Neustadt Neustadt: Sommerinterview mit Holger Mück

Stadtwerke-Chef Holger Mück an seinem Neustadter Lieblingsort – dem Marktplatz.
Stadtwerke-Chef Holger Mück an seinem Neustadter Lieblingsort – dem Marktplatz.

Rheinpfalz-Sommerinterview (4): Ein lockeres Gespräch an einem besonderen Ort, am besten im Freien. Dazu haben wir uns wieder Interviewpartner für die Ferienzeit gesucht. Wie Holger Mück (47), den technischen Geschäftsführer der Stadtwerke Neustadt.

Herr Mück, wie war es denn in London?

Oh, woher wissen Sie, dass ich an Ostern in London war? Ach ja, mein Profilbild in Whatsapp. Das ist so eine Marotte von mir, um schöne Erinnerungen im Gedächtnis zu behalten. Was haben Sie in England gemacht? Meine Frau und ich wollten unserem Sohn und unserer Tochter, 15 und zwölf Jahre alt, mal zeigen, dass es sich lohnt, in der Schule die englische Sprache zu lernen, um diese dann anwenden zu können. Und davor war auf Whatsapp ein See zu sehen? Der war vom Familienurlaub in der Schweiz. Da waren wir wandern. Wir machen immer viel in der Natur. Der Süden von Kroatien ist unser Lieblingsurlaubsland. In diesem Sommer geht es aber nach Hamburg und an die Nordsee. Mein Sohn macht einen Englisch-Sprachkurs in Hannover. Dort holen wir ihn dann ab. Sie kamen 2014 zu den Stadtwerken. Schon mal bereut? Hätte ich dann meinen Vertrag gerade um fünf Jahre verlängert? Das wussten wir gar nicht. Ja, das mag etwas untergegangen sein. Das ist aber sicherlich Ausdruck meiner großen Zufriedenheit und untypisch für mich. Ich war ja in Sachen Arbeitsplatz lange Zeit etwas umtriebig. Wie meinen Sie das? Na ja, ich war bei den Stadtwerken Bad Dürkheim sehr zufrieden und wollte eigentlich nur meinen Marktwert testen. Und kurz danach war ich beim Großkraftwerk Mannheim zuständig für den Neubau eine Steinkohleblocks mit einer Investitionssumme über 1,3 Milliarden Euro. Danach wurden übrigens ältere Blöcke abgeschaltet. Auch mit einem modernerem Kohlekraftwerk kann man etwas für die Umwelt tun. Warum dann wieder zurück zu einem kommunalen Arbeitgeber? Ich habe gerne für Konzerne wie RWE, EnBW und MVV gearbeitet und dort viel gelernt. In einem Unternehmen mit 150 Mitarbeitern wie den Stadtwerken lässt sich aber mehr bewegen. Man kennt jeden Mitarbeiter. Und man hat unmittelbaren Einfluss auf die Dinge und bekommt so eine bessere Rückmeldung auf seine Arbeit. Sie bleiben in Bad Dürkheim wohnen? Ja, die Kinder sind dort an die Schulen gebunden. Wir fühlen uns einfach wohl. Und ich bin in 15 Minuten in Neustadt, wenn etwas ansteht. Das ist ja keine Entfernung, auch sind wir oft am Wochenende hier. Hat die Technik Sie schon immer begeistert? Ein eindeutiges Ja. Als Jugendlicher habe ich eine Disco-Lichtorgel gebaut. Das war so der Anfang. Ich habe viel in meinem Zimmer gebastelt und getüftelt. Und als alle nach dem Abitur Maschinenbau studierten, bin ich bewusst ausgeschert zur Elektrotechnik. Profitieren Sie heute davon? Es ist ein sehr theoretisches Fach mit viel Mathematik, eine gute Basis, um schwierige Dinge möglichst verständlich zu erklären – hilft auch bei fachlichen Erklärungen gegenüber Politikern. Gutes Stichwort. In einem Konzern reden Politiker sicherlich weniger mit als in einem kommunalen Unternehmen? Das stimmt. Der Kontakt mit unseren Vertretern im Aufsichtsrat macht mir aber viel Spaß. Selbst Politik