Neustadt Neue Gruppe: „Omas“ stehen für Demokratie ein

Die Neustadter „Omas gegen Rechts“ bei ihrer ersten Mahnwache Mitte Februar am Kriegerdenkmal.
Die Neustadter »Omas gegen Rechts« bei ihrer ersten Mahnwache Mitte Februar am Kriegerdenkmal.

Die Initiative „Omas gegen Rechts“ hat nun auch einen Ableger in Neustadt. Die Sorge um die Demokratie treibt die Frauen an. Und sie machen keinen Hehl daraus, wer für sie der Hauptgegner ist.

Manchmal ist es einfach Glück, wenn man den Nerv der Zeit voll trifft. Bereits im Herbst lud Pfarrerin Martina Horak-Werz für ihre Reihe „Gespräche am Abend“ des Protestantischen Kirchenbezirks Neustadt die Kandeler Gruppe „Omas gegen Rechts“ ein. Als die Veranstaltung dann im Januar stattfand, kamen gut 60 Leute, deutlich mehr als sonst. Klar, mittlerweile gingen die Menschen bundesweit gegen Rechtsextremismus auf die Straße, einige Tage später auch in Neustadt.

Die Kandeler Gruppe hatte sich 2017 gebildet, nachdem die südpfälzische Stadt über Wochen fremdenfeindliche Aufmärsche ertragen musste. Vorausgegangen war der Mord eines afghanischen Flüchtlings an einer 15-Jährigen. Mit ihrem Vortrag im Casimirianum beeindruckten die Kandeler „Omas“ offensichtlich, jedenfalls entstand die Idee, auch im Herzen der Weinstraße eine solche Gruppe zu gründen. Mitte Februar trat sie erstmals öffentlich auf, mit einer Mahnwache am Kriegerdenkmal. Mittlerweile hat sich auch ein Organisationsteam gebildet, das aus Gudrun Dörlich, Martina Horak-Werz, Monika Krack, Rosalia Michel und Gabi Stuckenberg-Hammann besteht.

Man muss nicht Oma sein

Beim Pressegespräch berichten die Frauen, dass die „Omas gegen Rechts Neustadt“ mittlerweile 90 Personen auf ihrer Mailingliste hätten, die bereit seien, die Aktionen zu unterstützen. Die Bezeichnung „Oma“ ist dabei nicht eng zu verstehen: Man muss nicht Großmutter sein, nicht einmal im Rentenalter. Und auch ein paar Männer gehören dazu. Beim Begriff „Oma“ seien „hier mal die Männer mitgemeint“, sagt Horak-Werz mit einem Augenzwinkern.

Als Antrieb für die Gründung nennen die fünf Frauen das „Treffen von Potsdam“, das zuvor bekannt geworden war. Dabei stellte der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner im November einen Plan zur „Remigration“ vor, was als Abschiebung oder Vertreibung von Ausländern und auch von Deutschen mit Migrationshintergrund verstanden wurde. An dem Treffen nahmen unter anderem Mitglieder der AfD und der CDU teil.

Die Bedeutung von Freiheit

Sorgen macht den Neustadter „Omas“ auch die Entwicklung in Europa, wo rechtsautoritäre Regierungen , etwa in Ungarn, an der Macht seien, wie sie sagen. Rosalia Michel berichtet, sie sei über Jahrzehnte in der Friedensbewegung aktiv gewesen. „Der Frieden war für mich immer das höchste Gut.“ Das habe sich mit dem Überfall Putins auf die Ukraine geändert. „Jetzt weiß ich, es gibt ein höheres Gut: Das ist die Freiheit.“

Doch eben nicht nur die Krisen weltweit, gerade auch die Situation in Deutschland nennen die Frauen als Grund für ihr Engagement. Monika Krack sagt, sie fürchte „einen Angriff auf unsere demokratischen Strukturen“. Sie möchte auch für andere Bevölkerungsgruppen eintreten, ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind.

Gabi Stuckenberg-Hammann sagt, dass „wieder nach starken Männern gerufen wird, ist beängstigend“. Für Horak-Werz ist es kein Zufall, dass es gerade Omas, also Frauen sind, die nun auf die Straße gehen. Das habe viel damit zu tun, dass Frauenrechte zurückgedrängt werden sollen. Etwa von der AfD. Bei ihrer Mahnwache verteilten sie 200 Handzettel mit frauenfeindlichen Äußerungen von AfD-Politikern. Stuckenberg-Hammann erzählt, sie sei gefragt worden, ob diese Zitate ein Fake seien. „Aber nein, die Quellen standen ja dabei, das kann jeder bei Twitter oder Facebook nachlesen.“

Was bedeutet „gegen Rechts“?

Dass sie in der AfD ihren Hauptgegner sehen, daraus machen die Omas keinen Hehl. „Hauptziel ist, dass die AfD nicht in den Stadtrat kommt“, sagt Stuckenberg-Hammann. Außerdem wolle man sich gegen die Zweckentfremdung des Hambacher Schlosses einsetzen, beschreiben sie ihr Engagement gegen rechts.

Doch was bedeutet „gegen rechts“ eigentlich? Ist das eine Abkürzung für Rechtsextremismus? Diese Frage, die sowohl bundesweit debattiert wie auch in Neustadt immer mal wieder aufgeworfen wird, hat auch die Omas beschäftigt. Es sei darüber geredet worden, sagen die Frauen. Ohne allerdings zu einem abschließenden Ergebnis gekommen zu sein. Was für manches Mitglied der Gruppe noch konservativ sei, bewerte ein anderes als weit rechts. Das sei aber kein Problem, versichert das Orga-Team. Denn es gebe in der Gruppe den Konsens, dass es ihnen um die Grundwerte des Grundgesetzes gehe. Das sei das Wesentliche und lasse auch Raum für Menschen mit verschiedenen Ansichten. „Da steht die Christin neben der Atheistin, die DGB-Frau neben der Unternehmerin“, sagt Horak-Werz.

Spendensammeln für Aktionen

Das tun sie derweil in einem recht losen Bündnis. Die „Omas gegen Rechts“ sind kein Verein, erheben keine Mitgliedsbeiträge, was etwa auch die Finanzierung ihrer Aktionen schwieriger macht. Sie sind auf Zuwendungen angewiesen. Auf der Internetplattform betterplace haben sie 100 Euro für einen Aufsteller gesammelt, eine weitere Aktion zielt darauf ab, 100 Euro für Flyer und ein Banner zu bekommen.

Und wie geht es weiter? Am 30. März ist in Neustadt auf dem Kartoffelmarkt wieder eine Mahnwache geplant. Außerdem gibt es Überlegungen, Stolpersteine zu polieren oder Aufkleber mit Nazi-Sprüchen zu entfernen. Die Frauen wollen zudem die Demos in der Region mit ihrer Präsenz unterstützen. „Wir wollen zeigen, dass wir denen von rechts nicht das Feld überlassen“, lautet ihre Devise.

Kontakt

Email: omas-gegen-rechts-neustadt@gmx.de, auf Facebook unter @OmasgegenRechts.NW
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