Neustadt Volles Leben seit 3000 Jahren

Kleinplastiken von Salvador Dalí, darunter das witzige Hummer-Telefon, bilden neben Grafiken von Dalí, Fuchs und Picasso den Sch
Kleinplastiken von Salvador Dalí, darunter das witzige Hummer-Telefon, bilden neben Grafiken von Dalí, Fuchs und Picasso den Schwerpunkt der Jubiläumsausstellung im Meckenheimer Rathaus.

«Meckenheim». Mit einer großen Kunst- und Archäologie-Ausstellung im Rathaus feiert die Gemeinde Meckenheim an diesem Wochenende ihre urkundliche Ersterwähnung vor 1250 Jahren. Deutlich älter sind die meisten der Exponate, die das Historische Museum der Pfalz in Speyer für die Jubiläumsschau zur Verfügung gestellt hat. Und von der Europäischen Kulturstiftung (EKS) aus Nörvenich kommen rund 100 Bilder und Skulpturen von Salvador Dalí, Pablo Picasso und Ernst Fuchs.

Der Kontakt zur EKS kam über den Meckenheimer Kurt Groß zustande, der vor einigen Jahren zufällig beim Bretagne-Urlaub mit der Stifterfamilie Bodenstein Bekanntschaft schloss. Die gemeinnützige Stiftung hat ihren Sitz im Schloss Nörvenich bei Düren und bietet komplette Kunstausstellungen unterschiedlichen Umfangs zum Ausleihen an. In Landau zum Beispiel bestückte sie einige Jahre lang die Ausstellungen zu den Weintagen der Südlichen Weinstraße. Im Ratssaal des Meckenheimer Rathauses sind nun vor allem Grafiken und Kleinplastiken von Dalí und Fuchs zu sehen, beides Künstler, mit denen die EKS eine besondere Beziehung verbindet. Beide bilden auch den Sammelschwerpunkt in dem in Schloss Nörvenich angesiedelten „Museum Europäische Kunst“ – zusammen mit Arno Breker, Hitlers Hofbildhauer, auf den man in Meckenheim aber lieber verzichten wollte. Dalí war 1991 auch die erste große Ausstellung in Nörvenich gewidmet, die seinerzeit von Außenminister Genscher und dem spanischen Thronfolger Felipe eröffnet wurde. Der 2015 verstorbene Ernst Fuchs gehörte bis zu seinem Tod sogar zum Künstlerkuratorium der Stiftung. Bei der Auswahl der Werke fungierte die Kunsthistorikerin Andrea Löschnig, die im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern die Museumspädagogik leitet, als Beraterin. Es handelt sich zwar überwiegend um Auflagenkunst, aber die Arbeiten vermitteln trotzdem einen schönen Einblick in den künstlerischen Kosmos des spanischen Surrealisten und des Meisters der Phantastik aus Wien. Von Dalí etwa sind mehrere Blätter aus der Serie „Surrealistische Blumen“ zu sehen und die eindrucksvollen Illustrationen zu Dantes „Göttlicher Komödie“. Besonderen Spaß bereiten auch Skulpturen wie die „Schnecke“, das berühmte Hummer-Telefon, auch bekannt als „aphrodisisches Telefon“, dessen Original Dalí 1936 nach einer Krustentier-Orgie für den englischen Eisenbahn-Millionär Edward James schuf, oder die beiden Variationen der „Venus à la girafe“. Ernst Fuchs Siebdruck-Version eines frühen Portraits seiner späteren Frau Eva-Christina hat es sogar aufs Plakat der Ausstellung geschafft. Und von Picasso ist unter anderem eine der ikonischen „Friedenstauben“ zu sehen. Die archäologischen Objekte aus Speyer, die die Kunstausstellung ergänzen, sind im Foyer des Rathauses versammelt. Es handelt sich um 23 Fundstücke von der Bronze- bis zur Merowinger-Zeit, die alle in den vergangenen 150 Jahren auf Meckenheimer Gemarkung gefunden wurden. „Es sind einige sehr schöne Sachen dabei“, berichtet Lars Börner, der Sammlungsleiter Urgeschichte in Speyer, und verweist unter anderem auf die komplett aufgefundene Ausstattung eines bronzezeitlichen Schmieds mit Sandstein-Gussformen, Amboss und Hammer, die vor rund 3000 Jahren im Einsatz war. Aus den Villae Rusticae, den römischen Landgütern der Region, finden sich Alltagsgeschirr und Münzen aus der Zeit des Kaisers Konstantin. Sehr schön ist auch eine Bronzeschale aus frühfränkischer Zeit, die zu einem Grabkomplex gehörte – ebenso wie eine exotische Kauri-Schnecke, die dem oder der Toten wohl als Statussymbol mit in die Erde gegeben wurde. All diese Funde deuteten darauf hin, so Börner, dass der Raum Meckenheim schon seit 3000 Jahren kontinuierlich besiedelt ist. Das Jahr 768, das jetzt als Gründungsdatum Meckenheims gefeiert wird, ist von daher eher symbolisch zu nehmen. Die Ausstellung Die Ausstellung „Dalí, Fuchs, Picasso ...“ wird morgen, Freitag, um 17 Uhr im Rathaus in Meckenheim eröffnet. Zur Einführung spricht die Kunsthistorikerin Andrea Löschnig. Die Schau ist dann an diesem Tag bis 20 Uhr sowie am Samstag und Sonntag jeweils von 10-20 Uhr zu besichtigen. Eintritt: 5 Euro, Kinder und Jugendliche frei.

Eines der schönsten Werke: „Christina“ von Ernst Fuchs.
Eines der schönsten Werke: »Christina« von Ernst Fuchs.
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