Neustadt Neustadt: RHEINPFALZ-Sprechstunde zu anthroposophischer Geburt

Zeit und Zuwendung sind Teil des anthroposophischen Konzepts an der Frauenklinik im Hetzelstift Foto: Linzmeier-Mehn
Zeit und Zuwendung sind Teil des anthroposophischen Konzepts an der Frauenklinik im Hetzelstift

Die Geburtshilfe menschlicher machen – das ist das Ziel, das sich Gerald Staudenmaier mit der Zusatzqualifikation als anthroposophischer Arzt gesetzt hat. Seit einem halben Jahr bietet der Chefarzt an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Neustadter Marienhaus Klinikum Hetzelstift anthroposophische zusätzlich zur Schulmedizin an. Am Freitag, 19. Juli, beantworten er und Hebamme Monika Englert Fragen dazu am RHEINPFALZ -Lesertelefon.

Positive Erfahrungen hatte er schon zuvor mit der Anwendung anthroposophischer Medikamente gemacht: „Ich war überrascht von deren Wirksamkeit“, sagt er über die Präparate auf rein pflanzlicher Basis, die er bei Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Unverträglichkeiten empfahl.

Gemeinsam mit Annika Landin-Radtke, Assistenzärztin an der Neustadter Frauenklinik, habe er sich dann entschlossen, sich an der Stuttgarter Filderklinik intensiver mit dem Thema Anthroposophie zu befassen und die Zusatzqualifikation zu beginnen und entsprechende Angebote auch für die Mitarbeiter zu machen. „Gerade im Kreis unserer Hebammen ist die Idee auf tolle Resonanz gestoßen“, sagt Staudenmaier: „In unserem Beruf geht es ja genuin um den Umgang mit dem Menschen. Deshalb ist es gerade in Zeiten, in denen sie besonders sensibel sind wie bei der Geburt sinnvoll, sich Zeit für die Beschäftigung mit ihnen zu nehmen.“

Kein Paradigmenwechsel, sondern ein Zusatzangebot

Er betont, dass mit den zusätzlichen Angeboten kein Paradigmenwechsel an der Neustadter Frauenklinik einhergehe: „Die klassische Schulmedizin und die notfallmedizinische Infrastruktur stehen weiterhin vollinhaltlich zur Verfügung.“ Wer anthroposophischen Methoden kritisch gegenüberstehe, werde weiterhin rein nach schulmedizinischer Methodik behandelt. „Das wichtigste ist eine sichere Geburt“, bekräftigt er.

Tatsache sei, dass 30 Prozent der Kinder in Neustadt per Kaiserschnitt geboren würden; sein Ziel sei es, diesen Prozentsatz zu senken. „Auch dabei können anthroposophische Methoden unterstützend angewendet werden“, sagt der Chefarzt. Nach der Schließung der Geburtshilfe im Germersheimer Krankenhaus sei das Neustadter Marienhaus Klinikum die einzige Einrichtung in der Region, die entsprechende Behandlungsmethoden anbiete.

Grundvoraussetzungen schon länger geschaffen

„Die Reaktionen schwanken zwischen Irritation und Dankbarkeit, die Grundtendenz ist aber positiv“, berichtet er über die bisherigen Erfahrungen mit den anthroposophischen Zusatzangeboten. Er sei sich im Klaren darüber, dass der Prozess des Umdenkens Zeit brauche, doch er sehe einen entsprechende Bedarf bei einem größeren Anteil seiner Patientinnen: „Wir haben jetzt einen Prozess angestoßen und ich bin sicher, dass die Nachfrage sich nach und nach entwickeln wird.“

Sein Ziel sei es, auch entsprechend auf die Gestaltung der Frauenklinik im geplanten Neubau des Neustadter Krankenhauses hinzuwirken: „Anthroposophie ist ja ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem sich die Menschen gut aufgehoben fühlen und sich wohlfühlen sollen“, so Staudenmaier. Das passe zum Konzept der Frauenklinik, die bereits seit Jahren als baby- und stillfreundliches Krankenhaus zertifiziert ist und nach „Bonding“-Kriterien arbeitet. Dabei geht es um den Aufbau einer engen Beziehung zwischen Eltern und Kind.

Damit seien die Grundvoraussetzungen für die anthroposophischen Zusatzangebote schon lange geschaffen worden, sagt Staudenmaier. Entsprechend positiv sei die Resonanz insbesondere aus dem Kreis der Hebammen und des Pflegepersonals am Marienhaus Klinikum gewesen. „Im Prinzip haben wir damit eigentlich nur eine logische Konsequenz gezogen“, meint er. Dennoch habe auch ihm die anthroposophische Ausrichtung einen neuen Blickwinkel auf den Menschen beschert: „Das macht was mit uns“, ist er sicher.

Nicht zuletzt gehe es beim Angebot der anthroposophischen Geburtsbegleitung auch darum, die zur Verfügung stehende Zeit der Ärzte, der Hebammen und des Pflegepersonals so zu nutzen, dass sich die Patientinnen während ihres Aufenthalts in der Klinik sich gut aufgehoben fühlen: „Da sind wir mit Herzblut dabei, und das wirkt sich positiv auf alle Beteiligten aus“, so Staudenmaier.

Anrufen

Gerald Staudenmaier und Monika Englert, Chefarzt und Hebamme an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Marienhaus Klinikum Hetzelstift, stehen am Freitag, 19. Juli, 16.30 bis 17.30 Uhr, unter 06321/8903-34 für Fragen zur Verfügung.

Chefarzt Gerold Staudenmaier. Foto: Linzmeier-Mehn
Chefarzt Gerold Staudenmaier.
Hebamme Monika Englert. Foto: Hetzelstift
Hebamme Monika Englert.
x