Ludwigshafen St(r)andbilder: Zittern auf der Festival-Fanmeile

Zu Beginn der Preisverleihung versprach Michael Kötz, die Zeremonie pünktlich zu Beginn des Viertelfinalspiels Deutschland gegen Italien über die Bühne zu bringen. Natürlich wurde überzogen, aber das machte den Zuschauern im Kinozelt nicht viel aus. Zu schön war die Freude der Gewinner mit anzusehen. Und mal ehrlich: Nachdem Tim Trageser erzählt hatte, was er mit seinem Preisgeld machen will, hatte man schon wieder Tränen in den Augen – genau wie am Ende seines Films „Der Äthiopier“. Übrigens war das mein Tipp für den Publikumspreis. Und auch mit „Vor der Morgenröte“ lag ich richtig. Ich sollte vielleicht mal an einem EM-Tippspiel teilnehmen. Ich scheine den richtigen Riecher für Sieger zu haben. Aber so schön die Gewinnerfilme auch sind, am Samstagabend standen beim Festival des deutschen Films die Filme im Hintergrund. Nahezu alle Besucher hatten sich vor der großen Leinwand im Besucherzelt eingefunden und zitterten mit der deutschen Mannschaft. Es war auch wirklich ein filmreifes Drama. Beim Elf-Meter-Schießen wurden dann lauthals „Neuer“ und die Nachnamen der deutschen Schützen skandiert. Mitreißender kann die Stimmung auf der Berliner Fanmeile auch nicht gewesen sein. Ich hatte allerdings ein wenig Mitleid mit den Besuchern des Films „Junges Licht“, der um 23 Uhr im Kino 1 startete, also in direkter Nähe zur Leinwand. Ich glaube, die armen Cineasten haben gut 20 Minuten lang kein einziges Wort verstanden. Ich hoffe, sie können es verschmerzen. Immerhin hatte das Fußball-Drama von Bordeaux ein Happy End.

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