Ludwigshafen „Wir kämpfen nur ums Überleben“

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Herr Jensen, haben Sie sich in Saarlouis schon eingelebt?

Ich kann mich nicht beklagen. Ich habe tolle Jungs, eine junge, hungrige Mannschaft. Sie haben davor jahrelang in Leipzig gelebt. Ein Unterschied, oder? Ein großer Unterschied. In Leipzig leben 500.000 Menschen, in Saarlouis 40.000. Hier zu leben, ist ganz anders als in einer Großstadt. Das ist eine ganz andere Lebensweise. Saarlouis ist eine schöne Stadt, hat einiges zu bieten, vor allem in der Gastronomie. Da merkt man die Nähe zu Frankreich. Was vermissen Sie am meisten? In einer großen Stadt hat man viel mehr Möglichkeiten, vor allem was das kulturelle Programm betrifft, vom Theater bis zu großen Konzerten. Wenn eine große Band nach Deutschland kommt, dann schaut sie oftmals auch in Leipzig vorbei. Ich hatte schöne Jahre in Leipzig, aber ich bin in Dänemark in einem 15.000-Einwohner-Ort aufgewachsen. Das erinnert mich ein bisschen an Saarlouis. Sie sind im Alter von 28 Jahren Trainer geworden. Ist das nicht schwierig, so jung als Coach zu beginnen? Ich habe damals beim norwegischen Erstligisten Stord IL gespielt. Der Verein hat mitten in der Saison den Trainer rausgeworfen. Die Mitspieler und das Präsidium haben damals auf mich gezeigt, als es dann um den Nachfolger ging. Ist das nicht schwierig, seine bisherigen Mitspieler zu trainieren? Die Spieler wollten das ja so, das hat es einfacher gemacht. Es hat gut funktioniert. Mit einigen meiner damaligen Spieler bin ich noch immer befreundet. Das wäre wohl nicht so, wenn es nicht geklappt hätte. Ich bin auf jeden Fall dankbar, dass ich trotz meines noch recht jungen Alters für einen Trainer schon so viel Erfahrung sammeln durfte. Sie haben dann diverse Damen-Teams, unter anderem die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft, trainiert. Worin liegt für einen Übungsleiter der Unterschied im Coaching zwischen einem Frauen- und einem Männerteam? Man muss im taktischen Bereich einiges anders machen und auch die pädagogische Herangehensweise ist eine andere. Es ist ein Unterschied, ob man Frauen oder Männern etwas vermittelt, ob der, der es verstehen soll, 1,70 Meter oder zwei Meter groß ist. Man muss dem Team immer auf Augenhöhe begegnen. Können Sie ein Beispiel nennen? Könnte ich, aber ich will nichts verraten (lacht). Aber vielleicht können Sie uns ja verraten, wen man leichter trainieren kann, Männer oder Frauen? Keine Mannschaft ist leicht zu trainieren, beides ist eine große Herausforderung. Ich hatte gute Jahre als Männer- und gute Jahre als Frauentrainer. Ich habe das Gefühl, Sie wollen die Frage nicht beantworten. Ich sage es nicht, weil ich es nicht sagen will, sondern weil ich es nicht weiß. Das ist genauso schwer zu beantworten wie die Frage, ob Erlangen leichter zu trainieren ist, die eine sehr gute Mannschaft haben, aber aufsteigen müssen oder Saarlouis, wo es nur um das Überleben in der Zweiten Liga geht. Wichtig ist, dass man als Trainer seine Aufgabe motiviert macht. Heute gastierten Sie mit Ihrem Team in Friesenheim. Freuen Sie sich auf das Gastspiel? Selbstverständlich, ich freue mich auf jedes Spiel. Sonst würde ich das doch nicht auf mich nehmen, Tausend Kilometer von meiner Familie und meinen Freunden entfernt zu sein. Die Voraussetzungen für das Gastspiel sind aus Sicht Ihrer Mannschaft aber nicht gerade ideal. Die TSG hat die vergangenen fünf Spiele gewonnen, ihr Team in diesem Zeitraum vier Partien verloren … Wir sind in der Zweiten Liga, weil andere nicht mit Geld umgehen können (Der TV Großwallstadt erhielt keine Lizenz, Anmk. der Red.), Friesenheim ist Bundesliga-Absteiger. Daher ist es normal, dass Friesenheim mehr Punkte hat. Aber wir werden trotzdem auf unsere Chance lauern.

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