Neustadt „Asylverfahren sind beherrscht von Misstrauen“

Hochschulprofessor Joachim Weber wird am Freitag gemeinsam mit Ulrike Zier von Amnesty International über die angespannte Situat
Hochschulprofessor Joachim Weber wird am Freitag gemeinsam mit Ulrike Zier von Amnesty International über die angespannte Situation pakistanischer Flüchtlinge referieren. Das Bild zeigt ein Flüchtlingsauffanglager im Distrikt Swat.

Obwohl Pakistan nicht als sicheres Herkunftsland gilt, werden Geflüchtete dorthin abgeschoben. Joachim Weber, Professor für Theorie Sozialer Arbeit an der Hochschule Mannheim, kennt als Leiter des Asylcafés in Maikammer die Angst und die Nöte der pakistanischen Flüchtlinge aus erster Hand. Am kommenden Freitag berichtet er beim Arbeitskreis Flüchtlinge Maikammer zusammen mit Ulrike Zier von Amnesty International über die Situation in Pakistan und der pakistanischen Geflüchteten in Deutschland. Ein Gespräch über Misstrauen, Angst und einen Hoffnungsschimmer.

Warum flüchten Menschen aus ihrer Heimat Pakistan?

Die Hauptgründe, aus denen die Menschen Pakistan verlassen, sind Verfolgung wegen Blasphemie und religiösen Konflikten sowie die brutale Korruption von Polizei und Militär. So wissen wir durch die Vernetzung der Pakistani untereinander, dass diejenigen, die nach Pakistan abgeschoben wurden, sofort ins Gefängnis gesteckt wurden und nur gegen Korruptionszahlungen wieder freikommen. Außerdem sind die Menschen in der Grenzregion zu Indien von kriegerischen Auseinandersetzungen und marodierenden Banden bedroht. Junge Leute fürchten vor allem, von den Taliban verschleppt zu werden. Das sind die Fluchtgründe, die wir aus den Gesprächen mit den Menschen im Asylcafé kennen. Weshalb schiebt Deutschland dennoch nach Pakistan ab? Wir schließen aus den Ablehnungsbescheiden des Bundesministeriums, dass es vor allem darauf ankommt, die Gefährdung von Leib und Leben im Heimatland stringent zu belegen. Wenn ein Geflüchteter sagt, dass er auf ein besseres Leben in Deutschland hofft, gilt er sofort als Wirtschaftsflüchtling. Das Asylgesuch wird dann als offensichtlich unbegründet abgelehnt. Es gibt auch Fangfragen. Wir haben den Eindruck, dass die Asylverfahren von Misstrauen gegenüber den Geflüchteten beherrscht werden. Die Verfahren sind überformt vom politischen Abschreckungsmotiv. Wie viele Menschen aus Pakistan leben in der Verbandsgemeinde Maikammer und wie ist deren Situation? Zurzeit leben sechs Pakistani bei uns. Alle haben nur eine Duldung, die im Sommer noch alle vier Wochen, im Moment zum Glück auf unser Betreiben hin alle drei Monate erneuert werden muss. Regelmäßig müssen die Menschen also voller Angst vor Abschiebung zur Ausländerbehörde gehen und hoffen, dass sie erneut für einen Monat geduldet werden. Seit im Sommer einer von ihnen nach angedrohter Abschiebung in die Illegalität geflüchtet ist, hat sich die Situation dramatisch verschärft. Es ist auch schon vorgekommen, dass der Grenzschutz die Leute direkt von der Behörde aus mitgenommen hat. Wie unterstützt der Arbeitskreis Flüchtlinge Maikammer die pakistanischen Geflüchteten? Wir begleiten die Menschen regelmäßig zu Terminen bei der Ausländerbehörde, bei Bedarf aber auch zu anderen Behördengängen. Wir versuchen, jede Möglichkeit zu nutzen, sie vor Abschiebung zu schützen – aber der Handlungsspielraum ist begrenzt. Wir setzen viel Hoffnung in das neue Einwanderungsgesetz, das unter anderem bei Arbeit und Ausbildung bessere Chancen eröffnet. Alle unsere pakistanischen Flüchtlinge haben einen Job oder eine Ausbildungsstelle. Außerdem hoffen wir, dass wir mit der Vortragsveranstaltung viele Menschen erreichen und auf die Missstände aufmerksam machen können. Denn es betrifft unsere Nachbarn, und hinterher soll keiner sagen können, dass er oder sie nichts gewusst habe. Info Vortrag „Zurück nach Pakistan?“ mit Ulrike Zier, Amnesty International, und Joachim Weber, Hochschule Mannheim, morgen, Freitag, 19 Uhr im katholischen Pfarrheim Maikammer. | Interview: Kerstin PingelDOPPELTERZEILENUMBRUCH

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