Gönnheim Ein Dorf setzt auf Kunst

Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern haben in diesem Jahr ihr Kommen beim „Wine-Street-Art-Festival“ angesagt und treten da
Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern haben in diesem Jahr ihr Kommen beim »Wine-Street-Art-Festival« angesagt und treten damit in die Fußstapfen von Flavio Coppola aus Italien, der sich schon 2018 an der Kirchentreppe verewigte.

Gönnheim mit seinen gut 1600 Einwohnern putzt sich auch dieses Jahr für seine Besucher wieder ordentlich heraus und stellt dabei kulturelle Vielfalt in den Vordergrund. Das gilt besonders für die Wein- und Kulturtage am ersten Juli-Wochenende, Höhepunkt des sich über drei Monate erstreckenden Wine-Street-Art-Festivals, dem sechsten seiner Art, das am kommenden Samstag startet.

Den Anfang des ersten richtigen Gönnheimer Nach-Corona-Festivals markiert am kommenden Samstag, 14. Mai, um 19 Uhr ein indirektes Statement der Veranstalter zum Krieg in der Ukraine, das Konzert mit Nadezhda und Roman Russu in der Martinskirche. Denn es ist der erste Auftritt des mit seinen Kindern vor dem russischen Eroberungskrieg aus Odessa geflohenen und bis auf weiteres in Weisenheim am Berg untergekommenen ukrainischen Musikerpaares in Deutschland. Die ursprünglich vorgesehene Eröffnung mit dem Rimsky-Korsakow-Quartett aus St. Petersburg, in Gönnheim wohlbekannt, weil in der Vergangenheit bereits öfter zu Gast, entfällt, da die Künstler ebenfalls aufgrund des Ukraine-Krieges nicht reisen können.

Die Open-Air-Gallery

im Ort wächst munter weiterNadezhda und Roman Russu haben beide an der Odessa Music Academy Nezhdanova studiert, sind Teilnehmer internationaler Gesangswettbewerbe und haben unter anderem bei der populären Fernsehsendung „The Voice of Ukraine“ mitgewirkt. Sie haben selbst große Konzerte in der Ukraine und im Ausland organisiert und sind dort auch als Interpreten aufgetreten. Im Programm haben sie jetzt vor allem klassische Popstücke und Jazz-Standards. Das Festival endet an gleicher Stelle am 24. September mit einem Konzert von „Nordlichter“. Junge Musiker spielen dabei Werke unter anderem von Arvo Pärt, Jean Sibelius und Edvard Grieg.

Veranstalter des vom Kultursommer Rheinland-Pfalz geförderten Wine-Street-Art-Festivals sind die Gemeinde und eine lokale Kunstinitiative. Die Wein- und Kulturtage mit den geöffneten Winzerhöfen wiederum wurde 2015 von der Pfalzwein-Werbung mit dem Titel „Schönstes Weinfest“ ausgezeichnet. Mit dieser Auszeichnung in der Tasche wollten die Veranstalter der Wein- und Kulturtage Gönnheim ganz neue Wege gehen und stellten erstmals 2016 das „Wine-Street-Art-Festival“ auf die Beine. Hauptanziehungspunkt sind dabei die spektakulären Straßenmalereien, die auch in diesem Jahr nach zwei Jahren Unterbrechung wegen Corona wieder im Zentrum stehen. So sollen die Straßenmaler, für die der öffentliche Raum zugleich Galerie und Bühne ist, wieder aus 15 Ländern und drei Kontinenten kommen, unter anderem aus Polen, Italien Mexiko, Frankreich und Indien.

Seit 2017 ist die nach und nach entstandene Open-Air-Gallery im Ort stetig am Wachsen und ein ganzjährig zugängliches Museum für jedermann. So greift beispielsweise ein bemalter Telekomkasten das Thema Meeresverschmutzung auf, ein großes Graffiti (Mural) des Künstlers Frank Cmuchal im Ortskern thematisiert die Mythologie der Inuit. Im Lauf der letzten Jahre entstanden weitere monumentale Murals und festigten den Ruf Gönnheims als Freiluftgalerie. Am nördlichen Ortseingang etwa ist ein riesiges Gemälde zu sehen, in dem sich Elwetritsche tummeln.

Die Straßenkünstler

kommen im Juli ins DorfAuch dieses Jahr sollen während der Weintage von 1. bis 4. Juli wieder samstags und sonntags auf Straßen und Plätzen im Ortskern vergängliche Kunstwerke entstehen. Der dörfliche Raum wird so zum Atelier, Straßen und Wände zur Leinwand. Motto in diesem Jahr ist „Ostwind“. Dabei entstehen oftmals faszinierend irreale Welten, bei denen der Betrachter das Gefühl haben kann, dass das Pflaster unter seinen Füßen aufbricht. Aber auch Cartoons und Comics wie die von Steffen Boiselle haben ihren festen Platz beim 6. Wine-Street-Art-Festival. Ausstellungen, Open-Air-Kino, Kunstworkshops und Literatur runden das Programm an den Weintagen ab. Des weiteren ist ein Benefiz-Konzert für die Ukraine vorgesehen, am Sonntag, 3. Juli, spielt die Band „Shaian“ mit Musikern unter anderem aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und Deutschland.

Am 21. Mai und am 18. Juni werden gut zweistündige Kunst-Genuss-Touren durch Gönnheims Open-Air-Gallery angeboten, wenn gewünscht mit fünfteiliger Weinprobe. Ebenfalls am 21. Mai gibt es das „Gönnheimer Art-Bombing“, eine Kunst-Schnitzeljagd, bei der die „Jäger“ Kunstwerke im öffentlichen Raum finden und - kostenfrei - mitnehmen können. Mit solchen Veranstaltungen blieb man auch in den beiden vergangenen Jahren ohne Festival und mit Corona-Beschränkungen im Gespräch.

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