Kolumne „Ausgesucht“ Wie sich unsere Zeitrechnung von „vor Corona“ zu „nach Corona“ wandelt

Der Podcast als Bühne: die Nationaltheater-Schauspieler Arash Nayebbandi und László Branko Breiding (von links).
Der Podcast als Bühne: die Nationaltheater-Schauspieler Arash Nayebbandi und László Branko Breiding (von links).

Wenn wir später auf diese Zeit jetzt zurückblicken, werden wir, da bin ich ziemlich sicher, immer empfinden, dass es eine Zäsur gibt zwischen „vor Corona“ und „nach Corona“. Ich werde mich immer an die Momente erinnern, in denen ich begriffen habe, wie ernst die Lage ist. Als ich am Dienstag, 10. März, den Feierabend mit zwei Kollegen in einer Kneipe im Ludwigshafener Hemshof verbracht habe und die Meldung kam, dass die Stadt Mannheim den Maimarkt abgesagt hat. Und als am Dienstag, 17. März, eine Reisewarnung für die ganze Welt ausgesprochen wurde. „Vor Corona“ konnte ich zum Glück noch die wunderbaren Konzerte von Wanda im Rosengarten und Max Herre im Capitol sehen; beide mussten ihre Tour kurz danach abbrechen. Und ich konnte noch beim Literaturfestival „Lesen Hören“ in der Alten Feuerwache schöne Abende erleben, unter anderem mit Matthias Brandt.

Rückkehr nach Mannheim

Der Schauspieler, der seit einigen Jahren auch Schriftsteller ist, kehrt jetzt zurück nach Mannheim, wo er ohnehin regelmäßig zu Gast ist: Am Donnerstag, 11. Juni, kommt Brandt zum „Carstival“ auf dem Mannheimer Maimarktgelände. Gemeinsam mit dem Pianisten Jens Thomas präsentiert er vor den Autos eine „improvisative Wort-Musik-Collage“ von „Psycho“ nach dem Filmklassiker von Alfred Hitchcock.

Musik online und offline

Ganz, aber wirklich nur ganz langsam erwacht das Kulturleben nach dem Shutdown im März wieder. Es sind kleine Formate, vorsichtige Versuche, wieder vor Publikum etwas zu machen. Am Donnerstagabend fand das erste Konzert des Perkussionisten Joss Turnbull in der Alten Feuerwache statt. Im Capitol gilt immer noch das Motto „Rockt zu Hause“. Für morgen, Samstag, 18 Uhr, ist ein Livestream mit den beiden Musicalsängerinnen Roberta Valentini und Joana Fee Würz angekündigt. Zu hören sein soll ein Programm, „in dem die Leidenschaft für das Musical eine große Rolle spielt, aber auch andere Musikrichtungen ihren Platz finden“. Das Konzert kann auch zeitversetzt auf Youtube angeschaut werden.

Aus dem Homeoffice

Auch das Mannheimer Nationaltheater ist digital unterwegs. Falls Sie ihn noch nicht kennen, empfehle ich Ihnen den Podcast „Händewaschen“ mit Arash Nayebbandi und László Branko Breiding. Die beiden Schauspieler plaudern in der Zeit der Theaterschließung flott und unterhaltsam „aus dem Homeoffice“.

Auf ins Museum

Sollten Sie „vor Corona“ die Biennale für aktuelle Fotografie verpasst haben, so gibt es eine gute Nachricht: Die Walker-Evans-Ausstellung in der Kunsthalle ist noch bis 21. Juni zu sehen, der Kunstverein Ludwigshafen zeigt seine Ausstellung bis 28. Juni und das Wilhelm-Hack-Museum seine gar bis zum 13. September. Es gibt aber auch wieder etwas Neues zu sehen: In der Galerie Hartmannstraße 45 im Hemshof präsentiert der Fotokünstler Günther Wilhelm gemeinsam mit seinem Kaiserslauterer Kollegen Jörg Heieck die Ausstellung „Gegenglanz“ mit „alternativer Architekturfotografie“. Zeigen möchten sie eine eigene, ungeschönte Bildsprache, die im Gegensatz steht zu aufpolierten und mit Photoshop geschönten Hochglanzfotografien. Klingt spannend. Die Eröffnung ist am Freitag, 5. Juni, um 19 Uhr, anach ist die Ausstellung bis Sonntag, 28. Juni, jeden Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr zu sehen.

Die Kolumne

Lieber ins Konzert oder in die Ausstellung gehen? ? Das Kultur-Angebot in der Region ist normalerweise groß. Aber auch zu Corona-Zeiten geben wir freitags Kultur-Tipps in unserer Kolumne „Ausgesucht“.
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