Neustadt Der Urgroßvater hat noch was gewusst
War Melchior der Name eines Mannes, der sich vor der Einberufung zum Militär im Wald bei Iggelbach versteckt hat? Das legt eine Zuschrift per Mail von Roland Flockerzi aus Iggelbach nahe. Die RHEINPFALZ hatte auf einer Leserbriefseite vom Samstag ein Bild vom Melchiorfelsen veröffentlicht und gefragt, wer dazu Näheres weiß.
„Den Erzählungen meines Urgroßvaters zufolge soll sich unter dem Melchiorfelsen während des Deutsch-Französischen Krieges (1870-1871) eine Zeitlang ein Wehrpflichtiger namens Melchior versteckt haben, der seiner Einberufung zur Armee entgehen wollte“, schreibt Flockerzi. Er habe von dem gelebt, was der Wald hergab: Beeren, Früchte, Kräuter und so weiter. Gelegentlich hätten auch Bürger aus Iggelbach einen Bissen Brot mit ihm geteilt, „den sie sich in einer Zeit bitterer Armut wohl selbst vom Munde absparen mussten“, folgert Flockerzi aus den Erzählungen. Vieles bleibt aber unklar: „Woher der Waldbewohner ursprünglich kam und wie sein weiteres Schicksal aussah, ist nicht überliefert.“ Eine Mail dazu erreichte die Lokalredaktion von einer der vielen schönen Ecken am Bodensee. „Schaut mal in eurem Archiv“, schlägt Michael Mägel aus Radolfzell vor. So vor etwa 30 bis 35 Jahren habe die RHEINPFALZ immer mal wieder Wandertipps veröffentlicht: „Da war auch mal was über diesen Melchiorfelsen dabei …“ Der Anregung sind wir in der Redaktion natürlich gefolgt. Und siehe da, Michael Mägel hat sich gut erinnert. In einem Bericht vom 28. Januar 1982, also vor 35 Jahren, hieß es wörtlich: „Der Erschließung der schönen Ziele rund ums eigene Dorf gilt die mit der unteren Forstbehörde und dem Elmsteiner Verkehrsverein schon abgeschlossene Markierung des lokalen Wanderwegs Nummer 6 zum Melchiorfelsen auf der Bergkrümmung über dem Forsthaus Frechental. Die Felsgruppe wurde schon 1963/64 und erneut 1970/71 vom Forstamt Süd in Elmstein mit Tisch- und Sitzgruppen ausgestattet.“ Die Erklärung des Namens in diesem Bericht deckt sich teilweise mit den Erzählungen von Roland Flockerzis Urgroßvater: „Ein Geländer sichert den Ort talwärts ab, an dem sich während der Revolutionskriege ein in französischem Sold stehender deutscher Armist namens Melchior längere Zeit versteckt gehalten haben und von Iggelbachern insgeheim mit Nahrungsmitteln versorgt worden sein soll.“ Das wäre dann allerdings schon deutlich früher gewesen als im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Eher aktuelle Probleme verbindet Hans Pierot aus Iggelbach mit dem Melchiorfelsen. „Im Rahmen des Rundweges Nr. 6 (weiße Zahl) um Iggelbach wird dieser besondere Felsen erreichbar gemacht. Mit der Pflege diese Weges bin ich stets bemüht, den Zugang zu ermöglichen.“ Das ist aber nicht so einfach, berichtet Pierot weiter: „Da leider keine Zufahrt zum Felsen vorhanden ist, ist es schwierig für mich, Mitstreiter zu finden, die bereit sind mitzuhelfen, das Umfeld wieder besser herzurichten (hauptsächlich fehlende Geländer am Zugang). Man muss benötigte Werkzeuge entweder rauf- oder runtertragen.“ Vielleicht findet sich ja über diesen Artikel jemand, der die Mühen nicht scheut ... Zum Namen weiß auch Hans Pierot, der den Felsen kennt wie wenige andere, allerdings auch nichts Genaues: Dazu gebe es eine vage Erklärung vom Hörensagen. Dennoch hat es ihn „gefreut, dass der Melchiorfelsen in Ihrer Zeitung erwähnt wird“.