Neustadt Meinung am Montag: „Fachkräftemangel in schlecht digitalisierter Gegend ein Riesenproblem“

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Die Neustadter Firma Commendo entwickelt seit zehn Jahren Software für die Weinwirtschaft. Was sagt ein solcher IT-Unternehmen zum Stand der Digitalisierung in Neustadt? Wir sprachen darüber mit Geschäftsführerin Christina Blätte. Das Wirtschaftsinstitut Prognos hat bei seinem Zukunftsatlas erstmals einen „Digitalisierungkompass“ erstellt. Neustadt schneidet dabei deutlich schlechter ab als in der Gesamtwertung. Überrascht Sie das? Nein, das überrascht mich nicht. Neustadt ist in Bezug auf digitale Innovationen nicht gerade bekannt. Obwohl es hier einige innovative Firmen gibt. Die Stadt wirbt eben auch mehr mit seiner Gegend und dem Weinanbau. Und tut auch nicht gerade viel um unsere Branche zu unterstützen, obwohl dies die Zukunft darstellt. Was wäre denn wichtig für Sie? Es ist für Firmen in der Zukunft unglaublich wichtig, an einem schnellen Datennetz zu hängen. In Zeiten der Cloudlösungen werden bessere Internetanbindungen benötigt. Wir haben schon seit unserem Bestehen das Problem, dass die Internetverbindung in der Lachener Straße sehr schlecht ist. Andere IT-Firmen hätten sich gerne hier angesiedelt, wegen der schlechten Internetverbindung aber wieder Abstand davon genommen. In der Informationstechnologie ist aber eine Zusammenarbeit und Vernetzung mit gleichartigen Firmen heute unabdingbar. Ihr Unternehmen bietet eine Weinwirtschaftssoftware an. Wie stark ist die Digitalisierung in der Weinwirtschaft angekommen? Sie hält durch die junge Generation Einzug in Weinbaubetrieben. Der Kunde und das Produkt muss für die Weinbaubetriebe im Mittelpunkt stehen, und dafür benötigt man Datenmaterial, um zu analysieren und zu planen. Wie sieht’s denn beim Vertrieb aus? Auch die Absatzmärkte müssen digital erreichbar sein. Webshop, online-Weinproben, Verkauf über Weinplattformen und Amazon sind Absatzwege der Zukunft. Der Privatkunde, der treu bei seinem Winzer des Vertrauens kauft, stirbt aus. Für die Produktion, Planung und den Vertrieb der Produkte ist es mittlerweile unerlässlich, den Absatz und Umsatz zu kennen. Außerdem ist es nötig, so viele Informationen zum Kunden zu sammeln wie möglich. Woher bekommen Sie die? Informationen zu Vorlieben und persönliche Daten erhalten wir über persönliche Kontakte, Facebook und andere soziale Medien. Mit diesen Daten ist es möglich auf Kunden persönlicher einzugehen Was kann eine Kommune tun, um die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und Geschäftsmodellen vor Ort voranzutreiben? Bessere Anbindungen, schnellere Netze schaffen. Auf die Firmen zugehen und Standorte schaffen, an denen ein Austausch eine Zusammenarbeit möglich. Nach Einschätzung von Prognos bestimmt der Grad der Digitalisierung des Arbeitsmarktes in hohem Maß die Zukunftsfähigkeit einer Region. Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für Neustadt? Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten und wird der Wirtschaftszweig der Zukunft. Neustadt muss alles daransetzen, die Stadt und die Firmen aus der IT-Branche so attraktiv zu machen, dass es auch Fachkräfte nach Neustadt zieht. Fachkräftemangel ist ein riesiges Problem für kleinere Firmen in einer schlecht digitalisierten Gegend. Ohne Entwickler und Techniker gibt es keine gute Software und keine Vernetzung.

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