Neustadt Hambach: Planer bestätigen Defizite

Nicht sehr einladend, sagen die Experten: der Ortseingang aus Richtung Landauer Straße in der Mittelhambacher Straße.
Nicht sehr einladend, sagen die Experten: der Ortseingang aus Richtung Landauer Straße in der Mittelhambacher Straße.

Wie kann Hambach stärker vom Hambacher Schloss profitieren, statt nur den Verkehr aushalten zu müssen? Demnächst sind die Bürger gefragt.

„Der hohe Handlungsbedarf in Hambach hat sich bestätigt.“ Das Fazit, das Frank Pflüger (Büro HJPplaner Aachen) diese Woche bei einem Pressegespräch zog, dürfte die Hambacher nicht sonderlich überraschen. Und mancher wird sich fragen, warum dafür gleich drei Planungsbüros für viel Geld beauftragt wurden. Eine Frage, die Pflüger aber erwartet und die Antwort parat hat: Seit Oktober haben er und seine Kollegen eine Bestandsaufnahme gemacht – jetzt kann anhand empirischer Daten belegt werden, dass das Weindorf nicht nur gefühlt Defizite hat, sondern diese tatsächlich vorhanden sind. Eine solide Basis für ein Entwicklungskonzept. Der Strauß an Beispielen, den Pflüger sowie seine Kollegen Martina Leicher (Compass GmbH Köln) und Michael Baier (Büro für Stadt- und Verkehrsplanung GmbH Aachen) binden können, ist ausladend. Beispiel Ortseingänge: Ihnen sei nicht anzusehen, dass sich der Ort über Besucher freue. Beispiel touristische Beschilderung: Mehr oder weniger werde der Gast allein gelassen. Beispiel Gastronomie: überaus ausbaufähig. Beispiel Baukultur: so einige Sünden im Altbestand, aber auch bei Neubauten. Oben hingegen, auf dem Schloss, in dessen Sanierung und Besucherkonzept viele Millionen gesteckt worden seien, sei die Welt völlig in Ordnung. Dieser Gegensatz soll so gut wie möglich abgemildert werden. Dabei arbeiten die Büros zusammen, um das ganze Spektrum abdecken zu können. Denn darum geht es bei dem Konzept zur integrierten Kommunalentwicklung Hambachs, das sie erstellen sollen. Ein Planer ist Expertin für Tourismus, der andere für Verkehr, der dritte für Dorfentwicklung. Die empirischen Daten stammen aus Interviews mit Schlossbesuchern und einer Verkehrszählung, beides zu Spitzenzeiten. 27 Fragen mussten beim Interview beantwortet werden. Überraschend: 70 Prozent der Befragten waren zum ersten Mal oben auf dem Schloss. Fast alle waren zufrieden und wollen den Besuch weiterempfehlen. Den Weg ins Dorf findet hingegen kaum einer – die meisten wollen Dinge unternehmen, die dort nicht möglich sind. Bummeln, zum Beispiel, oder essen gehen, doch sind die Öffnungszeiten der Hambacher Gaststätten offenbar nicht ausreichend, oder aber das Angebot ist zu gering. „Touristen nehmen wahr, dass nichts los ist, und fahren weiter“, beschreibt Martina Leicher die Situation. Ein starker Individualverkehr zum Schloss und zurück – bis zu 1000 Fahrzeuge in Spitzenzeiten –, ein paar Reisebusse, kaum jemand, der den Öffentlichen Nahverkehr nutzt: So lautet das Ergebnis der Verkehrszählung. „Fast alle parken oben, wo es überfüllt ist und was die Verkehrslage im Dorf belastet, während dort unten noch Parkplätze frei sind“, hat Verkehrsplaner Michael Baier festgestellt. Wie kann entzerrt werden?, sei eine der offenen Fragen, Antwortbeispiele seien moderne Shuttle-Systeme oder Optimierung des Individualverkehrs. Nächste Schritte im Planungsprozess: mit den Hambachern ins Gespräch kommen, ein „Wir-Gefühl“ entwickeln, systematisch an Antworten für eine positive Dorfentwicklung arbeiten. Dazu stehen Interviews mit Hambach-Experten an, gefolgt von „Hambach live“. Dabei wollen Planer und Kommunalpolitik im April am Alten Rathaus sozusagen ein öffentliches Planungsbüro einrichten. Worauf sich nicht nur Ortsvorsteherin Gerda Bolz freut, sondern auch Oberbürgermeister Marc Weigel.

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