Neustadt DTM: Rasts atemberaubende Aufholjagd bringt ihm Platz zwei

Die vielen Zuschauer in Hockenheim hatten schon vor dem Sonntag-Rennen großes Interesse am roten Dienstwagen von René Rast.
Die vielen Zuschauer in Hockenheim hatten schon vor dem Sonntag-Rennen großes Interesse am roten Dienstwagen von René Rast.

Am Ende sind es nur vier Punkte, die René Rast, Pilot des Neustadter Teams Rosberg, hinter dem neuen DTM-Meister Gary Paffett (Mercedes) liegt. Doch dies ärgert in dem Audi-Team niemanden. Denn nach vier von zehn Rennwochenenden 2018 hatten die Neustadter scheinbar aussichtslos hinter Mercedes zurückgelegen. Dann hatte Rast eine furiose Aufholjagd mit zuletzt sechs Siegen in Folge gestartet.

Während der Siegerehrung musste Arno Zensen den Verantwortlichen von Mercedes und BMW ein Versprechen geben. „Uli Fritz und Jens Marquardt wollten unbedingt, dass ich ihnen verspreche, in diesem Jahr kein Rennen mehr zu gewinnen“, verrät der Chef des Teams Rosberg. Dies tat er guten Gewissens, denn die Saison 2018 ist vorüber. Rosberg-Pilot René Rast wurde nach zuletzt sechs Siegen hintereinander Zweiter in der Meisterschaft. In der Teamwertung wurde die Truppe Dritter.

"Nicht den ersten Platz verloren, sondern den zweite gewonnen"

„Wir haben nicht den ersten Platz verloren, wir haben den zweiten Platz gewonnen“, ordnet Arno Zensen das Endergebnis nach dem Finale des Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) im Hockenheimer Motodrom ein. Vier Punkte haben René Rast am Ende auf den neuen Meister Gary Paffett im Mercedes gefehlt. Eine Kleinigkeit. Trotzdem ärgerte sich weder bei Audi noch beim Team Rosberg jemand über den knappen Ausgang. Schließlich hatte man nach dem zähen Start die Saison schon aufgegeben. „Wir fahren nur noch für Einzelergebnisse“, hatten Zensen und sein Fahrer Rast nach vier Rennwochenenden als Parole ausgegeben. Dann aber hat der 31 Jahre alte Rast seine Aufholjagd begonnen.

Weniger Fahrer hatten für herausragende Ergebnisse gesorgt

In den vergangenen sechs Rennen hat der Fahrer 158 Punkte geholt. 168 Zähler wären das Optimum gewesen. Insgesamt ist er auf 251 Punkte gekommen, Meister Paffett auf 255. Zensen blickt zwölf Monate zurück: „Im vergangenen Jahr wurde René mit 179 Punkten Champion.“ Der Dreikampf bis zum Schluss zwischen Paffett, Rast und Mercedes-Pilot Paul di Resta zeigt, dass die Rennserie qualitativ nicht schlechter war, aber weniger Fahrer für herausragende Ergebnisse gesorgt haben. In diese Kategorie fällt auch Rasts Teamkollege Jamie Green. Der 36 Jahre alte Brite, in den vergangenen Jahren einmal Vizemeister und zweimal Dritter in der Endabrechnung, belegte nun mit nur 27 Zählern den letzten Platz. „Das ist eine Katastrophe“, sagte Zensen mit ein wenig Trauer in seiner Stimme. Seinem Fahrstil bekam die Reduzierung der Aerodynamik um 25 Prozent überhaupt nicht. Bei Audi setzen sie auf die kommende Saison und Veränderungen an der Aerodynamik. „Der vordere Splitter wird kürzer, der Diffusor hinten länger“, erklärt Zensen. „Damit könnten wir die Balance wieder so hinbekommen, damit sie ihm liegt.“

Langer, packender Zweikampf zwischen Paffett und Raast

Gary Paffett und René Rast hatten an diesem Wochenende mehr als einmal ihr Können unter Beweis gestellt. Am Samstag lieferten sie sich lange Zeit einen packenden Zweikampf. Immer wieder wechselte die Führung im Rennen, durch mehrere Kurven fuhren sie nebeneinander her. „Dieses Duell hat riesig Spaß gemacht“, sagte Rast, „es war hart, aber immer fair.“ Auch wenn sich die Fahrzeuge mehrmals berührten. Beim Restart nach einer Safetycar-Phase überrumpelte Rast den Mercedes-Piloten: Statt an der erlaubten Linie zu beschleunigen, wartete er ein paar Meter. Damit hatte Paffett nicht gerechnet. Rast aber konnte gleich eine kleine Lücke zwischen sich und Paffetts Mercedes legen. Dass später die beiden Markenkollegen Robin Frijns und Nico Müller den Mercedes, dessen Reifen dramatisch schlechter wurden, überholten, passte gut, damit die Entscheidung erst am Sonntag fiel. Frijns und Müller hätten beinahe auch am Sonntag für die Entscheidung gesorgt. Mit riesen Schritten verringerten sie den Rückstand auf Paffett. Wenn das Rennen zwei Runden länger gedauert hätte, hätten sie den Mercedes wieder hinter sich gelassen. Und Rast wäre Meister gewesen. So aber heißt dieser Gary Paffett. „Gary ist ein würdiger Meister“, sagt Rosberg-Teamchef Zensen. Er kennt den Briten sehr gut, schließlich ist er in der Formel 3 schon einmal für das Neustadter Team gefahren.

Zwei Fahrer für Rast geopfert

Als sehr positiv nimmt Arno Zensen den guten Teamgeist mit, der in diesem Jahr bei Audi zwischen den drei Mannschaften von Abt, Phoenix und Rosberg geherrscht habe. „Wir haben alle an einem Strang gezogen, ohne Eifersüchteleien“, berichtet er. Diesen Teamgeist hebt auch Audi-Motosportchef Dieter Gass hervor. Der Schlüssel zum Erfolg: ein gutes Ergebnis im Qualifying. „Wir haben zwei Fahrer geopfert, damit René in die erste Reihe gekommen ist“, sagt er. Loic Duval und Jamie Green haben ihrem Markenkollegen Windschatten gegeben. Auch von der Stimmung im Motodrom ist Arno Zensen begeistert. Zum ersten Mal nach langer Zeit waren die Tribünen wieder sehr gut gefüllt. „Diese Atmosphäre ...“, schwärmt der 62-Jährige. Mit dazu beigetragen hat René Rast mit seiner historischen Siegesserie.

René Rast (mit Helm) war einer der Ersten, der Gary Paffett zur Meisterschaft in der DTM gratulierte.
René Rast (mit Helm) war einer der Ersten, der Gary Paffett zur Meisterschaft in der DTM gratulierte.
Am Samstag lieferten sich Renè Rast (Nr. 33) und Gary Paffett (Nr. 2) ein spannendes Duell, das Rast gewann.
Am Samstag lieferten sich Renè Rast (Nr. 33) und Gary Paffett (Nr. 2) ein spannendes Duell, das Rast gewann.
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