Am Rande der Bande Neustadt: Von Vettel im Rosberg-Audi und Rechenaufgaben der Wasserballer

DTM-Champion René Rast (rechts) erklärt Fabian Vettel, wie sein Meisterwagen funktioniert.
DTM-Champion René Rast (rechts) erklärt Fabian Vettel, wie sein Meisterwagen funktioniert. Foto: frei/Audi/AUTO BILD MOTORSPORT

Team Rosberg: „Vettel in Rasts Rosberg-Audi“

Man könnte locker die Schlagzeile formulieren: „Vettel im Rosberg-Audi“. Doch die großen Hoffnungen, die mit dieser Überschrift geweckt werden, können nur zum Teil gestillt werden. Ja, es ist ein Vettel mit einem Audi RS5 des Teams Rosberg gefahren. Aber nicht der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian, sondern sein jüngerer Bruder Fabian. Bei den Tracktests, die Audi nach dem DTM-Finale im Hockenheimer Motodrom durchgeführt hat, durfte der Nachwuchs-Rennfahrer überraschend im Meisterauto von René Rast fahren. Arrangiert haben diese Fahrstunde die Zeitung Auto-Bild und Audi. Der Autohersteller hatte Journalisten mit Rennlizenz die Möglichkeit zu einem Selbst-Fahrversuch eingeladen. Doch als die Wetter-App für Mittwoch Regen vorhersagte, bekam die Auto-Bild-Redakteurin Bianca Garloff kalte Füße. Meister René Rast hatte schon am Sonntag mit Blick auf die Tracktests gesagt: „Ich mache bei jedem drei Kreuze, der heil an die Box zurückkommt, denn bei Regen sind die Autos brutal schwer zu fahren.“

Und so schickte Garloff Vettel am Sonntag eine WhatsApp mit der Frage, ob er Lust habe, ein DTM-Auto zu fahren. Klar hatte der 22-Jährige, der in dieser Saison im ADAC GT-Masters in einem Mercedes GT3 unterwegs war, Lust. „Mit dem Tracktest wird ein Traum für mich wahr“, hatte er sehr emotional geantwortet. Auch Audi hatte nichts dagegen. Schließlich hatte Vettel seine Motorsportkarriere 2015 im Audi-TT-Cup begonnen.

„Er hat sich gut angestellt“, sagt Rosberg-Teamchef Arno Zensen, der die ersten Fahrversuche des Heppenheimers in einem 610 PS starken DTM-Auto beobachtete. Wobei die Vorbereitung sehr professionell war. Am Morgen drehte Vettel zuerst im Simulator in der Rosberg-Zentrale in Neustadt einige Runden, bevor es real wurde. Nach 20 Minuten hatte er die Qualizeit von Rosberg-Stammpilot Jamie Green, der davor im Simulator gefahren war, um drei Zehntelsekunden unterboten.

Im Regen von Hockenheim durfte Fabian Vettel schließlich im weiß-roten Meisterauto mit der Startnummer 33 Platz nehmen. „Ich habe René vorher gefragt, was ich beachten soll, weil es ja regnet. Antwort: Du hast kein ABS und keine Traktionskontrolle, also sei vorsichtig!“, berichtet Vettel. Und dann ging’s raus auf die feuchte Piste.

„Als wir ihm nach sieben Runden gesagt haben, dass er reinkommen solle“, erzählt Zensen, „hat er gebettelt, ob er noch ein wenig weiter fahren dürfe.“ Durfte er nicht. Trotzdem lautet sein Fazit: „Das war auf jeden Fall das krasseste Auto, das ich bisher gefahren bin. DTM ist der Oberhammer! Jetzt werde ich alles dafür geben, DTM zu fahren. Da muss ich einfach hin.“

Ob dieser Wunsch jemals in Erfüllung gehen wird? Die Zeit wird es zeigen. „Im Moment kann ich mich noch nicht Profi nennen“, sagte er im Frühjahr, „es ist viel Stress, aber sicher noch kein Fulltime-Job.“ Zur Sicherheit studiert er an der Uni Heidelberg Architektur im dritten Semester.

Auch nicht einfach, aber wesentlich realistischer ist dagegen ein Gaststart von Bruder Sebastian Vettel in der Tourenwagen-Meisterschaft. Daran arbeitet zumindest DTM-Chef Gerhard Berger. Doch der DTM-Chef weiß, dass dies ein schwieriges Unterfangen ist, solange der viermalige Weltmeister in der Formel 1 Gas gibt. Doch die Überschrift „Vettel im DTM-Auto“ hat er schon klar vor Augen. jok

SC Neustadt: Der Ex-Schulleiter kann rechnen

„Rechnen ist Glückssache“ oder „überlass das Denken den Pferden, die haben einen größeren Kopf“ waren Sprüche der Pädagogen zu jenen Zeiten, als sie noch nicht alles auf die Goldwaage legen mussten. Ob Peter Jacqué, Ex-Schulleiter des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, während seines Unterrichts manchmal auch tief in der Sarkasmusschublade gekramt hat, ist nicht überliefert.

Klar ist aber, Jacqué, 72-jähriger Wasserballtrainer des SC Neustadt und Teil des Trainerteams der U16-Jugend, kann rechnen. Beim Zwischenrunden-Turnier in Potsdam holten seine Jungs überraschend den Turniersieg und ließen sogar Gastgeber Potsdam hinter sich. Doch die Tabelle des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) zeigte auf der DSV-Homepage auch Tage danach noch den falschen Tabellenstand. Da Potsdam zwar gegen den SCN knapp gewonnen hatte, aber danach gegen Krefeld verlor, holte Jacqué den Rechenschieber heraus. „Es zählt bei Punktgleichheit nach den besonderen Turnierregeln des DSV das Torverhältnis der direkten Vergleiche. Neustadt besiegte Krefeld mit drei Toren plus, verlor gegen Potsdam mit zwei Toren Unterschied. Das ergibt ein Plus von einem Treffer“, rechnet Jacqué vor. Er korrespondierte mit dem zuständigen Rundenleiter des DSV, Holger Sonnenfeld. Und dieser versuchte sich ebenfalls im Kopfrechnen. Die erste Tabelle, die Sonnenfeld lieferte, zeigte dann noch ein falsches Gesamtergebnis der Tordifferenz. Denn auch da hatte Neustadt tatsächlich mit 15 Toren plus die Nase vorn. „Es war wohl doch schwer zu verstehen, dass Neustadt gewonnen hat“, merkt Jacqué schmunzelnd an.

Nun, für den Turniersieg können sich seine Jungs nichts kaufen, wenn es in die Endrunde geht. Dann beginnt wieder alles bei null. Aber sie dürfen mit breiter Brust ins Finale gehen. Dann wird auch Potsdam wieder einer der Gegner sein. Das Team, gegen das sie knapp verloren. Mit dem Heimvorteil im Rücken und dem Selbstvertrauen, den der jüngste Turniersieg bewirkt, freuen sich die Fans jetzt schon auf ein heißes Duell. Hoffentlich mit klaren Ergebnissen, damit der Taschenrechner zu Hause bleiben kann. kle

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