Neustadt Autorität und Ausstrahlung

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Neustadt. Einen gelungenen Einstand feierte Dirigent Kunihiro Ochi beim Pfingstkonzert der Kolpingskapelle Hambach. Im Januar hatte er die Leitung des Sinfonischen Blasorchesters übernommen. Mit einem anspruchsvollen Programm zeigte das Orchester, dass die Harmonie zwischen Ensemble und Dirigent ganz offensichtlich stimmt.

Auch wenn man als Konzertbesucher den Dirigenten meist nur von hinten sieht: Kunihiro Ochi beim Dirigieren zuzusehen macht Spaß. Es fällt auf, wie präzise er dirigiert, wie seine Gesten auf das Wesentliche konzentriert sind und wie seine Haltung und Körperspannung musikalische Autorität ausstrahlt. Gleich beim ersten Stück, dem „St. Thomas Choral“ zeigt das Orchester eine große Spannweite der Dynamik. Der Choral beginnt leise, entwickelt sich über ein langes Crescendo und entwickelt so einen großen Spannungsbogen. Noch dramatischer gestaltet sich „The Witch and the Saint“, ein Stück, das der Komponist Steven Reineke für die dortige Stadtjugendkapelle geschrieben hat, wie die Moderatoren Ramona Fries und Ralf Rudolph den Zuhörern erklären. Das Stück wirkt, als hätten sich „Fluch der Karibik“ Komponist Hans Zimmer und der „Carmina Burana“ Verfasser Carl Orff dafür zusammengetan. Auf jeden Fall ist das für das Orchester eine Gelegenheit, ganz viele Klangfarben auszuspielen und bei den vielen abrupten Brüchen und Wechseln mit Präzision und Disziplin zu glänzen. Das Jugendorchester unter Leitung von Manuel Grund zeigte, dass die Kolpingskapelle gute Nachwuchsförderung betreibt. Sehr gut angekommen ist die vom Dirigenten selbst arrangierte kleine „Nussknacker“-Suite, zu der Eleven der Ballettschule Momo Stauch tanzten. Weitere Farben auf der Klangpalette brachte die Rockband der Musikschule Hambach, die mit dem Jugendorchester das Stück „Fire in the Woods“ spielte. Das Werk von Jens Uhlenhoff erlebte seine Uraufführung. Das Stück kam so gut an, dass die jungen Musiker es noch mal als Zugabe spielten. Im Jugendorchester spielen derzeit 28 junge Musiker im Alter von 11 bis 17 Jahren. Im zweiten Teil bewegte sich das Sinfonische Blasorchester in anderen Genres: dem Jazz, mit einem Medley von Louis Armstrong-Stücken und dem Musical, mit Stücken aus dem „Wizard of Oz“ (Der Zauberer von Oz). Schon ein Klassiker im Repertoire ist Queens „Bohemian Rhapsody“, in einem Arrangement von Philip Sparke. Im Gespräch mit den Moderatoren stellte sich Kunihiro Ochi dem Publikum vor. Er wurde 1954 in Tokio geboren und kam 1978 nach Hamburg, um dort seit Studium des Waldhorns und der Orchesterleitung fortzusetzen. Sein Vater sei ein großer Fan klassischer Musik gewesen und in seiner Familie sei Musik ständig um ihn gewesen. Wir erfahren auch, dass der Maestro schon im zarten Alter von vier Jahren zum ersten Mal dirigiert habe: „Ich saß vor dem Fernseher und habe mit einem Essstäbchen in der Hand dirigiert“, erzählt Ochi. In seiner Heimat Japan gebe es kaum Musikvereine wie in Deutschland, dafür sei es üblich, dass die Schulen Musikkapellen zusammenstellten, erzählte er. Ochi hat beim Süddeutschen und beim Hessischen Rundfunk dirigiert, sowie führende internationale Orchester geleitet, so von 1997 bis 2013 das Landesjugendblasorchester Rheinland-Pfalz. Ochi ist seit vielen Jahren als Juror bei Blasmusik-Wettbewerben tätig. Auf die Frage, ob er die Hambacher zu Wertungsspielen führen werde, sagte Ochi „Wenn es alle Musiker wollen, können wir das angehen.“ Und er lies anklingen, dass er dann nach dem Prinzip „wenn schon, dann richtig“ vorgehen werde. Ochi dankte auch den Musikern, die sehr fleißig gewesen seien. Weil nicht viel Zeit zum Einstudieren von Zugaben gewesen sei, spielte das Orchester zum Abschluss ein Medley, das 30 Melodien aus den verschiedensten Genres anspielte. Das Stück machte als musikalisches Ratespiel den Zuhörern noch mal besonderen Spaß.

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