Neustadt Mit gut 500 Kilo im Gepäck umgezogen

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Neustadt. Die Trainingsstätte der Gewichtheber des KSC Schifferstadt mutet eher wie eine Baustelle an. Die Decke ist nicht verkleidet, Kabel hängen von dort herunter. Weil die Heizung nicht funktioniert, steht für kalte Wintertage ein Heizpilz bereit. Weil es auch keinen Strom gibt, haben sich die Heber sechs Baustellenstrahler besorgt. Und dennoch sind die Schifferstadter froh über die Trainingsmöglichkeit in Neustadt. Denn ihr Kraftraum in der Wilfried-Dietrich-Halle in Schifferstadt ist tatsächlich eine Baustelle.

Der Kraftraum dort wird renoviert. „Boden, Fenster, Heizung – alles komplett neu“, erzählen die KSC-Sportler. Eigentlich hätte die Renovierung schon im Oktober fertig sein sollen. Doch habe der Boden als Sondermüll abgetragen und entsorgt werden müssen. Im neuen Zeitplan ist nun vorgesehen, dass der KSC Ende April wieder in sein altes Domizil ziehen und dort seinen letzten Heimkampf der Saison 2015/2016 bestreiten kann. „Das hier war unsere Rettung“, erzählt KSC-Trainer Günter Renner. „Das hier“, das ist ein großer Raum gegenüber dem Saalbau, der vom Sportstudio Rössler angemietet worden ist. Früher hatte dort einmal die Hypo-Vereinsbank eine Filiale. „Wir hätten in der Zweiten Bundesliga sonst nirgendwo heben können“, ergänzt der Coach. Der KSC hat je ein Team in der Zweiten Liga sowie in der Oberliga an der Hantel. Denn vor allem in der Zweitliga-Mannschaft werden viele Kilos gehoben und anschließend wieder auf den Boden fallen gelassen. „Da kracht’s ganz schön“, sagt Renner mit Blick auf seinen Sohn Martin, der im Training gerade 150 Kilo stößt. Entsprechend stabil muss der Boden sein. Die Judomatten auf dem Boden habe das Sportstudio zur Verfügung gestellt, berichtet der Coach. Darüber haben sich die Gewichtheber, zu denen auch Laura Rössler, Tochter der Sportstudio-Eigentümer, gehört, eine zweieinhalb mal zweieinhalb Meter große Plattform aus gepresstem Granulat gebaut. „Eine ganze Menge an Gewichten – so 500 Kilo sind’s bestimmt“, überlegt Günter Renner, hätten die Schifferstadter bei ihrem Umzug nach Neustadt mitgebracht. „Es hat fast alles auf den Pritschenwagen von Volker Beuthling gepasst – der ist Gärtner“, verrät Günter Thomas. Er ist gerade dabei, 105 Kilo zu stoßen. „Das muss er fünfmal hintereinander schaffen“, betont der Trainer. Der Trainingsraum in Neustadt habe Baustellenatmosphäre, gibt Thomas zu. Doch als Zwischenlösung sei es o.k. „Besser als gar kein Training“, pflichtet ihm Volker Beuthling bei. Er war vor „ungefähr zehn Jahren“ noch bei der TSG Haßloch an der Hantel. Doch gibt es so manchen, der über die Zwischenlösung mehr als froh ist: Neben Laura Rössler wohnen auch Simone Glenk und Martin Renner in Neustadt. „Ich laufe zum Training“, erzählt Simone Glenk. Sie trainiert gerade „Kniebeugen hinten“. Sie hat die Hantelstange mit den Gewichten hinten auf den Schultern liegen „und geht einfach nur in die Knie“, erläutert Günter Renner die Übung. Mit 70 Kilogramm wiederholt sie die Aufgabe zweimal, „denn ich will so weit wie möglich hochkommen“, verrät sie. Ihre bisherige Bestleistung: 100 Kilo. „Vergangene Woche bin ich bis 93 Kilo gekommen“, berichtet die junge Frau. Diesmal schafft sie 90 Kilo. Ihre Vereinskollegin Laura Rössler probt das Reißen mit 37,5 Kilo. „Die Hüfte nicht ganz gestreckt – der erste Versuch war besser“, korrigiert Günter Renner sie. Direkt daneben trainiert Marius Müller mit 55 Kilogramm Gewicht. „Das ist unsere Nachwuchsabteilung – beide sind in der Oberliga-Mannschaft“, informiert der Trainer. Währenddessen absolviert Martin Renner Kniebeugen mit 160 Kilogramm. Nicht hinten auf den Schultern, sondern vorne vor dem Oberkörper. „Das ist eine wettkampfnähere Übung als Kniebeugen hinten“, erklärt Günter Renner. „Das ist eine Beinkraftübung fürs Umsetzen beim Stoßen.“ Nicht alle KSC-Athleten trainieren während der Hallenrenovierung in Neustadt. Vor allem die Spitzenathleten aus der Zweitliga-Mannschaft seien überall verstreut. „Das macht die Sache nicht einfacher“, sagt der Coach, der ihnen per E-Mail Trainingspläne schickt. „Einer ist in Heidelberg, einer in Wiesbaden bei der Polizei, einer in Frankfurt, einer ist angehender Polizist auf dem Hahn.“ Termin Der nächste Heimkampf des KSC Schifferstadt findet am Samstag, 23. Januar, 18 Uhr, statt. Gegner des Oberligisten ist der AC Altrip im Sportstudio Rössler in Neustadt in der Gabelsberger Straße. (sab)

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