Neustadt Menschen und Räume

Der Chorraum der Johanneskirche in Mußbach soll am 2. Juni mit einem Konzert mit Nicole Metzger musikalisch eingeweiht werden. G
Der Chorraum der Johanneskirche in Mußbach soll am 2. Juni mit einem Konzert mit Nicole Metzger musikalisch eingeweiht werden. Genutzt werden kann er wegen fehlender Heizung nur im Sommer.

Für die Fördergemeinschaft Herrenhof in Mußbach war 2017 ein Jahr mit historischer Dimension, denn am 29. November wurde nach langjährigen, oft mühsamen und von vielen Rückschlägen gekennzeichneten Verhandlungen endlich der neue Nutzungsvertrag mit der Stadt Neustadt unterzeichnet (wir berichteten). „Wir sind froh, dass wir das jetzt endlich vom Tisch haben“, sagt Schatzmeister Hermann Bleiholder, deutet aber zugleich an, dass man sich bei der Fördergemeinschaft durchaus über ein größeres Entgegenkommen als Würdigung des jahrzehntelangen Engagements gefreut hätte. Abschließend geregelt wurden nun für die nächsten 20 Jahre unter anderem die Aufteilung der Versicherungskosten (75 Prozent Fördergemeinschaft, 25 Prozent Stadt) und der Mieteinnahmen, wo die FGH nun neben der Parkvilla auch eine der beiden „Arbeiterwohnungen“ zugeschlagen bekam. Auch der Zuschuss für Reparaturen sei leicht angehoben worden, so Bleiholder, während die Frage einer festen Hausmeisterstelle vorerst ausgeklammert blieb, obwohl sie aus seiner Sicht von zentraler Bedeutung ist, denn die Unterhaltung des riesigen Areals mit seinen vielen historischen Gebäuden sei allein mit ehrenamtlichen Helfern auf Dauer nicht zu leisten. Auf 90 bis 95 beziffert Bleiholder die Zahl der Termine, die 2018 im Herrenhof anstehen, wenn man Fremdveranstaltungen mitrechne. Darunter sind viele bewährte Reihen wie „Kabarettissimo“, die Parkvillakonzerte der Stiftskantorei, die Puppentheater-Aufführungen der Dorners oder auch die neuen Literaturvilla-Lesungen (wir berichteten). Die Vortragsreihe von Karl Scherer, dem früheren Direktor des „Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde“ in Kaiserslautern, wird zwar nach gegenwärtigem Stand der Dinge am 7. Januar beendet, aber die Fördergemeinschaft suche auch hier nach einer Nachfolge-Regelung. „Die Reihe ist sehr beliebt. Es waren immer 60 bis 70 Leute da“, sagt Bleiholder. „Wir wollen jemanden finden.“ Gespräche seien aber noch nicht geführt worden. Als eines der zentralen Projekte im neuen Jahr nennt der Schatzmeister, den unter FGH-Federführung frisch restaurierten gotischen Chor der Johanneskirche verstärkt kulturell zu nutzen (wir berichteten). Ein erstes Konzert ist am 2. Juni mit Jazzsängerin Nicole Metzger geplant, die dann ihr Programm „Moondance“ vorstellen will. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest. Klar ist indes, dass der Chorraum nur in der warmen Jahreszeit genutzt werden kann. Es bestehe rein technisch zwar die Möglichkeit, die Heizung der protestantischen Kirche in den Chor zu verlängern, doch wäre dies „sehr kostspielig“, so Bleiholder. Da das Spendenkonto durch die Maßnahmen in diesem Jahr schon arg beansprucht worden ist, werde man sich wohl darauf konzentrieren, die Restaurierung der auf 1250-75 datierten Sakristeitür und eines Wandbildes im Altarraum anzugehen. Bleiholder selbst will bei den Vorstandswahlen im Juli das Amt des Schatzmeisters, das er seit 2008 inne hat, abgeben. Ob der langjährige FGH-Vorsitzende Gustav Adolf Bähr, der sich seit dem Sommer von einer schweren Erkrankung erholt, noch einmal antrete, sei noch offen. Beim Freundeskreis ehemalige Synagoge in Deidesheim fiebert man naturgemäß der Restaurierung des durch einen Brand beschädigten früheren jüdischen Gotteshauses in der Bahnhofsstraße entgegen, die nach Mitteilung der Verbandsgemeindeverwaltung am 8. Januar beginnen und bis Mitte März abgeschlossen sein soll – sofern das Wetter mitspielt. „Wir waren lieber vorsichtig und haben deshalb erst ab der zweiten Jahreshälfte wieder fest mit der Synagoge geplant“, sagt der Vorsitzende Achim Schulze – was aber natürlich nicht heiße, dass man nicht umdisponieren könne, wenn der Zeitplan eingehalten werde. Die erste Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird aber auf jeden Fall noch im Ratssaal der Verbandsgemeinde stattfinden. Es handelt sich um eine Lesenacht, bei der Vorstandsmitglieder des Freundeskreises Passagen aus Erzählungen, Romanen und