Neustadt Schulhof der Mußbacher Grundschule komplett umgestaltet

Das Baumstamm-Mikado kommt bei den Kindern richtig gut an.
Das Baumstamm-Mikado kommt bei den Kindern richtig gut an.

„Von der Betonwüste zum Kinderparadies“ – unter diesem Motto stand die Umgestaltung des Schulhofes der Mußbacher Grundschule. Nun ist auf dem Gelände Geschicklichkeit gefragt.

Als ob ein Riese seine Mikado-Stäbchen auf dem Schulhof hätte umfallen lassen, so wirkt das Baum-Mikado im großzügigen Hof der Mußbacher Schule. Der einzige Unterschied zu einem Riesen-Mikado: Die Stäbe sind nicht bunt und glatt, sondern knorrig gewachsene Baumstämme im Rohzustand, unterfüttert mit einer dicken Schicht Holzschnitzel als Fallschutz.

Im Zentrum des Baumwirrwarrs ist ein Trampolin integriert. „Der unregelmäßige Urzustand der Baumstämme fördert die Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder. Sie müssen sich beim Balancieren immer wieder auf neue Herausforderungen durch die am Baum vorhandenen unregelmäßigen Knubbel einstellen“, so Schulleiter Lars Lindner.

Begonnen hat das Projekt Schulhofneugestaltung 2018 mit einer Projektwoche, während der die Kinder alle ihre Vorstellungen von einem idealen Schulhof einbringen konnten. Aufgrund der von ihnen angefertigten Modelle wurde dann eine Gesamtplanung erstellt, aus der hervorging, wie sich ihre Vorstellungen realisieren lassen können.

Grünes Klassenzimmer

Für die Umsetzung der bei der Projektwoche erarbeiteten Ideen der Kinder war Landschaftsarchitekt Norbert Schäfer mit seiner Firma „Stadt und Natur“ aus Klingenmünster verantwortlich. „So wie er das umsetzt, spürt man sofort, dass er eine richtiggehende Leidenschaft für die Bedürfnisse von Kindern hat“, erzählt Schulelternsprecherin Corinna Roß-Homberg. Eine der Ideen war beispielsweise ein Tipi – daraus wurde in der Realität ein Baumhaus. Aus dem Wunsch nach einem Sprungturm wurde ein mit hellem Sandstein gestalteter Bachlauf.

Eine kleine Bühnenplattform, deren Holzboden die vorhandenen Bäume umschließt war eines der ersten fertiggestellten Teilprojekte. Sie wurde vollständig durch die Katholische Junge Gemeinde (KJG) bei deren 72-Stunden-Aktion gebaut. Ebenso wie das unter Schatten spendenden Bäumen angelegte Sandstein-Atrium, das gelegentlich als grünes Klassenzimmer dient, wird sie außer zum Spielen auch bei Schulfesten genutzt. Die vielseitigen Nutzungs- und Spielmöglichkeiten sind bei allen neu geschaffenen Spiel-Inseln ein wichtiges Merkmal.

Plätze zum Ausruhen

Verstreut über den ganzen Schulhof finden sich immer wieder auch kleinere und größere Sitzgruppen, entweder aus Sandstein-Findlingen oder aus Baumstämmen. „Auch das war ein Wunsch der Kinder – sie wollten neben Spielgeräten auch immer wieder Plätze, um sich mal vom Trubel und dem Pausenhofgeschehen zurückziehen zu können“, so Lindner. Verwendet wurde in jedem Fall aus der Region stammendes Naturmaterial, zum Teil sogar recycelte Steine, die aus Abrissgebäuden stammen.

Roß-Homberg findet es bemerkenswert, wie viel alle Eltern und auch sonstige Freiwillige an Freizeit investierten, um den Schulhofumbau zum Erfolg zu bringen. „Über 90 Eltern und ihre Kinder waren schon allein beim ersten Samstagseinsatz hier“, erinnert sie sich. Und das Engagement der zahlreichen Eltern hielt über die letzten vier Jahre an. Insgesamt wurden so an die 2000 Stunden freiwilliger Arbeitsleistung erbracht. „Nur durch diverse Corona-Einschränkungen wurde unser Tatendrang immer mal wieder unterbrochen“, sagt sie schmunzelnd.

Fest am Samstag

Bei den Arbeiten waren alle Beteiligte körperlich schwer gefordert. „Um einen einzigen Baumstamm anzuheben und an seinen festen Platz zu hieven, mussten wir immer zu dritt sein, so schwer sind die Teile“, erinnert sich Lindner. „Da waren wir richtig geschafft, nach so einem Tag.“ Als besonders hilfreich benennt er Jochen Walcher, einen der Väter, der nicht nur seine Freizeit investierte, sondern auch immer wenn es gebraucht wurde, mit schwerem Gerät anrückte, zum Beispiel mit einem Bagger oder sonstigen Maschinen.

Über das körperliche Engagement der Eltern hinaus gab es auch zahlreiche Geldspenden, die für das Gelingen unerlässlich waren. So kam beispielsweise von der Dietmar-Hopp-Stiftung ein Betrag von 17.000 Euro. Der Betrag floss in den fachgerechten Bau eines Baumhauses durch einen Schreiner. Aber auch der Mußbacher Markt der Nächstenliebe spendete zweimal einen größeren Betrag. Von der Fielmann-Stiftung wurden die Pflanzen gestiftet. Der Serviceclub Round Table finanziert die noch zu errichtende Seilspielanlage. Aber es gab auch viele kleinere Einzelspenden von Mußbachern, die das Projekt unterstützen wollen.

Auch die Kinder leisten immer wieder ihren Beitrag zum neuen Schulhof. So werden sie beispielsweise mit ihrer Klasse eingeteilt zum Auffüllen der Holzschnitzel unterm Baum-Mikado, das in regelmäßigen Abständen notwendig ist. „Wenn dann der Lkw auf das Gelände fährt und das Material ablädt, stehen die Kinder mit großen Augen staunend dabei und warten schon auf ihren Einsatz“, erzählt Roß-Homberg.

Nun soll die Umgestaltung mit einem gemütlichen Schulhoffest am Samstag von 10 bis 15 Uhr gefeiert werden. „Da wird es keine großen Reden geben, sondern die Kinder, Eltern und sonstigen Unterstützer sollen einfach bei einem gemütlichen Beisammensein ein wenig feiern und sich freuen über das, was sie geleistet haben“, sagt Lindner.

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