zu machen auf kommunaler Ebene könnte mich reizen. Wer hindert Sie daran? Meine Überzeugung. Das ist unvereinbar mit meiner Rolle bei den Stadtwerken, wenn man mich in ein Lager einsortieren würde. Das will ich nicht. Das würde vielleicht auch sachorientierten Lösungen im Weg stehen. Wie sensibel Politik reagieren kann, haben Sie gemerkt, als die Stadtwerke die in Mußbach geplanten Juwi-Windräder kaufen wollten ... Das war so. Das habe ich total unterschätzt und es war für mich am Anfang ein Lernprozess. Ich habe die Windräder als Chance gesehen, ohne finanziellen Risiken im Bereich der regenerativen Energien Akzente zu setzen, weil wir ja auch die großen Flächen für Photovoltaik in Neustadt nicht haben. Ich akzeptiere, dass wir uns auch als Tourismusregion sehen und darauf Rücksicht nehmen. Es gibt schon ganz lange keinen Kontakt mehr zu Juwi. Die Pläne, die das Unternehmen mittlerweile weiter verfolgt, haben nichts mit uns zu tun. Technisch sind die Stadtwerke für fünf Schwimmbäder verantwortlich, zählt man Maikammer mit. Auch eine nicht alltägliche Aufgabe? Klar, das ist eine ganz besondere Herausforderung. Die ich aber auch von Bad Dürkheim her schon kenne, wo ich für das Salinarium zuständig war. Wir haben in dem Geschäftsbereich derzeit ein großes Problem. Sie finden auf dem Arbeitsmarkt keine Schwimmmeister und Schwimmmeistergehilfen. Woran liegt das? Im Sommer Urlaubssperre und im Winter Überstunden abbauen – das wollen immer weniger. Wir versuchen jetzt die Ausbildung auszuweiten und haben nun erstmals zwei Azubis. Die Stadtwerke haben eine Doppelspitze. Sie teilen sich die Verantwortung mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Torsten Hinkel. Wie funktioniert das? Sehr gut. Wir profitieren beide davon. Und das nicht nur fachlich. Er ist ein Eigengewächs der Stadtwerke, schon lange im Unternehmen, kennt da mehr Details als ich, der von außen kommt, eher den externen Blick ansetzt. Wir ergänzen uns gut und finden auch eine Lösung, wenn es mal unterschiedliche Ansichten gibt. Die Stadtwerke wollen 20 weitere E-Ladesäulen bauen. Ist das der Autoantrieb der Zukunft? Der Anteil der Elektroautos wird deutlich ansteigen. Sie werden die Verbrennungsmotoren aber nicht vollständig verdrängen. Die werden sich nämlich auch technologisch weiterentwickeln. Vielleicht kommt ja irgendwann der Wasserstoffantrieb dazu. Wo schalten Sie von der Arbeit ab? Auf einer BMW F 800 GT. Ich habe sehr spät, mit 38 oder 39, den Motorradführerschein gemacht. Rasen ist für mich nichts, aber in Gruppen oder alleine Touren zu machen ist einfach toll. Das ist ein wahnsinniges Gefühl. Freiheit pur. Ich komme leider viel zu selten dazu. Das sind im Jahr nur 800 bis 1000 Kilometer. Und um die Lampen im Hause Mück kümmern Sie sich auch? Ja klar. Und nicht nur um die. Ich bin gerne Heimwerker. Bin gerade dabei, unsere Terrasse zu pflastern und habe zuvor eine Kalksandsteinmauer gestellt. Einmal im Jahr gehe ich mit meinem Sohn in den Wald Holz machen. Zum Abschluss dürfen Sie mir eine Frage stellen? Können Sie sich vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen? Mit den begrenzten Reichweiten habe ich ein Problem. Ansonsten bin ich da offen. Ich werde aber wohl nie ein Freund des automatisieren Fahrens. Dazu fahre ich viel zu gerne Auto.

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