Neustadt „Fliegende Hunde“ auf der Rennbahn

Bei der Hundesportart „Flyball“ müssen die tierischen Konkurrenten einen Ball auslösen, ihn mit der Schnauze auffangen und fehlerfrei über einen Parcours bringen – unter anderem sogar im Staffellauf (siehe „Zur Sache“). Erstmals wurden die deutschen Meisterschaften in Haßloch ausgetragen, organisiert vom Verein der Hundefreunde Ludwigshafen. Bevor es losgeht, haben die Hunde ein paar Minuten Zeit, um sich an die Bahn, die Konkurrenten und die Hürdenhöhe zu gewöhnen. Jede Mannschaft bringt sechs Hunde mit, von denen jeweils vier an den Start gehen. Welche das sein werden, steht zwar vorher fest, aber es kann aufgrund der Tagesform oder Stress Änderungen geben. „Diesmal wird es richtig spannend werden, denn es gehen sehr schnelle Mannschaften an den Start. Damit aber auch die nicht so schnellen Hunde eine Chance haben und der Spaß nicht auf der Strecke bleibt, werden die Teams je nach Leistungsstand in ,Divisionen’ eingeteilt“, erklärt Stefanie Traub von den „Pälzer Flizzern“. Bei der „Formel 1 auf vier Pfoten“ darf zuerst die Division 1 ihr Können beweisen. In dieser Gruppe sind die schnellsten Teams versammelt. Schon stehen die Hunde von „Quickstep“ und „Sonic“ in den Startlöchern. Sie können es kaum erwarten, endlich loszurennen und sich den Ball zu schnappen. Das Bellen ist ohrenbetäubend. Dann der Startpfiff, die Ampel schaltet auf Grün. Die Vierbeiner scheinen über die Hürden zu fliegen und fangen in Windeseile den Ball, der aus der „Flybox“ schießt. Kaum hat das Turnier begonnen, ist auch schon ein neuer deutscher Rekord aufgestellt. 16,92 Sekunden legt Team „Quickstep“ vor. „Das ist kaum zu toppen“, so Teilnehmerin Corinna Bender. Nun ist Team „16 Paws of Power“, der derzeitige deutsche Meister, an der Reihe. Stephan Bender, Ehemann von Corinna Bender, ist bei dieser Gruppe mit seiner Border-Collie-Hündin Faye mit dabei. Ein Riesenschnauzer, ein zweiter Border-Collie und ein Schafspudel komplettieren das Team. „Sobald Faye in Ringnähe kommt, ist sie völlig bekloppt“, sagt Bender. Tatsächlich kann er das Energiebündel kaum bremsen. Dann dürfen die vier Hunde auf die Strecke. Allerdings läuft es nicht ganz rund. Da geht schon mal ein Ball verloren, und schließlich fällt sogar eine Hürde um. Der Euphorie der Hunde tut das aber keinen Abbruch, und auch die Zuschauer lassen sich vom „Flyballfieber“ anstecken. 17,41 Sekunden steht schließlich auf der Anzeigetafel. „Wir haben beim Wechsel der Hunde zu viel Zeit verloren. Das ist aber Schuld der Menschen“, analysiert Corinna Bender. „Der Wechsel muss gut geübt werden, denn die Schnauzen der Hunde dürfen sich frühestens in der Lichtschranke begegnen. Lässt man die Hunde aber sicherheitshalber später los, verliert man Zeit“, erklärt sie. Faye jedenfalls hat erstmal Durst und nimmt anschließend ein Bad im Planschbecken. Auch die Zuschauer, Zwei- wie Vierbeiner, sind mitgerissen. Yvonne Litzels Dackel jedenfalls ist ganz bei der Sache und bellt begeistert. „Ich könnte mir vorstellen, es auch auszuprobieren, aber unsere Daisy ist nicht sehr gehorsam – und daran wird es wohl scheitern“, meint sie. „Generell ist Flyball für Hunde fast jeden Alters und jeder Rasse geeignet“, sagt Stefanie Traub. Eine gewisse Sozialverträglichkeit sollten sie allerdings mitbringen. Anfänger trainieren einmal wöchentlich, dabei werden jeweils Teilschritte eingeübt, erläutert sie. „Als Erstes lernen die Hunde mit einer ,Schwimmwende’ auf die Box zu springen, aus der später der Ball kommt. Sind alle Schritte eingeübt, werden sie wie ein Puzzle zusammengesetzt.“ In der Regel braucht es nach ihren Erfahrungen dafür zwischen sechs bis zwölf Monate. „Manche Vierbeiner entwickeln echten Ehrgeiz, andere denken sich: Ich lauf’ mal langsam vor, hol den Ball in Ruhe, wir sind ja noch eine Weile da. Die Hunde sind eben genauso verschieden wie wir Menschen“, sagt Traub.

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