Tagebüchern wie dem der Anne Frank zum Gedenken an die Shoa vortragen. „Wir wollten mal was anderes anbieten“, sagt Schulze. Moderieren werde Birgit Franz. Am 5. Mai folgt eine weitere Lesung – ebenfalls im Ratssaal oder vielleicht doch schon wieder in der Synagoge, wo sie vom Thema her sicher besser untergebracht wäre: Zu Gast ist nämlich die deutsch-israelische Künstlerin und Grafikerin Yehudis Jacobowitz, die 2006 ihr Geburtsland Deutschland verließ, um in Israel zu leben, und ihre Erfahrungen vom Auswandern und Ankommen, vom Dazugehören und Getrennt-Sein nun in einem illustriertes Geschichtenbuch mit dem Titel „Verwurzelt | Entwurzelt“ verarbeitet hat. Sie ist die Ehefrau des Marimbaphonisten Alex Jacobowitz, der erst vor wenigen Wochen auf Einladung des Freundeskreises in Deidesheim zu erleben war. „Das ist aber reiner Zufall“, sagt Schulze. „Beide Veranstaltungen haben nichts miteinander zu tun.“ Ebenfalls aus Israel kommt das „Rishonim-Streichquartett“, das am 5. Oktober bei einem Villa-Musica-Konzert in der Synagoge spielen wird (wir berichteten). Für den Herbst sind außerdem bislang noch ein Vortrag der Historikerin Susanne Urban zum Thema „Der Wein und das Judentum“ und ein Konzert mit der „Schola Gregoriana Kirchpergensis“ festgemacht. Urban ist seit 2016 Geschäftsführerin des Vereins „Schum-Städte“, der die für 2020 geplante Bewerbung von Speyer, Worms und Mainz für das Welterbeprogramm der Unesco vorantreiben soll, die „Schola“ ein 2015 von Kantor David Bosch im Kloster Kirchberg am Neckar gegründetes Ensemble, das sich auf gregorianische Gesänge spezialisiert hat und das Ziel verfolgt, diese mittelalterliche Musik detailgetreu aufzuführen und ihren Reichtum und spirituelle Tiefe auch heutige Menschen erfahren zu lassen. Zuvor hat der Freundeskreis am 22. Juni aber noch einen ganz besonderen Vortrag im Programm, wenn Christian Schulze, der 1983 geborene Sohn des Vorsitzenden, über seine Erfahrungen als Mitarbeiter der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, in Sierra Leone berichtet, wo er drei Jahre lang hautnah Ebola, Naturkatastrophen und die Auswirkungen der Flüchtlingskrise miterlebte. Auch eine Veranstaltung zur Reichspogromnacht und ein oder zwei Adventsmatineen seien für 2018 noch angedacht, so Schulze, der in diesem Zusammenhang auch auf die positiven Erfahrungen mit dem Ausweichort der diesjährigen Matineen, dem Kelterhaus im Ketschauer Hof, verweist. „Wir müssen aber schauen, ob wir es uns leisten können.“ Der Kulturverein Ältestes Haus in Haßloch hat sich im September im Vorstand personell neu aufgestellt. „Ich bin ein bisschen reingestoßen worden“, sagt Tommy Schmidt, der die Führungsrolle von Horst-Sven Becker übernahm und sich die Programm-Planung nun mit Tatjana Geiger teilt, die als Leiterin der Haßlocher Musikschule geradezu prädestiniert dafür ist, die Musikangebote zu koordinieren. Von denen gibt es 2018 wieder eine ganze Menge – angefangen schon am 14. Januar mit dem Neujahrskonzert mit dem „Kareol Tanzorchester“. Dass der Aufführungsort, die Pauluskirche, für ein Programm, bei dem die turbulente Musik der 1920er und 30er Jahre im Mittelpunkt steht, eher ein Notlösung darstellt, geben Schmidt und Geiger ganz unumwunden zu. Der übliche Schauplatz, die Aula des Hannah-Arendt-Gymnasiums, habe aber nicht zur Verfügung gestanden, denn dort darf, wie Schmidt erläutert, nur eine Veranstaltung dieser Größenordnung pro Wochenende stattfinden – und da hatte die Gemeinde mit ihrem Neujahrsempfang am 12. Januar Vorrang. „Das Kulturviereck ist zu klein, der Saal Löwer steht noch nicht zur Verfügung“, schildert Schmidt das Dilemma. Zugleich sei dieses Wochenende der einzig sinnvolle Termin für ein Neujahrskonzert, ergänzt Geiger. Nicht nur deshalb hoffen beide, dass der Saal Löwer möglichst bald für öffentliche Veranstaltungen freigegeben wird. „Der wäre wirklich ideal für so etwas“, sagt Geiger. Aber auch das Kulturviereck und der benachbarte Hof des Ältesten Hauses spielen in der Planung des Vereins weiter eine große Rolle: So setzt das „Lupot-Streichquartett“ um den Haßlocher Andrei Rosianu am 17. Februar im „K4“ seinen Beethoven-Zyklus fort, und am 13. Juli gibt es bei einem Open-Air-Konzert im Hof ein Wiedersehen mit der französischen Cajun- und Swamp-Groove-Formation „Le Clou“, die schon zweimal auf Einladung des Kulturvereins in Haßloch zu Gast war. „Beim letzten Mal hatten wir 150 Besucher“, erinnert Schmidt an den Erfolg im August. Die Terminierung solcher Konzerte werde für den Verein allerdings immer schwieriger, denn das Kulturviereck werde sehr häufig für private Veranstaltungen gebucht, „und dann kann man nebenan nichts machen.