservice Neustadt. Zum Teil sind sie umgezogen, zum Teil haben sie an einem zweiten Standort erweitert, zum Teil sind es Existenzgründungen. Dass nicht mehr alle Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien unterwegs sein müssen, macht Wirtschaftsförderer Ulrich auch an der veränderten Marktlage und der fortgeschrittenen technischen Entwicklung in diesem Bereich fest. Auch das Solarinformationszentrum habe sich breiter aufgestellt. Zudem soll ebenso örtlichem Gewerbe ein Umzug oder eine Neugründung ermöglicht werden. Dafür stehen aktuell noch rund 39 Hektar zur Verfügung. Vier davon sind bereits erschlossen, können wegen der geplanten Umgehungsstraße (S-Trasse) aber nicht bebaut werden. Bleiben 35 Hektar. Auf diesem Areal stehen noch alte Hallen, in denen 19 gewerbliche und 15 private Mieter angesiedelt sind. Ulrich zufolge soll gemeinsam mit einer Fachfirma überplant werden, wie das Areal am besten in eine attraktive Gewerbefläche umzugestalten ist. Er geht davon aus, dass noch in diesem Jahr die Bagger rollen. Diese Fläche wäre dann „die größte Reserve, die wir zusammenhängend haben und auf die die Stadt über die WEG direkten Zugriff hat“. Als größte Herausforderung bezeichnet es Ulrich denn auch, weitere Gewerbeflächen andernorts zu schaffen, „die Nachfrage ist auf jeden Fall vorhanden“. Nur wenn Flächen angeboten werden könnten, funktioniere auch die Wirtschaftsförderung, sagt er mit Blick auf häufig geäußerte Kritik. Den Erfolg der vergangenen Monate sieht er im Übrigen vor allem darin begründet, dass eine gute Mannschaft hinter dem Wirtschaftsförderer stand und steht, „quer durch die Stadtverwaltung“. Eine „gut geölte“ Vernetzung sei außerdem nach außen hin wichtig: mit anderen einschlägigen Akteuren wie Arbeitsagentur, Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer. Ulrichs Erfahrung: Je reibungslose diese Maschinerie arbeitet, desto früher und besser können Unternehmen abgeholt und begleitet werden. (ahb)

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