Neustadt Sinnliches Hörerlebnis

CD-Einspielungen abseits des barocken Mainstreams sind zum Markenzeichen des Trompeters Stephan Stadtfeld und des Organisten Stephan Rahn geworden. Unter dem Titel „Salut d’amour“ hat das 2008 gegründete Vorderpfälzer Duo nun eine Scheibe mit Werken der Romantik herausgebracht.

Speyer

. Gerade in der Adventszeit erfreut sich die Begegnung von Orgel und Trompete großer Beliebtheit. Festlich weihnachtliche Klänge sucht man bei „Salut d’amour“ indes vergeblich. Auch gerät das Gipfeltreffen zwischen der Königin der Instrumente und dem Instrument der Könige nicht zur majestätischen Repräsentation von Macht und Herrscherglanz, sondern vor allem zu einem sinnlich-meditativen Hörerlebnis. Dafür sorgt schon die Stückeauswahl mit bekannten, teils aber auch selten gespielten Werken des 19. Jahrhunderts. In allen Fällen handelt es sich um Stücke, die Rahn, Konzertpianist aus Speyer und in der Region auch als Leiter der Chorgemeinschaft Forst/ Wachenheim bekannt, und Stadtfeld, Trompeter des Konzertshausorchesters Berlin, selbst arrangiert haben, angefangen mit Edward Elgars berühmtem Salonstück „Salut d’amour“, von dem auch der CD-Titel stammt. Zum Konsum kurz mal zwischen Kochtopf und Bügeleisen eignet sich die Scheibe nicht, denn vom ersten Takt an gelingt es den beiden Künstlern, die Hörer in ihren Bann zu ziehen. Dafür sorgt nicht nur das fein ausgewogene, auf Klangdetails bedachte Spiel der Interpreten, sondern auch das von Stephan Rahn verwendete Instrument: Seit einigen Jahren hat sich die Pfarrkirche St. Bartholomäus in Gackenbach bei Montabaur, in der die Aufnahme entstand, zu einem kleinen Mekka für Organisten aus ganz Europa entwickelt. Gleich zwei Orgeln, die durch eine Kopplung von einem Spieltisch aus bedient werden können, ergeben im Zusammenspiel mit Stadtfelds wunderbar schlackenfreiem Trompetenklang ausgesprochen reizvolle, zuweilen geradezu symphonisch-orchestrale Klangeffekte. In einigen Stücke brilliert Stephan Rahn als Solist und schöpft dabei die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten in ihrer Gänze aus, wie etwa innerhalb der virtuos sprudelnden Toccata G-Dur von Théodore Dubois oder dem elegisch-gehauchten Stück „Nimrod“ aus den „Enigma-Variationen“ von Elgar. Abseits vom oftmals üblichen Trompeten-Geschmettere verwöhnt das Duo also die anspruchsvollen Klassikfreunde mit einem außergewöhnlich schattierungsreichen Programm, das nach drei Stücken von Elgar in Gabriel Faurés verträumtem „Après un rêve“ seine Fortsetzung findet. Auch dieses Stück besingt passend zum CD-Titel die Liebe - der zugrunde liegende Text von Romaine Bussine zeichnet das flüchtige, poetisch verklärte Traumbild einer unerreichten Liebe. Sehr gefühlvoll geht es auch im „Chanson d’amour“ und in der berühmten „Pavane“ aus der Feder des gleichen Komponisten zu. Überhaupt stammen die meisten Stücke aus Frankreich, dem Land der Liebe. So hören man zum Abschluss die 1857 veröffentlichte Fantasie in Es-Dur, die von Camille Saint-Saëns ursprünglich für Orgel solo konzipiert wurde. Ausnahmsweise stammt die vorliegende Fassung nicht von den beiden Interpreten, sondern von Henri Büsser, einem Schüler von César Franck und Charles-Marie Widor, der dem Werk eine obligate Trompetenstimme hinzufügte.

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