Ludwigshafen Stolpersteine erinnern an NS-Opfer

In der Schießhausstraße in Süd wurde an das Schicksal von drei NS-Opfern erinnert.
In der Schießhausstraße in Süd wurde an das Schicksal von drei NS-Opfern erinnert.

Es sind die Ludwigshafener Stolpersteine Nummer 332 bis 334, die am Dienstag von den angehenden Erzieherinnen der Anne-Freud-Schule in der Schießhausstraße verlegt worden sind. Sie erinnern an das Schicksal von Betty, Lore und Susanne Bermann. Die Gedenkpflastersteine mit der gravierten Messingoberfläche stehen für alle Opfer des Nationalsozialismus.

Das Schicksal der drei Frauen ist besonders tragisch, denn eigentlich hatte die Familie schon im Jahr 1935 eine Ausreisegenehmigung in die USA erhalten. Nach dem (natürlichen) Tod des Vaters waren Betty Bermann und ihre beiden Töchter jedoch in Ludwigshafen geblieben. Betty Bermann und ihre Töchter Lore und Susanne wurden am 22. Oktober 1940 von Ludwigshafen in ein Lager ins südfranzösische Gurs deportiert. Betty Bermann wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Beide Töchter konnten entkommen und wanderten 1946 in die USA aus. Lores Tochter, Barbara Breitmann, war am Dienstag der Zeremonie per Videostream zugeschaltet. „Wir möchten an alle Menschen denken, die Opfer eines Krieges werden. Denn jeder Krieg ist schlimm – damals wie heute“, sagte Schülerin Mihriban.

„Brücken bauen“ ist das Unterrichtsthema der Erzieher-Klasse 22a Und mit den Stolpersteinen wollen sie eine Brücke bauen. Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Deutschland und Amerika, gegen das Vergessen und für Wertschätzung der Opfer des NS-Terrors. Die Gedenkpflastersteine mit der gravierten Messingoberfläche setzte diesmal nicht der „Stolperstein“-Initiator und Künstler Gunter Demnig. Als besonderes Zeichen der Wertschätzung können ausgewählte Initiativen die Stolpersteine in ihrer Stadt mittlerweile selbst verlegen. Der Verein „Ludwigshafen setzt Stolpersteine“ gehört dazu. Und auch die BBS Anna-Freud-Schule hat bereits Erfahrungen gesammelt. „Das ist bereits die dritte Stolpersteinverlegung, die von unserer Schule initiiert wurde“, erklärte Schulleiterin Beate Engelhardt-Sikora.

Weitere Aktion am 9. November

So wurde mit Musik und kleinen Brückensteinen symbolisch die Brücke in die Vergangenheit geschlagen. Dem schlossen sich auch spontan einige Nachbarn an, die ebenfalls Blumen und Erinnerungen mitgebracht hatten. Die Veranstaltung endete mit dem Zitat, das Barbara Breitmann der Schulklasse während der Vorbereitungen mit auf den Weg gegeben hatte: „Alles, was nötig ist, damit das Böse triumphiert, ist, dass gute Menschen nichts tun.“ Die nächsten Stolpersteine sind schon in Vorbereitung. Am Donnerstag, 9. November, dem Gedenktag der Pogromnacht gegen die jüdische Bevölkerung in Ludwigshafen, werden sie verlegt.

Seit November 2007 wurden an vielen Stellen in der Innenstadt und in den Stadtteilen „Stolpersteine“ ins Ludwigshafener Straßenpflaster eingelassen. Sie sollen Passanten zum kurzen Innehalten bewegen, denn in ihre Oberfläche sind die Namen und Lebensdaten von Ludwigshafener Verfolgten des Dritten Reichs eingraviert. Die Idee und das Konzept stammen von dem Kölner Künstler Gunter Demnig, der inzwischen in vielen Städten in Deutschland und Europa mit dieser Aktion auf das Schicksal vergessener Opfer hingewiesen hat.

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