Ludwigshafen Soulman aus dem Schwarzwald

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Über elf Jahre ist es jetzt her, dass Max Mutzke Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten hat. Natürlich hat er sich seitdem künstlerisch weiterentwickelt. Als er im Mannheimer Capitol lässig über die Bühne groovte und mit seinem Publikum flirtete, mussten aber vielleicht doch einige im Saal an den jungen introvertierten Mann von damals denken, der mit geschlossenen Augen in sich hinein sang. Aus ihm ist ein Soulman geworden.

Dass Soul-Pop und R’n’B Max Mutzkes musikalische Heimat sind, steht nach diesem Konzert wohl außer Frage. Auf seinem letzten Album „Durch Einander“ tobte sich der 34-Jährige zwar im Jazz aus, kehrte nun aber wieder zu seinen Wurzeln zurück. Denn die Songs des neuen Albums, das er schlicht und einfach „Max“ getauft hat, sind meist poppige Soul-Nummern, die ins Ohr gehen. So wie „IOU“ (I owe you) oder „Unsere Nacht“. Wie gewohnt, sang Max Mutzke mal in deutscher, mal in englischer Sprache. Den Jazz gab es diesmal nur im Vorprogramm: Trompeter Nils Wülker sorgte mit seinen gefühlvollen Stücken für einen Kontrast. Das Programm bestand hauptsächlich aus Songs vom neuen Album, aber auch ein paar ältere Stücke waren dabei wie „Marie“ oder „Schwarz auf Weiß“. Letzteres hat Mutzke geschrieben, bevor er durch die TV-Casting-Show von Stefan Raab quasi über Nacht berühmt wurde. Ein Freund hatte Mutzke angemeldet, weil er selbst kein Interesse an solchen Formaten hatte. Doch der damals 22-Jährige aus Waldshut-Tiengen gewann die Show und auch gleich den deutschen Vorentscheid. Mit seinem Song „Can’t wait until tonight“ trat er 2004 beim Eurovision Song Contest in Istanbul an und belegte einen achtbaren achten Platz. Mittlerweile ist es ein bisschen ruhiger um Max Mutzke geworden. Er füllt nicht mehr die großen Hallen, doch er hat eine treue Fangemeinde, die ihn dafür schätzt, dass er auf dem Teppich geblieben ist und sein eigenes Ding durchzieht. Aber vor allem ist es die Stimme, die einen schier wegbläst, wenn Mutzke so richtig aufdreht. Es gibt in Deutschland wohl nur wenige Sänger, die so viel Soul in der Stimme haben, eine solche Kraft und gleichzeitig diese Verletzlichkeit. Manche sehen in Max Mutzke den deutschen Joe Cocker – übertrieben ist das nicht. Auch Soul-Altmeister James Brown ist ein Vorbild des Sängers aus dem Schwarzwald. Zugegeben, Mutzkes Dancemoves sind vor allem in der Hüfte etwas steifer, doch stimmlich braucht er sich vor den Größen des Soul nicht zu verstecken. Zudem hat sich der Sänger und Songschreiber exzellente Musiker in seine Band geholt. Neben dem Gitarristen Justin Balk, der Mutzke bereits seit einigen Jahren virtuos begleitet, sorgte das Trio Monopunk mit Maik Schott an den Tasten, Benny Samar am Bass und Tobias Held am Schlagzeug für einen soliden Soul-Sound. „Max“ ist ein sehr intimes Album: „You are all around me“ und „Hier bin ich Sohn“ hat Mutzke seiner verstorbenen Mutter gewidmet. Das Songschreiben helfe ihm, solche Schicksalsschläge zu verarbeiten, sagt er. In „Ich ohne Dich“ singt er von der Verlorenheit, die einen manchmal überkommt, wenn man von seiner Liebe getrennt ist. Jeder Song von Max Mutzke hat eine Geschichte, die er gerne mit seinem Publikum teilt. Das ist manchmal traurig, aber auch lustig – zum Beispiel, dass ihn die „Rasen betreten verboten“-Schilder in Baden-Baden zu dem Song „Laut“ inspiriert haben. Mit „Charlotte“ trat Mutzke 2014 bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest für Baden-Württemberg an und belegte den siebten Platz. Dieser funkige James-Brown-Gedächtnishit beschreibt das Gefühlschaos eines alten Freundes von Mutzke, der einfach nicht von seiner Jugendliebe Charlotte loskommt, und sie nicht von ihm – obwohl beide so verschieden sind: „Er ist Forstwirt, sie Modedesignerin, muss ich mehr sagen?“ Als Zugabe kam dann zur Freude der Fans eine Soulrock-Version von „Can’t wait until tonight“. Mit Unterstützung von Jazztrompeter Nils Wülker, der nochmals auf die Bühne kam, gab Max Mutzke außerdem eine sehr anrührende Interpretation von Radioheads „Creep“ – eine gefühlvolle Verabschiedung des Soulman.

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