Neustadt „Es ist ernüchternd“

René Rast (roter Wagen) wirbelte bei einem Rutscher Staub auf.
René Rast (roter Wagen) wirbelte bei einem Rutscher Staub auf.

«Hockenheim.» Die Mienen waren schon einmal deutlich fröhlicher beim Team Rosberg. Zum Auftakt der DTM-Saison in Hockenheim konnte Titelverteidiger René Rast wenigstens zweimal punkten. Sein Kollege Jamie Green fuhr zweimal hinterher: „Das war definitiv nicht mein Wochenende.“

Der Sonntag war symptomatisch für den Auftritt des Teams Rosberg beim Saisonstart der Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) in Hockenheim. Als alle Fahrzeuge in die Startaufstellung fuhren, kletterte Jamie Green aus seinem orange-farbenen Dienstwagen. Äußerlich ruhig nahm er seinen Helm ab, legte die Handschuhe aufs Dach. Er konnte nicht losfahren, weil er zu wenig Sprit im Tank hatte. Der Grund war der Wagen von Teamkollege René Rast. „Die Tankanlage von René ist ausgefallen“, erklärte Teamchef Arno Zensen. Weil Rast das Qualifying als Zweitbester und damit vor Green abgeschlossen hatte, wurde sein Fahrzeug mit der Anlage von Green betankt. Dieser hätte von Startplatz 16 losfahren müssen. „Zwischen Platz 16 oder aus der Boxengasse ist kein allzu großer Unterschied“, meinte der Engländer. „Das war Teamwork.“ Er startete aus der Box. Über seinen zweiten Startplatz war Rast hinter dem Pole-Mann Timo Glock (BMW), der das unterhaltsame Rennen vor Audi-Kollege Mike Rockenfeller und Samstag-Sieger Gary Paffett (Mercedes) gewann, zunächst überrascht. Doch im Rennen konnte er der Spitze nicht richtig folgen. Im Gegenteil, es ging immer weiter nach hinten, bis ihn in der letzten Runde auch noch DTM-Rückkehrer Pascal Wehrlein überholte. Platz sieben. Am Samstag war Rast mit Platz neun noch bester Audi-Pilot gewesen. „Ich hätte dieses Wochenende nichts anders machen können, wie ich es getan habe“, sagt der amtierende Champion. „Irgendetwas müssen wir verbessern.“ Seine Rechnung zu den beiden Rennen war simpel: „Wir sind von zwei gekommen und auf sieben angekommen, Rocky ist von neun gekommen und auf zwei angekommen.“ Die Tatsache, dass mit dem Material nicht mehr drin gewesen sei, bringe ihn aber zum Nachdenken. Sein Fazit: „Wir müssen jetzt Gas geben.“ Schon am Samstag war die Ernüchterung im Audi-Lager einigermaßen groß gewesen. Es war zwar erwartet worden, dass mit der reduzierten Aerodynamik und der vereinfachten Radaufhängung die Renner mit den vier Ringen ihren Vorsprung des vergangenen Jahres verlieren würden. Doch dass sie gegen BMW und Mercedes chancenlos sein würden, damit hatte niemand gerechnet. „Es ist ernüchternd, wenn René auf Platz neun als bester Audi-Pilot rumfährt“, sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass nach dem Samstag-Rennen. Danach setzten sich Ingenieure und Fahrer länger zusammen. „Wir haben an einem Auto das Setup dramatisch verändert“, erklärte Gass Sonntagfrüh. Nach Rasts guter Vorstellung schien es, als seien an seinem Fahrzeug die Umbauten vorgenommen worden. Dem widersprach er: „An meinem Auto wurde gar nichts umgebaut.“ Während Rast zumindest einigermaßen mit seinem Fahrzeug einverstanden war, haderte sein Teamkollege Green schon am Freitag nach dem Rollout. „Ich bin mit der Balance des Autos überhaupt nicht zufrieden“, sagte der 35-Jährige. Die Vorderachse reagiere zwar genau so, wie er sich das wünsche. „Aber auf der Hinterachse ist das Fahrzeug unheimlich unruhig.“ An diesem Zustand hat sich bis Sonntag trotz aller Bemühungen von Green und seinem Ingenieur Erich Baumgärtner nur wenig geändert. „Ich habe mich im Auto heute besser gefühlt“, sagte der Fahrer am Sonntag, „aber die Performance war immer noch nicht schnell genug. Das ist nicht immer einfach zu verstehen.“ Vor einem Jahr hatte er diese Sorgen nicht, denn da konnte er Hockenheim als Sieger verlassen. Nun grübelt er. Weder Rast noch Green bekamen mit, was an der Spitze abging. Glock und Paffett lieferten sich über mehrere Runde einen sehr intensiven Zweikampf. Meist vor der Spitzkehre griffen sie an, danach fuhren sie häufig Seite an Seite in die Kurven. „Das war das geilste Rennen, das ich je bestritten habe“, sagte der siegreiche BMW-Pilot Glock. Er verglich den Zweikampf mit einem Boxkampf, in dem mächtig ausgeteilt werde „und sich keiner traut k. o. zu gehen“. Auch der Brite Paffett bezeichnete diese Runden als unglaublich, obwohl er in der letzten Runde noch von Rockenfeller auf Platz drei verdrängt worden war.

Jamie Green musste am Sonntag aus der Box starten.
Jamie Green musste am Sonntag aus der Box starten.
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