Ludwigshafen Vier Verbände für eine Sportart

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Ludwigshafen. Das 25. Europa-Championat (EUC) im Ludwigshafener Felix Bowling, das größte Bowling-Breitensportturnier in Deutschland, war mal wieder ein großer Erfolg. Wieder einmal fand es in Ludwigshafen statt.

Die Spieler des Teams „Is mir egal“, die alle aus Ludwigshafen oder Mannheim kommen, haben an diesem frühen Samstagnachmittag noch größtenteils Freizeitklamotten an. Für sie steht das erste Spiel erst in etwa einer Stunde an. Sie haben noch ein bisschen Zeit zum Plaudern, auch wenn ein ziemlich wichtiger Wettkampf ansteht. Schließlich haben sie im Felix-Bowling-Center in Ludwigshafen ein Heimspiel. Und bei einem Heimspiel will man ja schließlich eine gute Leistung zeigen. Doch die meisten der Spieler von „Is mir egal“ spielen nicht nur für eben jenes Team in einer Freizeitliga, sondern auch noch für den TSV Mannheim in der Badenliga. Das liegt auch daran, dass im deutschen Bowlingsport alles ein bisschen komplizierter ist als etwa im deutschen Fußball. Im Fußball gibt es zwar neben Profis und Hobbykickern, die alle in Ligen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) organisiert sind, auch in Hobbyligen organisierte Mannschaften. Allerdings gibt es im Fußball nur einen Verband, den DFB. Der überstrahlt und dominiert alles. Der, oder die ihm angeschlossenen Landesverbände, bestimmen alles. Der DFB ist bekannt. Die diversen Hobbyligen kennen in der Regel nur diejenigen, die in ihnen mitspielen. Im Bowlingsport hingegen gibt es gleich vier Verbände. Da wäre der Deutsche Bowling Verband (DBV), der das EUC vor 25 Jahren ins Leben gerufen hat. Der DBV vertritt die Freizeitsportler, also diejenigen, denen der Spaß am Sport schon mal wichtiger ist als der absolute Leistungsgedanke. Da wäre die Deutsche Bowling Union (DBU), die die Leistungssportler vertritt und deren Akteure deutsche Meister ausspielen und auch bei internationalen Meisterschaften für Deutschland antreten. Und da wären auch noch die Freizeit-Bowler-Vereinigung sowie der Bundesverband Bowling, der Zusammenschluss der Anlagenbetreiber. Die Jungs von „Is mir egal“ sind – wie viele Bowling-Spieler – in zwei Verbänden Mitglied. Zum einen in der DBU. In dessen Ligensystem spielen sie in der dritthöchsten deutschen Spielklasse und sind gerade knapp am Aufstieg in die Zweite Liga gescheitert. Zum anderen im DBV. Dort sind sie Mitglied, um mittwochs in der Freizeitliga im Felix-Bowling mitzuspielen. Die Sieger der über Deutschland verteilten Freizeitligen, deren Saison sich immer von September bis Juni streckt, qualifizieren sich dann für das Europa-Championat. Die Jungs von „Is mir egal“ sind in diesem Jahr zum ersten Mal beim EUC dabei. Denn das Hauptaugenmerk liegt auf dem DBU-Ligenbetrieb. „In der Freizeitliga spielen wir mit, weil ein Wettkampf immer mehr Spaß macht als Training“, sagt Peter Thüry. Vor rund zehn Jahren haben die vier verschiedenen Verbände übrigens die Deutsche Bowling Organisation (DBO) gegründet. Es war eine Interessensgemeinschaft, ein loser Zusammenschluss. Das Konkurrenzdenken sollte abnehmen, man wollte sich nicht mehr weiterhin im Weg stehen. Vielleicht wäre sogar irgendwann einmal ein Zusammenschluss möglich gewesen, der einiges vereinfacht hätte. Daraus wurde jedoch nichts. „Wir haben uns an einen Tisch gesetzt“, erzählt Sabine Bögel, Vorsitzende des DBV: „Aber es hat nicht funktioniert, es hat nichts gebracht.“ 2010 wurde die DBO wieder aufgelöst. Und wie das nach einem gescheiterten Annäherungsversuch meistens so ist, dauert es dann ein bisschen bis zur nächsten Beschnupperung. Dabei hätte eine bessere Zusammenarbeit durchaus Vorteile für eine Sportart, die nicht gerade ihre Hochzeiten erlebt. Die hatte die Sportart in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Zu Zeiten des ersten EUC …

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