Neustadt Ehepaar denkt an Geburtstag lieber an andere

Heidemarie Kiefer (links) und Camphill-Schatzmeister Veysel Bozkurt (rechts) danken Werner Flügel mit einem handgearbeiteten Bil
Heidemarie Kiefer (links) und Camphill-Schatzmeister Veysel Bozkurt (rechts) danken Werner Flügel mit einem handgearbeiteten Bilderrahmen aus der Schreinerwerkstatt für die Spende.

Ein 90. und ein 96. Geburtstag sind schon ein Anlass zu feiern, dachten sich Gudrun und Werner Flügel und begannen rechtzeitig zu überlegen, wie sie diesen Anlass würdig begehen könnten. Warum sich am Ende andere über ihre Geschenke freuen dürfen.

Wegen der heißen Temperaturen entschieden sich die Flügels nicht für eine Feier im August, dem Geburtstagsmonat von Gudrun Flügel, sondern im Oktober, dem Geburtstagsmonat von Werner Flügel. „Ein passendes Lokal hatten wir im Wein-Castell Diehl in Edesheim gefunden. Aber was sollten wir unseren Gästen sagen, die nach unseren Wünschen für ein Geschenk fragten?“, erzählt der 96-Jährige. Ein befreundetes Ehepaar, Heidemarie und Hans Kiefer, hatten einen Vorschlag, der sofort Anklang fand: Spenden für die Camphill-Lebensgemeinschaft Königsmühle. „Daher habe ich in unsere Einladungskarten mit dem Computer einen kleinen Zusatz geschrieben, dass wir statt der uns zugedachten Geschenke um eine Spende für eben diesen Zweck bitten.“

Den gezeigten Fotos vom Fest und seinem Erzählen nach war es für die beiden Jubilare und ihre 14 Gäste ein sehr schönes Fest mit guten Unterhaltungen. Am Ende stand eine Spende von 650 Euro, die jetzt direkt den Menschen zugutekommt, die sie brauchen können. „Eine Nachbarin, die leider nicht zu unserem Geburtstag kommen konnte, brachte mir dann am nächsten Tag noch einen kleinen Teddybären vorbei, der einen braunen Geldschein unter den Arm geklemmt hatte“, erzählt Flügel gerührt.

Erfülltes Leben trotz Einschränkungen

Für das Ehepaar Kiefer war die Camphill-Lebensgemeinschaft Königsmühle erste Wahl als Spendenempfänger, weil sich beide schon seit Jahren für diese auf anthroposophischen Grundlagen basierende Lebensgemeinschaft für Menschen mit Behinderung engagieren. Hans Kiefer ist im Förderverein und Stiftungsrat der Einrichtung aktiv. Heidemarie Kiefer hält praktisch ständig Augen und Ohren offen, um für Spenden zu werben. Aber ebenso aufmerksam hat sie die Notwendigkeiten, die sich für die Bewohner der Königsmühle auftun, im Blick. „Unser Sohn lebt seit dreißig Jahren in der Lebensgemeinschaft. Und wir sind unheimlich dankbar, dass er hier trotz seiner Einschränkungen ein erfülltes Leben in einer familienähnlichen Gemeinschaft leben kann“, sagt sie. In drei Häusern mit jeweils drei Wohngemeinschaften leben in der Königsmühle zur Zeit 24 Menschen mit Assistenzbedarf.

Da das zugrundeliegende Prinzip ein langfristiges, meist lebenslanges Leben und Arbeiten in der Gemeinschaft bedingt, sind viele dieser Menschen mittlerweile in einem Alter, in dem sie umfassenderer Pflege bedürfen. Dazu gehören auch immer mehr medizinische und therapeutische Hilfsmittel wie Rollatoren und Rollstühle. „Es wäre ein Traum, wenn es uns gelingen würde, irgendwann vielleicht sogar ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug anschaffen zu können. Damit könnten wir den auf Rollstühle angewiesenen Bewohnern wieder die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen“, gibt Heidrun Kiefer einen Wunschtraum preis.

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