Neustadt Bischof von Raumnot überzeugt

„Für 907 Seelen steht ein Kapellchen aus dem 13. Jahrhundert zur Verfügung, das die Größe eines Zimmers hat mit 50 Sitzplätzen. Jeden Sonntag wohnen ungefähr 480 bis 500 Personen den beiden heiligen Messen bei. Sowohl in der Frühmesse wie im Amt stehen die Leute dicht gedrängt, so dass es oft nicht möglich ist sein Gesangbuch zu halten. Einmal waren am Silvesterabend 351 Erwachsene und 73 Kinder in diesem Raum. Es ist bei solchen Gelegenheiten oft eine Drängerei, die manchmal schon gegen jede Sitte und Anstand geht.“ So beschrieb Jakob Fell, der in den 1930er Jahren für Neidenfels zuständige Lokalkaplan, in einem Brief an den Speyerer Bischof die Raumnot in der Nikolauskapelle. Daraufhin besuchte Bischof Ludwig Sebastian Neidenfels, um sich ein eigenes Bild von den dortigen Verhältnissen zu machen. Auch er kam zu dem Ergebnis, dass die Nikolauskapelle, in der die Sonntagsgottesdienste gefeiert wurden, für die Kirchengemeinde viel zu klein sei.

Die Erlaubnis zum Bau einer neuen Pfarrkirche erfolgte unmittelbar nach diesem Besuch. Aber bereits vorher hatte man in Speyer mit Vorbereitungen begonnen, Abhilfe für die Raumprobleme der Neidenfelser und Frankenecker Katholiken zu schaffen. 1934 hatte eine Diözesankirchensammlung für den Kirchenbau zu Neidenfels eine Summe von 3348 Reichsmark ergeben.

Am 14. Oktober 1936 erklärte die Neidenfelser Kirchenverwaltung, dass der Neubau nicht mehr aufgeschoben werden könne. Nach einem Grundstückstausch übergab die Firma Glatz der Kirchenstiftung das Grundstück, auf dem die heutige Pfarrkirche steht. Weiterhin zahlte sie 10.000 Reichsmark als „Tauschhergabe“ sowie 6000 Reichsmark für die Auflage, einen Teil der bisherigen Nikolauskapelle in die neu zu erbauende Kirche einzufügen. Die Nikolauskapelle wurde im Jahr 1331 erstmals erwähnt. Am Neubau ist der gotische Chor der Kapelle mit Rippengewölben und Maßwerkfenstern wieder erstanden. Er enthält auch einige Grabplatten aus der alten Kirche, auch die des Hans von Lichtenstein, vermutlich aus dem Jahr 1344. In der östlichen Außenwand der Kapelle ist ein Reliefstein von 1513 mit den Doppelwappen der Herren von Angeloch und Steinhauser eingemauert.

Als am 9. November 1937 der erste Spatenstich erfolgte, nahmen Lokalkaplan Jakob Fell, Messdiener, die drei Kirchenverwalter, der Bauleiter und Architekt Hanns Lambrecht sowie von der Baufirma Braun in Lambrecht fünf Arbeiter teil. Ein großes Fest für die Pfarrgemeinde war dann die Grundsteinlegung mit Bischof Ludwig Sebastian am 27. Februar 1938.

In der Urkunde zum Grundstein heißt es: „… Da die Gemeinde hauptsächlich aus Arbeitern besteht, soll diese Filialkirche dem heiligen Josef, dem Schutzpatron der katholischen Arbeiter, geweiht sein. Zweiter Patron soll der heilige Nikolaus, welcher der Patron der alten Kapelle war, sein ...“

In den Jahren 1937 und 1938 erfolgte der Bau der neuen Pfarrkirche St. Josef nach den Plänen des Würzburger Professors und Kirchenbauers Albert Bosslet im Stil der Kirchenburgen, wie sie sich in südosteuropäischen Gebieten, aber auch in Franken und Schwaben nachweisen lassen.

Am Vormittag des 19. März 1939 wurde die neue Neidenfelser Pfarrkirche eingeweiht. Die Weihe der Kirche und der erste Gottesdienst werden im Pfarrgedenkbuch der Kirchengemeinde beschrieben: „Ein herrlicher Augenblick war der Einzug der Reliquien in das neue Gotteshaus, die dem Bischof, umgeben von palmentragenden Mädchen, vorangetragen wurden. Als die Weihe der Altäre vollendet war, hielt der Hochwürdigste Herr Bischof die Weihepredigt. ... Am Abend fand die Übertragung des Allerheiligsten von der alten St. Nikolauskapelle zur neuen St. Josefs-Kirche statt. Mit brennenden Kerzen in den Händen begleiteten Hunderte von Gläubigen ihren Heiland durch die nächtlichen Straßen des Dorfes, die durch anwohnende Katholiken herrlich illuminiert waren.“

Die Neidenfelser und Frankenecker Katholiken hatten jetzt eine beeindruckende Kirche. Das neue Gotteshaus kostete einschließlich der Transferierung von Teilen der alten Nikolauskapelle in den kleinen Anbau und der Errichtung einer Stützmauer 81.500 Reichsmark.

Nach der Weihe der Glocken am 5. Dezember 1954 sowie dem Einbau der neuen Orgel im Jahre 1965 war das Werk vollendet. Am 1. Juni 1960 wurde die bisherige Lokalkaplanei zur Pfarrei erhoben und führt seitdem die Bezeichnung „Pfarrei St. Josef Neidenfels, Filiale Frankeneck“.

Seit 1975 ist die Pfarrgemeinde, infolge des schon seit den 70er Jahren herrschenden Priestermangels, ohne eigenen Pfarrer und wird von Lambrecht aus mitbetreut.

x