Neustadt Am Rande der Bande

Der Neustadter Rudi Benkler war unter anderem Spieler des SC Hauenstein und bis vor einem Jahr auch Trainer des Fußball-Oberligisten, bevor er sich dem B-Ligisten TSG Deidesheim anschloss. Da alte Liebe aber bekanntlich nicht rostet, schaute sich der 37-jährige Vollblutfußballer vor ein paar Tagen die Oberliga-Partie der Hauensteiner bei Arminia Ludwigshafen an. Doch einfach nur relaxt zuschauen, das fällt dem Neu-Deidesheimer schwer. Benkler betrachtete die Partie aus dem Blickwinkel eines Trainers. Er seziert Spielzüge, urteilt über taktische Verhaltensweisen und erkennt Dinge, die Otto Normalzuschauer verborgen bleiben. „Es ist erst das vierte Spiel der Hauensteiner, das ich in dieser Saison sehe“, erklärte Benkler. Als sein Nachfolger Sascha Hildmann den unerfahrenen A-Jugendspieler Christof Seibel einwechselte, entfuhr Benkler ein „mutige Entscheidung gegen einen schnellen Mann wie Amberger“. Erst fünf Minuten vor Schluss brachte Hildmann den aus Neustadt stammenden Mittelstürmer Eric Veth. „Etwas spät, wenn man 0:1 zurückliegt und um die letzte Chance auf Platz zwei spielt“, sagte Benkler. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da erkannte er, dass dies eine zumindest versteckt geäußerte Kritik am Kollegen war. Sofort schränkte er ein: „Aber ich bin ja mittlerweile viel zu weit weg. Sascha sieht die Spieler jede Woche und weiß, was er macht.“ Puh, gerade noch mal die Kurve bekommen. Denn was schmerzt einen Trainer mehr als Kritik von Medien oder Zuschauern? Die Kritik eines Kollegen, auch wenn sie noch so behutsam formuliert wird. (thl) Kontakt halten die Trainerbrüder Frank und Torsten Lieberknecht sowieso immer, trotz der räumlichen Distanz zwischen dem vorderpfälzischen Haßloch und dem niedersächsischen Braunschweig. Wozu gibt es schließlich Telefone. Doch steht Torsten vor einer entscheidenden sportlichen Aufgabe, ist Frank vor Ort. Das war am 26. April 2013 so, als die Eintracht mit einem 1:0 in Ingolstadt den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga perfekt machte – das war am vergangenen Samstag so, als sie mit dem 1:3 bei der TSG Hoffenheim unfreiwillig in die Zweite Liga zurückkehrte. Frank Lieberknecht unterhielt am Morgen des Spieltags noch direkten Kontakt zu seinem Bruder. Nebst Gattin besuchte er ihn im Braunschweiger Mannschaftshotel in Bad Schönborn. Man trank eine Tasse Kaffee, plauderte. „Er war locker angespannt“, sagt Frank Lieberknecht. Einige Stunden später flossen Tränen. Frank Lieberknecht verfolgte das Saisonfinale in der Sinsheimer Arena. Nicht auf der Haupttribüne, sondern bei den Fans. „Der Geist war willig, das Fleisch schwach. Man hat gemerkt, dass die Mannschaft leer war“, sagt er. „Es tut schon weh. Man leidet natürlich mit seinem Bruder.“ Persönlich sprachen die beiden Lieberknechts nach der Partie nicht mehr miteinander, dazu bestand keine Gelegenheit. Frank schrieb eine SMS. Montags folgte ein ausführliches Telefonat. Da hatte Frank mit dem 2:0 des von ihm trainierten VfB Haßloch bei der FG 08 Mutterstadt selbst einen bedeutenden Erfolg im Abstiegskampf der Bezirksliga errungen. Es scheint, als sei wenigstens einem der Lieberknecht-Brüder der Verbleib in „seiner“ Spielklasse vergönnt. Und der andere freut sich darüber ganz gewiss. (aboe) Was nimmt einer, der sich echter „Pälzer“ schimpft, auf Reisen mit? Genau, ein Rebensäftchen. Vielleicht auch zwei. Bei der 33-köpfigen Delegation des VfB Haßloch, die am Sonntag zum Mainzer Lerchenberg aufbrach, war das nicht anders. Am Rasthof Wonnegau gab’s einen Zwischenstopp, Kellermeister Marcel Holz bat zur Weinprobe. Eine hübsche Einstimmung auf die Sendung „Flutlicht“. Der VfB hatte eine Woche zuvor Paul Breitners „Tor des Monats“ aus dem Jahr 1983 nachgestellt (und dafür nur einen Versuch benötigt), nun wurde der zweieinhalbminütige Fernsehbeitrag vorgestellt. Und da durften die VfBler im Mainzer Studio nicht fehlen. „Es war total beeindruckend zu sehen, was bei so einer Sendung hinter den Kulissen passiert“, erzählt Paul Damm. Der Geschäftsführer des Klubs, auch Trainer der Zweiten Mannschaft, hatte im Januar selbst am Flutlicht-Gewinnspiel teilgenommen und tatsächlich auch zwei Karten für das heutige Pokalfinale in Berlin gewonnen, inklusiver zweier Übernachtungen und einer Stadtrundfahrt. Dabei kam Damm die Idee, auch der VfB könne sich für ein „Tor des Monats“ anbieten. Er wusste ja nicht, dass dies längst geschehen war. Im Dezember 2013 hatte Berthold Julino aus der Jugendabteilung eine Bewerbung für den VfB eingereicht. Die Basis für das „Volksfest“, wie Moderator Christian Döring das Event im Eichelgarten nannte, war längst geschaffen. Neben Christian Heidel, dem Manager des FSV Mainz 05, war auch Kosta Runjaic Gast im Studio. Die VfB-Delegation schoss mit dem FCK-Trainer Erinnerungsfotos, sang eine Strophe des Klubsongs nach der Melodie des Fritz-Walter-Liedes. Runjaic gefiel’s, er nahm sich viel Zeit. Um 0.30 Uhr war die Reisegruppe wieder daheim. Die Taschen voll bleibender Erinnerungen. (aboe)

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