Neustadt Puzzle-Spiel im Dienst der Rolle

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Kirrweiler. Ob er schauspielert, inszeniert oder an szenischen Lesungen mitwirkt: Bodo Redner ist mit Leib und Seele der darstellenden Kunst verbunden. Vor 30 Jahren kam der Rheinländer in die Pfalz. Vor 20 Jahren schlug er Wurzeln in Kirrweiler, „dem Wein- und Kulturort“, wie er sagt. Hier verbindet der selbstständige Mediendesigner seither Beruf und Berufung.

An seinen ersten großen Theatererfolg erinnert sich Bodo Redner noch sehr gut: 1995 war das, als er beim „Theater Min Ko“ in Neustadt die Hauptrolle in der Bühnenversion des Romans „Der Prozess“ von Franz Kafka spielte. Auch dass damals eine sehr positive Kritik in der RHEINPFALZ gestanden habe, weiß er noch genau. Zum „Theater Min Ko“ hatte Redner sehr schnell gefunden, nachdem er 1988 mit gerade einmal 22 Jahren nach Neustadt gezogen war, um als Hausleiter in einer sozialen Einrichtung zu arbeiten. Aus den anfangs noch kleine Rollen wurden mit der Zeit immer größere. Im Jahr 2004 folgte sein Regiedebüt mit der politischen Satire „Die Teufelskerle“ beim Edelhoftheater in Kirrweiler. 2001 hatte er als Mediendesigner die Firma „Blatt für Blatt – Druck und Werbung“ in Neustadt gegründet. In eine Rolle schlüpfen, sie ausfüllen und auf der Bühne zum Leben erwecken, sei jedes Mal spannend, sagt der Rheinländer, der 1964 in Wesel geboren wurde. Manche Rollen, so den stotternden Billy Bibbit aus „Einer flog übers Kuckucksnest“, hat er sich in mühevoller Probenarbeit erst erobert. Redner: „Ich lasse mich auf die Figuren ein, versuche sie umzusetzen. Es ist wie beim Puzzle. Erst wird der Rahmen gelegt. Nach und nach ergeben dann viele kleine Teile das Bild.“ Alle Teile zusammenfügen, spüren, dass die Figur plötzlich wie von selbst agiere, mache für ihn die Leidenschaft beim Theaterspiel aus. Neben dem Spielen bei „Min Ko“, wo er bis heute im Vorstand tätig ist, wirkte er auch als Mitbegründer des „Fach-Werk-Theaters“ in Freisbach mit. Eine neue interessante Erfahrung machte er hier mit dem Tournee-Theater: „Jede Bühne ist anders, man muss sich immer wieder auf andere Bedingungen einlassen, und nicht zuletzt reagiert auch das Publikum auf das gleiche Stück immer wieder anders“, so Redner. Und wie ihm scheint, je nach Region verschieden. Die „Teufelskerle“ bedeuteten auch den Durchbruch für das junge „Theater im Edelhof“. Den Seitenwechsel zur Regie nahm er als neue Herausforderung. „Der Schauspieler sieht seinen Part und wie dieser mit den anderen Teilen zum Ganzen wird. Als Regisseur aber betrachtet man alle Facetten, muss die ganze Bandbreite eines Stückes überblicken“, sagt der 52-Jährige. Wenn Kirrweiler heute in der Region weithin als Theatergemeinde wahrgenommen wird, so ist das nicht zuletzt Bodo Redner entscheidend zu verdanken. Seine Anerkennung gilt dem „Theater im Edelhof“, bei dem er regelmäßig Regie führt: „Eine harmonische Truppe mit großen Talenten und engagierten Helfern“. Nicht nur Volkstheater, auch Klassiker und Boulevardkomödien brachte man schon auf die Bühne – und sogar in die Manege. Noch vor dem Stationentheater unter Leitung des Chawwerusch-Theaters gelang im Jahr 2007 mit „Kirrweiler – das Zelt“ ein ungewöhnliches Projekt. Das Dorf mit 2000 Einwohnern schaffte es aus eigener Kraft, über sechs Wochen im großen Zirkuszelt ein anspruchsvolles Kulturprogramm zu bieten. Höhepunkt war die Aufführung von Pavel Kohouts „August, August, August“. Die Lust am Spiel trieb Redner derweil zu immer neuen Herausforderungen. Unter der Regie von Bernhard Weller von „Spitz und Stumpf“ spielte er das Ein-Personen-Stück „Novecento – die Legende vom Ozeanpianisten“. Denn allein ein abendfüllendes Stück aufzuführen, war ein lange gehegter Wunsch. Weitere Solo-Stücke, auch musikalisch begleitet, folgten. Dann traf Bodo Redner bei einer szenischen Lesung auf Kerstin Bachtler, und es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit bei verschiedenen Lese- bzw. Lyrik-Projekten, in denen sie Gedichte und dialoghafte Szenen kombinierten. Gleich der Auftakt mit „Madame, ich liebe Sie“, einer fiktiven Begegnung zwischen Heinrich Heine und Mascha Kaleko, fand viel Anklang. Bachtler und Redner legten nach mit „Wohl dem, der sich vergnüget“, worin sie barocke Dichter mit Texten von Rose Ausländer verbanden, begleitet von barocker Lautenmusik. Das Projekt, eingereicht für den Kultursommer Rheinland-Pfalz, wurde vom Land gefördert. Seit letztem Jahr sind Bachtler und Redner nun als Duo „Texttaxi“ unterwegs, treten auf mit verschiedenen lyrischen Programmen und präsentieren dabei szenische Kombinationen mit Gedichten unterschiedlicher Epochen. Spaß macht dem Publikum wie auch den beiden selbst die Revue „Pfälzer Helden“, entwickelt zusammen mit Bernhard Weller und im Herbst auch schon in der Neustadter Stadtbücherei zu sehen. „Unser bisher erfolgreichstes gemeinsames Stück“, freut sich Bodo Redner auf mehr.

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