Fussball Warum alle Fußballer Markus Impertro nur als „De Imbes“ kennen

Ein Mann mit Stil und Ehrgefühl. Markus Impertro, Sportlicher Leiter des FC Arminia Ludwigshafen, legt aber auch noch auf andere
Ein Mann mit Stil und Ehrgefühl. Markus Impertro, Sportlicher Leiter des FC Arminia Ludwigshafen, legt aber auch noch auf andere Dinge Wert.

Die Macher: Markus Impertro ist das Gesicht des Fußball-Oberligisten FC Arminia Ludwigshafen. Es gibt kaum einen Tag, an dem der Sportliche Leiter nicht für seinen Verein da ist. Der Rheingönheimer ist aber auch ein impulsiver und unterhaltsamer Typ. Vor vielen Jahren ist er vor dem Kreiswehrersatzamt binnen kurzer Zeit „Vater“ geworden.

Im Sport sind Rituale weit verbreitet. Auch im Fußball und beim FC Arminia. Für eines dieser Rituale sorgt Markus Impertro. Es betrifft die Heimspiele auf der Bezirkssportanlage Rheingönheim. Die Partien sind meist schon ein paar Minuten alt, da erklimmt Impertro mit federnden Schritten die Tribüne. Der Blick schweift über die Ränge, begleitet von einem lauten „Hallo“ in die Runde. Auf die Reaktionen der Zuschauer muss er nicht lange warten. Hier ein schlichter Gruß, da eine Frage zum neu verpflichteten Stürmer und aus einer anderen Ecke kommt ein flapsiger Spruch. Der Flachs blüht. Das alles lässt den Schluss zu, dass der Sportliche Leiter des FC Arminia Ludwigshafen nicht nur jedem bekannt, sondern auch sehr beliebt ist. Arminia und Impertro, das passt seit vielen Jahren.

Die Frage, warum der Sportchef erst nach einigen Minuten seinen Platz einnimmt, ist rasch beantwortet. Auch wenn der 57 Jahre alte Impertro erfahren ist, eine gewisse Lässigkeit und Lockerheit ausstrahlt, so steht der Rheingönheimer an Spieltagen doch ein Stück weit unter Strom. „Ich spreche mit Sponsoren, die wir eingeladen haben, dann ist dies zu klären und jenes in die Wege zu leiten“, erklärt der Fußball-Enthusiast. Markus hier, Markus da. Dennoch könne er inzwischen ein Spiel seiner Arminia genießen, er freue sich auf jede Partie. „Früher war ich aufbrausender, bin auch mal mit dem Schiedsrichter zusammengerasselt. Heute sehe ich alles ruhiger und gelassener“, behauptet der umtriebige und rastlose Impertro. Ein Stoiker wird er trotzdem nicht mehr werden, die Emotionalität für seinen Herzensverein gehört einfach dazu.

Miteinander ist wichtig

Die vielleicht größte Stärke von Markus Impertro ist seine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen zu sprechen und sie für sich zu gewinnen. Wenn er etwas sagt, hört ihm jeder zu. Auch deshalb hat er sich im Laufe der Zeit eine große Handlungsfreiheit erarbeitet. „Dafür bin ich dem Ehepaar Schaar dankbar, mit denen ich vertrauensvoll zusammenarbeite und die mich auch mal gebremst haben“, sagt Impertro. Der Vorsitzende und die Geschäftsführerin seien ein Segen für den Verein. Wer mit dem Sportchef spricht, hört immer wieder das Wort Zusammenarbeit. Die ist ihm wichtig. Er legt Wert auf ein gutes Einvernehmen zwischen den einzelnen Teams der Arminia, zwischen den Abteilungen, und auch mit Spielleiter Thomas Lang zieht er seit vier Jahren erfolgreich am selben Strang.

