Neustadt „Losst doch d’Leit mitschieße“

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Es war heute vor 50 Jahren, als im Ruppertsberger Schützenhaus am Pfalzblick die Mitglieder der SG Ruppertsberg für ihre Luftgewehr-Treffer mit 200 bunten Ostereiern belohnt worden sind und unerwartet Deutschlands erstes Ostereierschießen aus der Taufe gehoben hatten.

Denn schon ein Jahr später öffneten sich die Tore zum Schützenhaus für Gäste aus nah und fern. Ausschlaggebend für diese immer größer werdende Osterveranstaltung war die weltweit bekannte Sopranistin Erika Köth, die am nahen Ortsrand von Königsbach ihr Domizil hatte und immer wieder im Ruppertsberger Pfalzblick und im benachbarten Schützenhaus mit Freunden vergnügliche Stunden erlebte. Besonders mit den Vorstandsmitgliedern Fritz Fluch, Vinzenz Langhauser, Robert Schultz und Raymund Rössler sowie dem einfallsreichen RHEINPFALZ-Chefreporter Manfred Hüther. Dabei wurde auch das vereinsinterne Ostereierschießen diskutiert. Und plötzlich sprach die Künstlerin, die so herrlich „pfälzisch-hessisch babble“ konnte den bedeutungsvollen Satz, der das künftige Ostereierschießen prägte: „Losst doch d’Leit mitschieße“. Dies war die Geburtsstunde des neuen Osterbrauchs, des Ruppertsberger Ostereierschießens. Der Bekanntheitsgrad dieser Veranstaltung wurde mit Hilfe von Manfred Hüther mit der Einführung des Presse- und Prominentenschießens immer größer. Bundesweit wurde über das Ruppertsberger Ereignis berichtet. Hinzu kam, dass das Gesamtpräsidium des Deutschen Schützenbundes in Deidesheim tagte und im Ruppertsberger Hoheburg-Keller eine Weinprobe stattfand. Dabei lobte Bundesschützenpräsident Hartinger (München) die Ruppertsberger Schützen für ihr Wirken und regte mit einem Schuss feiner Ironie an, das Ostereierschießen ins Sportprogramm des Deutschen Schützenbundes aufzunehmen. Die Prominentenschießen bewirkten, dass sich stets Olympiasieger, Welt-, Europa- und deutsche Meister zu dieser Pfälzer Runde gesellten. Und so oft es ihr die Freizeit erlaubte, weilte Weltstar Erika Köth vor Ort. Auch 1982, als sie nach ihrem Gastspiel an der Metropolitan Opera, der Oper in New York, wieder in Königsbach eingetroffen war und „zielbewusst“ zwei Tage später den Ludwigshafener Kanusportler Hermann Glaser, Olympiavierter und 21-facher deutscher Meister, als Ruppertsberger Eierschützenkönig ehrte. Mit 200 gefärbten Ostereiern als Gewinnpreise im Jahr 1966 gestartet, stieg der Verbrauch von Jahr zu Jahr. Im Rekordjahr 2010 wurden sogar 67.850 Ostereier benötigt. Im Jahr 2012 verzeichnete die Schützengesellschaft Ruppertsberg für die Zeit von 1966 bis 2012 einen Gesamtverbrauch von 2.056.710 Ostereiern. Dann war es plötzlich still bei den Ruppertsberger Schützen: Ein Felssturz an der Steilwand des ehemaligen Ruppertsberger Steinbruches verursachte 2013 Schäden am Schützenhaus. Die Schießanlage musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Das Ruppertsberger Ostereierlied „Es leb’ der Schütze froh und frei – ein guter Schuss – ein buntes Ei!“ wird sogar auf der Ostsee-Insel Rügen gesungen. (rr)

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