Lambrecht Sonne lacht über den Geißbockfestspielen

Die Sonne brannte gnadenlos auf Schauspieler und Gäste der Geißbockfestspiele herunter.
Die Sonne brannte gnadenlos auf Schauspieler und Gäste der Geißbockfestspiele herunter.

Bei den Geißbockfestspiele in Lambrecht fühlen sich die Akteure und die Zuschauer wohl. Während die Rollenverteilung für so manchen Schmunzler gesorgt haben dürfte, war ein Vierbeiner mit seiner Rolle etwas unglücklich.

Fast so viele Fotografen wie in Cannes bei der Film-Festspielen standen am Rand des Tuchmacherplatzes in Lambrecht, als die Akteure des Geißbock-Festspiels am Sonntag und Montag durch die Wiesenstraße auf den Platz zogen. Im Unterschied zu Cannes fotografierten sie in Lambrecht überwiegend mit Smartphones und für den Privatgebrauch.

Petrus möge es an Pfingsten nicht regnen lassen, war in den vergangenen Wochen der Wunsch der Mitwirkenden. Sie hätten Petrus auch um etwas weniger Sonne bitten sollen, denn die brannte ziemlich heftig auf die Besucher auf dem weitgehend schattenlosen Tuchmacherplatz. Vielleicht war das ein Grund, dass am Ende einige Plätze leer blieben.

Text aktuell angepasst

Wer einen Platz im Schatten ergattert hatte oder Sonnenliebhaber ist, erlebte einen unterhaltsamen, vergnüglichen Nachmittag mit einer gelungenen Aufführung der acht Bilder des Festspiels mit Akteuren, die mit viel Engagement und teils auch mit beachtlichem schauspielerischen Können agierten.

Kleine Pannen wurden überspielt. Etwa als im zweiten Bild Ulrich Seelmann als Knecht der Äbtissin mitteilen will, dass „die Jungfer Adelheid ausgerissen ist“. Nachdem Seelmann den Satz mehrfach wiederholt hatte und die Äbtissin immer noch nicht auftauchte, rief Seelmann „wann kummt se denn“. Gelegentlich wurde eine Rolle kurzfristig individuell leicht angepasst, so rief Werner Seinsoth im vierten Bild als Pfarrer Dujon: „Danke Petrus für dieses herrliche Wetter und denke an morgen“.

Theaterspiel und wahres Leben

Besonders amüsant die Verbindungen zwischen dem wirklichen Leben und dem Spiel auf der Bühne. So sind Carsten Schindler und Elke Lorenz-Schindler, die im zweiten Bild das Paar Graf Otto und Gräfin Judith spielen, auch im wirklichen Leben verheiratet. Arnold Merkel und Jens Fadenholz wären gern Lambrechter Bürgermeister geworden oder waren für dieses Amt auserkoren. Beim Geißbock-Festspiel wird Arnold Merkel dieser Wunsch aus früheren Jahren erfüllt, Jens Fadenholz darf immerhin Deidesheimer Bürgermeister sein. Die beiden streiten sich auf der Bühne so überzeugend, dass es wirklich Spaß macht, ihnen zuzuhören und zuzuschauen. Der Hofmeister von Kaiser Ruprecht muss hier immer wieder einschreiten.

Karl-Günter Müller wollte nicht nur Lambrechter Bürgermeister werden, er ist es geworden. Im achten Bild ist er allerdings ein honoriger Deidesheimer Bürger, der ziemlich schlecht von den Lambrechtern denkt – „denen ist alles zuzutrauen“, so der Deidesheimer Bürger Stelbock und die „Weibsleit“ kommen bei ihm auch nicht gut weg – die sollen am besten zehn Meter Abstand halten. Da macht man sich dann doch so seine Gedanken. Dass „die Weibsleit“ sich von den Herren nicht alles einfach so bieten lassen, beweist Renate Becker als sehr überzeugend zeternde Deidesheimer Bürgerin.

„Eine Jammergestalt von Bock“

Gernot Kuhn ist zwar nicht Lambrechter Bürgermeister, aber Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lambrecht: Im siebten Bild des Geißbock-Festspiels darf er Lambrechter Bürgermeister sein. Dass Kuhn gut singen kann, ist bekannt, doch er besitzt auch schauspielerisches Talent. Das bewies im siebten Bild noch ein Lambrechter Kommunalpolitiker – Stadtratsmitglied Maximilian Henrich als Jakob Kölsch. Ihm ebenbürtig Maike Knoll als seine Ehefrau Lisbeth. Die drei Akteure im siebten Bild hatten es nicht leicht, denn sie mussten gegen das ständige Meckern des Nachwuchsböckleins anspielen, das die Rolle des Tributbocks hatte. Der meckerte auch im achten Bild, was verständlich ist, wenn man als „eine Jammergestalt von einem Bock“ bezeichnet wird.

Im Gegensatz zum Böcklein gab der Hund, der beim Auftritt der Wallonen im vierten Bild mit auf die Bühne kam, keinen Ton von sich. Und das Böcklein war nicht der jüngste Akteur: Bei den Wallonen waren sogar zwei Babys dabei. Das eine wurde beim Abgang der Wallonen von seiner Mama schnell der im Publikum sitzenden Oma in die Arme gedrückt.

Marsch am Dienstagmorgen

Zu den anspruchsvollsten Rollen im Geißbock-Festspiel gehören die Auftritte von Hunger, Pest, Friede und Krieg. Christine Bertram spielte die Pest so eindrucksvoll, man wartete fast darauf, dass in Lambrecht die Pest ausbricht. Mit der Souveränität langer Erfahrung agierte Traudel Füßer als Friede, historisch nicht ganz passend, die Luftballone, die bei ihrem Auftritt fliegen gelassen wurden.

Am Montag wurde nach der Aufführung der 620. Tributbock an das „jüngst getraute Ehepaar“ Errol und Miriam Buchmann übergeben. Am „Diensdag nach der Pfingsd“ startete um 5.30 Uhr „uff de Brieck“ mit Sekt, Schnaps und Geißbockbröckle der Geißbockmarsch nach Deidesheim.

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