Neustadt „Ein ermutigendes Zeichen“

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Auf eine Art „Stufenplan“ gegen den Motorradlärm in Hochspeyer hat sich eine regionale Expertenrunde geeinigt, die am Mittwoch im Rathaus von Enkenbach-Alsenborn tagte. Für die Anwohner der B 48, die seit Sommer 2015 gegen die Belästigung durch rücksichtslose Zweiradfahrer kämpfen, ist dieses Ergebnis „ein ermutigendes Zeichen“.

Jahrelang versuchten Silvia und Joachim Nickolaus, sich mit dem Lärm frisierter Motorräder zu arrangieren, die vor allem bei schönem Wetter zwischen Hochspeyer und Johanniskreuz über die Bundesstraße brausen. Und das fiel wahrlich nicht leicht: „Besonders im Sommer und an den Wochenenden ist es so schlimm, dass wir unseren Garten kaum noch nutzen können“, klagt das Ehepaar, das ein Haus an der Trippstadter Straße kurz vor dem Ortsausgang bewohnt. Doch im Sommer vergangenen Jahres hatten sie endgültig die Ohren voll. Die Eheleute Nickolaus schilderten ihr sommerliches Martyrium der RHEINPFALZ, die am 6. Juli darüber berichtete. Die Folge: „Unmittelbar nach dem Artikel stand unser Telefon nicht mehr still“, erinnert sich Joachim Nickolaus. „Viele Anwohner pflichteten uns bei und fragten, ob man nicht gemeinsam etwas gegen den Lärm unternehmen kann.“ Gesagt, getan: Noch im Herbst vergangenen Jahres bündelten die Bürger von Hochspeyer ihren Protest. Innerhalb weniger Tage hatte die gerade gegründete Initiative rund 600 Unterschriften für eine Resolution zusammen, die wirksame Maßnahmen gegen die Beeinträchtigung fordert. „Diese Listen haben wir persönlich bei unserem Ortsbürgermeister Hans-Norbert Anspach abgegeben“, berichtet Nickolaus, „und der versprach, sich darum zu kümmern.“ Dennoch brauchte es ein paar Monate, bis am 9. März endlich ein „Runder Tisch“ zum Thema Motorrad-Lärm in Hochspeyer zustande kam. Kein Wunder, denn die Liste der Zuständigen ist ziemlich lang: Vertreter der Orts- und der Verbandsgemeinde, der Stadt und des Landkreises Kaiserslautern, der Polizei und des Landesbetriebs Mobilität (LBM) mussten zusammenkommen. Und natürlich die betroffenen Bürger, die alles ins Rollen gebracht hatten. „Alle Beteiligten haben großes Verständnis für die Sorgen der Anwohner gehabt“, berichtet Andreas Alter (SPD), der als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn zum Runden Tisch eingeladen hatte. „Allerdings haben uns die Fachleute von der Polizei und dem LBM darauf aufmerksam gemacht, dass es bei diesem Thema wohl keine schnelle Lösung geben wird. Es muss auf eine Abwägung zwischen dem Ruhebedürfnis der Anwohner und den Interessen der Motorradfahrer auf ihre Art der Freizeitgestaltung hinauslaufen.“ Deshalb werde man zunächst versuchen, mit „pädagogischen Mitteln“ auf die Zweiradfahrer einzuwirken: „Noch in diesem Sommer wollen wir ein stationäres Messgerät, das speziell auf Motorräder ausgerichtet ist, am Ortseingang von Hochspeyer aus Richtung Johanniskreuz installieren“, erläutert Jürgen Wenzel (CDU), der als Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde für das kommunale Ordnungsrecht zuständig ist. „Zur Zeit suchen wir noch nach einer digitalen Anzeigetafel, mit der die Fahrer zum Einhalten von Geschwindigkeit und Lärmpegel aufgefordert werden.“ Wenn diese Maßnahme nicht fruchten sollte, denken die Fachleute über eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h für die Trippstadter Straße nach. „Das kann allerdings auch Nachteile haben“, gibt Wenzel die Bedenken der Verkehrsexperten vom LBM wieder: „Manche Autos und Motorräder sind bei Tempo 30 eher lauter als bei Tempo 50, weil sie im zweiten Gang bei hohen Touren gefahren werden.“ Um wenigstens die Verkehrssicherheit zwischen dem Ortsausgang von Hochspeyer und der benachbarten Jugendherberge zu verbessern, haben Landkreis und LBM dort bereits Tempo-50-Schilder aufgestellt. Für Joachim Nickolaus und seine Mitstreiter sind die Ergebnisse des Runden Tisches „zumindest ein erster Schritt und ein Zeichen des guten Willens“ von allen Beteiligten. „Wir werden jetzt abwarten müssen, ob die Lärmbelästigung dadurch spürbar abnimmt“, kündigt der Sprecher der Initiative an. „Wenn sie allerdings keine hörbaren Fortschritte bringen, müssen wir spätestens im Herbst über weitere Maßnahmen nachdenken.“ (mibo)

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