Neustadt Alte Bauwerke voller Leben

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Naturschutz, Kulturgeschichte, Tourismus, Naherholung und Nutzung: All diese Aspekte vereint ein Konzept zur zukünftigen Nutzung von Woogen und Triftbächen im Unesco-Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Einen Blick in Zukunft und Vergangenheit dieser Gewässer bietet seit Donnerstag eine Ausstellung im Foyer der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd.

Als ein „einzigartiges, kulturhistorisches System, das bis zur Erfindung der Eisenbahn betrieben wurde“ bezeichnete SGD-Präsident Hans-Jürgen Seimetz das Triftsystem, das zum Holztransport diente, bei der Ausstellungseröffnung. Durch das Projekt „Wooge und Triftbäche“, das 2014 angestoßen worden ist, könne daraus ein Höhepunkt des Tourismus in der Region entstehen. „Das System sicherte damals die Brennholzversorgung der Rheinebene und war ein großer Fortschritt für die Menschen“, erklärte Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz. Er habe großen „Respekt vor den Leistungen der damaligen Baumeister und Ingenieure“, sagte Wieder. Intakte Bauwerke von vor über 400 Jahren seien heute noch sichtbar. Wieder erklärte, dass es der Unesco mit ihrem Programm „Man and biosphere“ (Der Mensch und sein Lebensraum) darum gehe, Wege zu finden, wie wirtschaftliche Entwicklung mit Natur-, Umwelt- und Ressourcenschutz in Einklang gebracht werden kann. „Die Bayern haben das Triftsystem in der Pfalz Anfang des 19. Jahrhunderts generalstabsmäßig geplant und systematisch gebaut“, erzählte Holger Schindler später beim Rundgang durch die Ausstellung. Für die Bevölkerung sei das Anlegen von Woogen, Triften und Stützmauern zum Einwerfen des Triftholzes eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gewesen, so der Gewässerkundler vom Verein Südliche Weinstraße, Annweiler. Heute können die im Pfälzerwald noch vorhandenen Gewässertypen Biotope für seltene Tier- und Pflanzenarten wie Sonnentau, Schnabelsegge, verschiedene Moor-Libellenarten und den vom Aussterben bedrohten Europäischen Flusskrebs sein. Eine ökologische Aufwertung von Lebensräumen, Erhalt, Pflege oder Sanierung historischer und besonders wertvoller Gewässeranlagen, aber auch der Rückbau oder das „Verlanden“ von Woogen sind einige Handlungsfelder des Projektes, das von der „Aktion Blau Plus“ des Landes finanziell maßgeblich unterstützt wird. Großformatige Infotafeln gewähren den Besuchern Einblick in das System der „Wilden Flößerei“. Zu sehen sind auch die vier aktuellen Leuchtturmprojekte von Woogen im Pfälzerwald, darunter auch das Legelbachtal westlich von Neustadt. Ein erhaltener Triftschlitten und ein alter Flößerhaken, beides Originalexponate des Museums „Alte Samenklenge“ in Elmstein, ergänzen die Ausstellung. Info Die Ausstellung „Wooge und Triftbäche im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen“ kann im Foyer der SGD Süd in der Friedrich-Ebert-Straße 14 bis 30 März besichtigt werden. Öffnungszeiten: Mo-Do, 8-16 Uhr, und Fr, 8-12 Uhr. |ain

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