Neustadt „Am Ziel ist man erfüllt“

Viele Wege führen nach Santiago de Compostela in Spanien. Der klassische „Jakobsweg“, der Camino Frances, ist stark begangen und bringt die Pilger von den Pyrenäen zum Jakobsgrab. Er entstand im 11. Jahrhundert. Zuvor aber geht es auch durch die Pfalz. Diese Nordroute soll jetzt verändert werden.

Die „Pilgermuschel“, das Symbol des Weges, ist auch auf der Nordroute zu finden und damit auch in Neustadt. Diese Route verläuft über den Radweg Speyer/Neustadt durch den Ordenswald. Dort ziert das kleine blaue Schild mit der Muschel manchen Baum. „Der Weg führt weiter entlang der Festwiese in der Wallgasse, durch die Innenstadt, an der Stiftskirche vorbei, über die Zwockelsbrücke und den Viehberg zum Kloster und von dort durch den Wald in Richtung Lambrecht“, erläutert Martien van Pinxteren. Er kennt die Fixpunkte auswendig und muss nicht extra auf eine Wanderkarte schauen. Van Pinxteren ist der Regionalsprecher der Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz und zuständig für Süd- und Vorderpfalz. Der Niederländer lebt seit 1966 in der Pfalz und wohnt in Maikammer. Selbst hat er den Jakobsweg von Maikammer bis zum Ziel in Spanien mit dem Rad bewältigt. „Es ist Geschmacksache, welcher Weg am wichtigsten ist. Manche Jakobswege sind historisch interessant“, sagt der 74-Jährige. Und er weiß auch, wieso sich an manchen Gebäuden eine große Jakobsmuschel befindet, obwohl sie nicht direkt am Pilgerweg liegen: „Sie zeigen Sehenswürdigkeiten, die von den Routen bis zu fünf Kilometer entfernt sein können.“ So sei das Hambacher Schloss gekennzeichnet. Auch die St. Laurentius-Kirche in Gimmeldingen und die St. Johannes-Kirche in Königsbach verweisen mit Muscheln auf einen alten Jakobsweg. Beide Kirchen waren Stationen eines historischen Pilgerwegs von Worms nach Weißenburg entlang der Haardt. Die deutsch-französische Initiative „Sternenweg/Chemin des étoiles“ hat sich der alten Wege angenommen und ihn mit Kennzeichnungen wieder bekannter gemacht (wir berichteten). Van Pinxteren ist auch zuständig für das Ausstellen der Pilgerausweise auf den deutschen Routen. Jährlich sind es rund 100 Exemplare, die bei ihm via Internet beantragt werden und die er dann an die Pilger schickt. „Die Anzahl der Wanderer, die auf der Nordroute unterwegs sind, ist schwer zu schätzen, weil es noch weitere Ausgabestellen für die Ausweise gibt“, sagt er. Für die große Pilgerwanderung nach Spanien sei zusätzlich der internationale Pilgerausweis erforderlich. Für den Wahl-Pfälzer hat das Pilgern einen große Stellenwert: „Es bedeutet, andere Menschen zu erleben, loslassen zu lernen, den Alltag zurückzulassen. Am Ziel ist man erfüllt.“ Die Nordroute soll jetzt verändert werden. Angedacht sei, berichtet van Pinxteren, dass sie losgelöst von dem Radweg über Dudenhofen in Richtung Geinsheim, Duttweiler, Kirrweiler, Maikammer und Hambach führen soll. Der Plan werde derzeit mit der Pfalztouristik und der Jakobus-Gesellschaft erarbeitet. Pfalztouristik-Sachbearbeiter Tobias Kauf will sich aber nicht dazu äußern: Solange die Markierungserlaubnis noch nicht erteilt sei, sei das schwierig, erklärt er auf Nachfrage. Auch einen Zeitraum, bis wann die Verhandlungen und Vorbereitungen abgeschlossen sein könnten, nennt er nicht.

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