“ Trotzdem steht am 31. August auch noch eine Neuauflage für „Wine & Jazz“ im Hof des Ältesten Hauses an, und am 20. Oktober folgt im „K4“ ein Internationaler Herbstabend mit typischer Musik, Speisen und Getränken eines ausgewählten Landes – welches steht aber noch nicht fest. Auch die 2017 neu gestartete Lesungsreihe soll nach Geigers Auskunft im „K4“ fortgesetzt werden – ebenso natürlich wie die Aufführungen der „Märchenbühne“ und des „Theaters im Hof“, das sich 2018 „Die Ballade vom Eulenspiegel, dem Federle und der dicken Pompanne“ von Günther Weisenborn vorgenommen hat – Premiere ist am 8. Juni (wir berichteten). „Wir haben noch viele Ideen, wissen aber noch nicht, wie wir sie realisieren sollen“, charakterisiert Schmidt die Stimmung im Verein. Mit einem gemeinsam mit dem Historischen Verein veranstalteten Matineekonzert in der Villa Böhm startet der Förderverein des Neustadter Stadtmuseums am 21. Januar in das neue Jahr. Gast ist dabei das Neustadter Barbershop-Quartett „New Life“. Die Reihe der Mittwochstreffs im Stadtmuseum, bei der traditionell am ersten Mittwoch eines Monats Vorträge renommierter Referenten zu unterschiedlichen stadtgeschichtlichen Themen auf dem Programm stehen, beginnt am 7. Februar mit Klaus-Dieter Köehler, Professor für Architektur in Saarbrücken, der im Februar 2017 schon einmal mit einem Beitrag zum Architekten Ludwig Levy in der Reihe zu erleben war. Diesmal beschäftigt er sich mit frühen Eisenbeton-Bauten in Neustadt am Beispiel der Monier-Brücke hinter dem Haardter Schloss. „Es ist ein schöner Zufall, dass der Stadtrat erst vor wenigen Tagen beschlossen hat, eine Straße im neuen Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Messplatz nach Joseph Monier zu benennen“, freut sich Helga Willer, die Vorsitzende des Fördervereins. Auch übers weitere Jahr mangelt es nicht an Referenten und Themen, auch wenn noch nicht alles festgezurrt ist. Ansonsten will sich der Verein 2018 vor allem darauf konzentrieren, dem von ihm finanzierten „Entdeckerheft“, dem neuen museumspädagogischen Angebot des Stadtmuseums, zum Erfolg zu verhelfen (wir berichteten). „Da werden die Grundlagen gelegt für die Kultur von morgen“, sagt Willer, allerdings müsse man schon dicke Bretter bohren, um bei den Neustadter Schulen auf Resonanz zu stoßen. Weitere Projekte plane der Verein vorerst nicht. „Das Entdeckerheft war schließlich mit 3000 Euro schon ein ziemlich dicker Brocken.“ Ganz im Zeichen der Burgenforschung steht 2018 die in Neustadt ansässige „Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung“: So steht am 31. August/1. September das 25. Burgensymposium im Herrenhof an, das aus Anlass des Jubiläums besonders prominent besetzt sein soll. Zudem behandeln alle drei bislang für 2018 geplanten Publikationen Aspekte der Burgenforschung, wie Pirmin Spieß, der langjährige Vorsitzende der Stiftung, berichtet. Darunter ist auch der lange erwartete Sammelband, der auf rund 250 Seiten ausgewählte Aufsätze der letzten fünf in Neustadt abgehaltenen Symposien versammelt. Auch das „Haus der Geschichte“ in der Heine-Straße, das der Stiftung gehört, solle verstärkt genutzt werden. „Wir sammeln noch Ideen“, sagt Spieß. Ein Anfang wird am 21. März gemacht mit einem Vortrag über „Jüdische Weinhändler in Deutschland“. Dazu solle koscherer Wein gereicht werden.

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Der Kulturverein Ältestes Haus hat das »Kareol-Tanzorchester« nach 2016 erneut zum Neujahrskonzert nach Haßloch eingeladen. Spielen muss es wegen fehlender Raum-Alternativen diesmal in einer Kirche.
Yehudis Jacobowitz stellt im Mai in Deidesheim ihr Buch über ihr Leben in Israel vor – wenn’s klappt wieder in der Synagoge.
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Das Barbershop-Quartett „New Life“ singt am 21. Januar auf Einladung des Museumsfördervereins in der Villa Böhm.
Das Barbershop-Quartett »New Life« singt am 21. Januar auf Einladung des Museumsfördervereins in der Villa Böhm.
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