Neustadt Bad Dürkheim: SPD beantragt "Gemeindeschwester plus"

Die „Gemeindeschwester plus“ soll Senioren in vielerlei Hinsicht eine helfende Hand reichen.
Die »Gemeindeschwester plus« soll Senioren in vielerlei Hinsicht eine helfende Hand reichen.

Auch im Landkreis Bad Dürkheim soll die „Gemeindeschwester plus“ eingeführt werden. Das beantragt die SPD-Fraktion in der heutigen Sitzung des Kreistags. Damit sollen alte Menschen unterstützt werden, länger in den eigenen vier Wänden wohnen zu können.

Im Jahr 2015 ist ein gleichnamiges Modellprojekt im Land Rheinland-Pfalz gestartet. Nun plant die Landesregierung, das Projekt fortzusetzen, die Finanzierung soll im Haushalt 2019/20 gesichert sein. „Es werden weitere Teilnehmer gesucht“, berichtet Fraktionsvorsitzender Reinhold Niederhöfer. Wenn es nach der SPD geht, soll der Kreis Bad Dürkheim künftig dazugehören.

Profit auch für Jüngere

Das Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Köln hat das Modellprojekt mit 18 Gemeindeschwestern plus in neun Kommunen begleitet, unter anderem in Stadt und Kreis Kaiserslautern, im Kreis Südliche Weinstraße und in Landau. Die Wissenschaftler ziehen in einem umfassenden Bericht positive Bilanz. Die Gemeindeschwester plus richtet sich an Menschen, die älter als 80 Jahre und nicht pflegebedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuchs XI sind. Allerdings rät das Institut, die Altersgrenze nicht zu hart zu ziehen, da auch Jüngere von der Beratung profitieren könnten. Mit der Unterstützung einer Gemeindeschwester plus sollen die Senioren selbstbestimmt und selbstständig weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Es ist ein pflegepräventiver Ansatz, der vorsieht, dass Bürger sich von sich aus bei der Gemeindeschwester mit Beratungsbedarf melden. Ohne Anfrage werden die Beraterinnen nicht tätig. Telefonisch oder via Hausbesuch kann die Gemeindeschwester dann in vier Feldern aktiv werden: Unterstützung bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit, bei medizinisch-pflegerischen Anliegen, bei Anträgen oder zur sozialen Teilhabe. Soll heißen: Die Gemeindeschwester hilft bei der Beseitigung von Stolperfallen, gibt Hinweise, wo Haltegriffe in Bad oder an der Treppe für mehr Sicherheit sorgen. Eine Gemeindeschwester soll auch helfen, betagte Menschen vor Vereinsamung zu bewahren, unter anderem indem sie beispielsweise Besuchsdienste von Ehrenamtlichen anregt, Angebote wie Seniorennachmittage aufzeigt oder bei Fahrten zum Arzt unterstützt. Sie berät innerhalb ihrer Kompetenzen bei Unsicherheiten in Bezug auf Dosierung, Neben- und Wechselwirkung von Medikamenten oder beantwortet Fragen zu Erkrankungen. Außerdem könnte sie beim Ausfüllen von Formularen beraten.

Keine Konkurrenz mit Pflegestützpunkten oder -Personal

Gerade die medizinischen Themen setzen eine fundierte Ausbildung der Gemeindeschwester plus voraus. Als eine solche Beraterin kann nach Meinung des Kölner Instituts jemand fungieren, der einen Kompetenzenmix aus pflegerischen und sozialarbeiterischen Berufsbildern mitbringt. Die Gemeindeschwester plus soll ausdrücklich nicht in Konkurrenz zu Pflegestützpunkten und Pflegepersonal treten. Komplett vermeidbar seien Überschneidungen in den Arbeitsfeldern kaum, dann müsse zusammen nach Lösungen gesucht werden, heißt es in dem Abschlussbericht. Die Gemeindeschwester plus soll in Infoveranstaltungen und Kooperationsprojekten bekannter werden. Nach dem Impuls der Gemeindeschwester soll ein solches Projekt dann auch alleine weitergeführt werden.

Vorschnelle Einweisung in Heim verhindern

Niederhöfer vermutet, für den Kreis könnten drei Gemeindeschwestern plus ausreichen. Da eine endgültige Organisationsform noch unklar ist, rät der Fraktionsvorsitzende, sie „eng an die Verwaltung anzubinden“. Der Bedarf für diese Art von Beratung sei gegeben, das hat auch Reinhard Fischer, Vorsitzender des Kreisseniorenbeirats, in einer Sitzung des Sozialausschusses zum gleichen Thema betont. „Die Gemeindeschwester plus soll den Pflegebereich sinnvoll verstärken und eine vorschnelle Einweisung in ein Heim verhindern. Es spart Geld, wenn mit Kleinigkeiten in den eigenen vier Wänden der Menschen einiges erreichbar ist“, so Fischer in der damaligen Sitzung.

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