Neustadt Sport schafft Gemeinschaft

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NEUSTADT. Heitere Gelassenheit statt verbissenem Ehrgeiz. Trotz Regens, der einige der Angebote buchstäblich ins Wasser fallen ließ, ist das integrative Sportfest im Stadion Neustadt ein Höhepunkt im sportlichen Terminkalender der Lebenshilfe-Vereine und der Camphill-Wohngemeinschaft gewesen.

Seit einigen Jahren steht Anfang September ein dickes Kreuz im Terminkalender des SV Schöntal. Dessen Helfer und Mitglieder engagieren sich seit Jahren in der Behindertenhilfe, trainieren mit den Betroffenen für das Sportabzeichen und sorgen beim „Heimspiel“ im Stadion für Verpflegung und schützende Zelte. Helmut Geiger von der Boule-Gruppe des SV Schöntal hat einen vierteiligen Parcours konzipiert. Mit Geschicklichkeitsübungen wie Zielwerfen oder „geradeaus rollen“ tasten sich die Neulinge an die französische Trendsportart heran. „Spielen macht Spaß“, sagt Innocent Muyango aus Ruanda. Der 22-Jährige ist Praktikant bei der Camphill-Lebensgemeinschaft. Auch Nick Guida aus San Diego arbeitet dort. Der 23-Jährige hat diesen „typisch europäischen Sport“ bislang noch nie gespielt. Er sagt: „Wir haben hier eine tolle Zeit.“ Lebenshilfe-Vorsitzender Heinz Busch war mit seinem Sohn Moritz (24) am Parcour unterwegs. „Er macht sein Ding, nicht was er soll, sondern was er will“, kommentierte Papa Busch die Boule-Versuche seines Sohnes. Auch Klaus Bretz war mit seinem Sohn Daniel bei den Boule-Spielern. „Das ist eine Herausforderung. Schade, dass das Wetter nicht so mitspielt“, bedauerte er. Gelitten unter der Feuchtigkeit hat vor allem der „Fun-Park“ der Sportjugend Pfalz. Die drei aufblasbaren Hüpfburgen durften nur ohne Schuhe betreten werden. So waren nasse Socken garantiert. Bei der Geschwindigkeitsmess-Anlage am Fußballtor war hinter dem Tor eine Kamera installiert, die ähnlich wie bei einer Radarkontrolle die Geschwindigkeit misst, mit der der Ball unterwegs ist. Hier lag die Spitzengeschwindigkeit bei 90 Stundenkilometern. Benjamin Strobel, Betreuer bei der Camphill-Lebensgemeinschaft in der Königsmühle, wurde nicht müde, den Ball immer wieder aufs Tor zu donnern, um seine Bestmarke zu überbieten. Überhaupt die Fußballer. Sie sind „wasserfest“. Sechs Teams aus Frankenthal, Neustadt und Haßloch nahmen am Turnier der Freizeitmannschaften teil, drei Lebenshilfe-Teams traten beim Turnier der Behindertenhilfe an. Eine der torreichsten Partien war das 4:4 der Lebenshilfen von Neustadt und Bad Dürkheim. Spannend war das Spiel der Neustadter gegen Frankenthal. Am Spielfeldrand wurde Kapitän Heiko Merz unruhig, weil sein Team einem 0:1-Rückstand hinterherlief und dicke Chancen vergab. Als er nach einer Verschnaufpause wieder eingewechselt wurde, war er richtig „heiß“ und erzielte den Ausgleich. „Ich hab ein Tor geschossen“, freute er sich noch lange danach. Das Einlagespiel der F-Jugend des SV Schöntal gegen das eingespielte Team der SG Mußbach verlief einseitig. Die Mußbacher siegten mit 20:0. Doch die Schöntaler Jungs zeigten bei ihrem ersten offiziellen Spiel, dass sie das Verlieren bereits gelernt haben. Die sieben- bis achtjährigen Kicker, die erstmals zusammenspielten, trösteten sich gegenseitig. Mußbachs Trainer Knut Kannegießer hielt den Ball flach. Nein, sagte er, er wolle aus seinem Team keine Spieler besonders herausheben. Fairplay ganz nach dem Motto des Sportfestes „Sport schafft Gemeinschaft.“ (kle)

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