Neustadt Die Leere in der heißen Phase

Rundgang übers Gelände des Team Rosberg: „Marianne“ wartet, dass ihre Räder gewechselt werden.
Rundgang übers Gelände des Team Rosberg: »Marianne« wartet, dass ihre Räder gewechselt werden.

«Neustadt.» In 38 Tagen startet das Deutsche Tourenwagen-Masters (DTM) in Hockenheim in die Saison 2019. Auch für das Neustadter Team Rosberg hat die heiße Phase längst begonnen. Allerdings ist am Teamsitz in der Nachtweide davon wenig zu bemerken. Charmant versucht Arno Zensen dies zu erklären. „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“, sagt der Teamchef bei einem Rundgang durch die Werkshallen. Deutlich zu sehen sind die beiden dunkelgrauen Vierecke auf dem Boden, die sich deutlich vom wesentlich helleren Drumherum abheben. Normalerweise stehen darauf die beiden Rennwagen von René Rast und Jamie Green. Auch sonst ist von der normalen hektischen Betriebsamkeit wenig zu spüren. „Unsere Mechaniker sind gerade in Neuburg an der Donau“, erklärt Zensen die Leere. In der Zentrale von Audi-Sport werden zurzeit die Rennwagen von den Rosberg-Mechanikern unter Anleitung der Audi-Ingenieure aufgebaut. Teamchef Zensen ist in ständigem Austausch mit seinen Mitarbeitern. Was die berichten, verleitet ihn zu Optimismus. „Ich glaube, wir haben ein geiles Auto“, berichtet er. Das hofft natürlich auch René Rast. „Wenn wir konkurrenzfähig sind, dann sind Titel das Ziel“, sagt der Meister des Jahres 2017. Auf alle Fälle freut er sich schon auf das erste Rennen, denn die DTM macht am 4. Mai einen Neustart. Statt der 19 Jahre alten Achtzylindermotoren sorgen künftig aufgeladene Vierzylinder-Triebwerke für Vorschub. Und wie. Statt etwa 500 PS verfügen die neuen Motoren über etwa 620 PS. „Wir haben mehr Leistung und weniger Gewicht“, fasst Rast zusammen, „das merkt man deutlich.“ Und sein Kollege Green ergänzt: „Mehr Leistung bedeutet mehr Spaß.“ Gespannt auf den Saisonbeginn ist auch ein besonderer Gast: Nico Rosberg. Wobei der Ex-Formel-1-Weltmeister und Sohn von Teamgründer Keke Rosberg mittlerweile häufiger in Neustadt vorbeischaue als dessen Vater, so Zensen. Unverzichtbar sind beide. „Jeder hilft mit seinem Netzwerk“, erklärt der Teamchef. Dank seiner enormen Erfahrung hat Keke Rosberg immer eine unkonventionelle Idee, falls es mal klemmen sollte. In einem Punkt allerdings war auch Keke Rosberg in der vergangenen Saison ratlos. Jamie Green war in den drei Jahren davor bis zum letzten Saisonrennen mittendrin im Kampf um die Meisterschaft. In der vergangenen Saison jedoch ging gar nichts. Während Rast mit sieben Siegen die Vizemeisterschaft gewann, belegte der Engländer abgeschlagen den letzten Platz. Danach ging es in die Analyse. „Jamies große Stärke war es, dass er die Aerodynamik gut nutzen kann“, erklärt sein Renningenieur Erich Baumgärtner. Doch weil diese sich dramatisch geändert hatte, konnte er sich nicht mehr auf seine Abstimmungen aus den Vorjahren verlassen. Dies ist in einer Spirale nach unten geendet“, sagt Baumgärtner. Beide haben eine Haken an die Saison 2018 gemacht. „Das Fahren hat Jamie nicht verlernt“, sagt Zensen. „Ich bin optimistisch, dass Jamie wieder dabei ist.“ Geholfen hat dabei auch ein Werkzeug, über das das Team Rosberg bereits seit drei Jahren verfügt. Während Kollege Rast häufig acht Stunden am Stück im Simulator Runde um Runde abspult, gehörte dieses virtuelle Training nicht zur bevorzugten Vorbereitung. „Ich bin old fashioned“, sagt der 36-Jährige. Trotzdem hat er den Simulator über den Winter intensiver genutzt. „Er hat wieder zu seinem alten Vertrauen zurückgefunden“, berichtet Baumgärtner. Deshalb wagt Jamie Green eine Kampfansage: „Ich hoffe, dass ich Meister werden kann.“ Es wäre nicht nur ihm zu wünschen, sondern auch dem Team Rosberg. Weiter geht’s auf der Rundreise übers Gelände. Draußen stehen die Trucks, in denen die Autos, Ersatzteile und Werkzeuge transportiert werden. Doch auch da fehlt ein Auflieger. Das Fahrzeug von Rast bekommt Audi als neuen Werbepartner, deswegen ändert sich auch die Lackierung. Gleich daneben steht eine alte Bekannte: Marianne. An diesem zu einem Rennwagen umgebauten Kleinsttransporter üben normalerweise die Mechaniker den Räderwechsel. 7460 Stopps waren es im vergangenen Jahr. Momentan hat Marianne ihre Ruhe. Doch vor dem Saisonstart in 37 Tagen wird mit ihr noch heftig geübt werden. Sport

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