Ein weiteres Mosaiksteinchen, das Impertros hohen Stellenwert erklärt, ist sein Harmoniebedürfnis. „Ich versuche, ein gutes Verhältnis zu allen Spielern aufzubauen, selbst wenn sie uns absagen oder den FCA verlassen“, verdeutlicht Impertro. Auch mit den Sportlichen Leitern der Konkurrenz pflegt er einen freundschaftlichen Umgang. Mit vielen von ihnen saß er in der Vergangenheit nach mitunter heißen Partien stundenlang zusammen. Das zeigt, dass er ein umgänglicher Typ ist. „Streit und Ärger mag ich nicht. Man muss auch mal schlucken können und Kompromisse machen“, erläutert er eine Maxime. Und wenn Verantwortliche anderer Klubs sagen, „der Markus hat uns informiert, dass er mit unserem Spieler X wegen eines Wechsels gesprochen hat“, dann ist aus ihren Worten Anerkennung herauszuhören. Diese Vorgehensweise ist selten und hat Stil.

Der Funktionär kam schon als kleiner Junge mit dem Fußball in Kontakt. „Mit dem späteren Arminia-Torjäger Andreas Getto, der ein sehr guter Freund geworden ist, bin ich aufgewachsen. Mit dem heutigen Geinsheimer Trainer Rudi Brendel habe ich auf der Straße gekickt“, erzählt Impertro. Der Versicherungskaufmann, der in Speyer Inhaber einer Geschäftsstelle ist, redet seine Spielerkarriere nicht schön. „Ich habe mit mäßigem Erfolg Fußball gespielt und bin keiner, der am Stammtisch sitzt und spricht, als ob er Nationalspieler gewesen ist“, stellt der Sportchef klar. Als Fußballer hat er keine Spuren hinterlassen, auch weil er sich früh einen Kreuzbandriss zuzog und unter anderem beim SV Studernheim unterklassig kickte. Damals hatte er die Tochter des Clubhauswirts kennengelernt, was die Wahl des Vereins beeinflusste. Seine Stärke habe er vornehmlich in der „dritten“ Halbzeit gehabt.

Ein kurzes Comeback gab es 1994, als er sich von seinem engen Freund Horst Mempel, seinem Oppau Amtskollegen, überreden ließ, im Reserveteam des BSC als dritter Torhüter anzuheuern. „Die vermeintliche Nummer eins hat abgesagt, der Vertreter brach sich den Finger, also habe ich sofort gespielt“, erinnert sich Impertro mit Schaudern. Es war eine absolut schreckliche Saison. Das Team wurde sang- und klanglos Letzter, Torwart Impertro warf nach dem drittletzten Spiel und 91 Gegentoren das Handtuch, um eine Wette, die nach 100 Gegentreffern einzulösen war, nicht zu verlieren. In der letzten Partie gelang ihm zwar nach seiner Einwechslung als Feldspieler ein Kopfballtor, der Abgang war aber eher unrühmlich. Sein „Faible“ für das Tor hat er seinem Sohn Nick vererbt, der in Speyers D-Jugend den Kasten hütet.

Eine Horrorvorstellung

„Die Leidenschaft für den Fußball ist geblieben und die Erfolge haben den hohen Aufwand versüßt“, leitet Impertro auf seine Funktionärslaufbahn über. Vorgänger Reinhard Schäffner half und erleichterte ihm den Einstieg. In den 17 Jahren seitdem hat sich der damalige Landesligist als fester Bestandteil der Oberliga etabliert. Markus Impertro weiß unzählige Geschichten zu erzählen. So etwa, als der damalige Spieler Dennis Weiß zur Bundeswehr eingezogen werden sollte. Der FCA verhalf dem Verteidiger zu einem Arbeitsplatz und auf dem Kreiswehrersatzamt trat „Imbes“, wie ihn seine Freunde nennen, als Weiß’ Vater auf, um eine Zurückstellung zu erreichen. „Das hat geklappt und Dennis hat fortan Papa zu mir gesagt“, erzählt Impertro und lacht.

Heute ist er seriöser unterwegs, beackert auch das Marketing und paart Berufliches mit Privatem und Sportlichem. „Eine Trennung der Bereiche ist oftmals schwierig“, sagt Impertro. Der FCK-Fan, der früher gerne Tennis und Dart gespielt hat und dem Kartenspiel frönt, hat eine wahre Horrorvorstellung: Ein Punktspiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und seiner Arminia. Viel fehlt da nicht mehr.

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