Neustadt Neustadter Kirchturm: Der Brauch guter Wünsche

Friedrich Schmidt-Roscher.
Friedrich Schmidt-Roscher. Foto: Kirche/frei

Es ist ein schöner Brauch, zu Beginn des neuen Jahres gute Wünsche zuzusprechen. Ist allen bewusst, dass es sich dabei um Segenswünsche handelt? Zumindest bei dem Wunsch „guten Rutsch“ wissen manche nicht, dass es aus dem Hebräischen kommt und „guter Anfang“ meint.

Ich freue mich über die guten Wünsche. Innerlich zucke ich immer ein wenig zusammen, wenn es vor allem um Gesundheit geht. Ich frage mich dann: Ist das jetzt eine Anspielung auf mein Alter? Nein, im Ernst: Natürlich ist Gesundheit ein hohes Gut. Aber ist das wirklich das Allerallerwichtigste?

Für Menschen, die krank sind, ist es wichtig, wieder gesund zu werden. Bei diesem gut gemeinten Wunsch verunsichert mich etwas: Kann man immer klar zwischen krank und gesund unterscheiden. Ich kenne Menschen, die zufrieden sind, obwohl sie in ihrem Leben mit Einschränkungen zu kämpfen haben. Und ich kenne Menschen, die körperlich fit sind, aber denen das Leben doch zu einer Last wird.

Gerne wollen wir stark sein

Unser Körper, Geist und unsere Seele sind verletzlich. Gerne wollen wir stark sein und uns unverwundbar zeigen. Aber es gibt doch Kränkungen, die uns verletzen, Krankheiten und Traurigkeit, die unser Leben beeinträchtigen. Wäre es nicht wichtiger, Menschen Segenskraft zu wünschen, damit sie trotz Leid oder Trauer leben können?

Wenn wir zu Beginn des neuen Jahres oder auch beim Abschied nach einem Besuch Menschen Gottes Segen wünschen, dann hoffen wir, dass niemand allein seinen Lebensweg gehen muss. Dass Gott unsichtbar mit ihm geht und Kraft schenkt, das Schwere des Lebens zu tragen. Der verletzliche Mensch hofft, dass da einer ihn begleitet. Jesus Christus sagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

Der Autor

Friedrich Schmidt-Roscher, Pfarrer in Haßloch

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